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- Fotos: Hendrik Urbin / Christian P. Stadtfeld
30.07.12 - GREBENHAIN
"Glück im Unglück" hatten am Sonntagnachmittag gegen 15:24 Uhr zwei Besatzungsmitglieder eines Segelflugzeugs. Der 28-jährige Pilot und sein 37 Jahre alter Co-Pilot (beide aus dem Raum Gießen) waren mit ihrem Segelflieger in der Gemarkung von Nösberts-Weidmoos (Vogelsbergkreis) "abgestürzt". Sie kamen aus Gießen und wollten in Gedern landen. Die fünf Jahre alte Maschine von dem bekannten baden-württembergischen Hersteller Schempp-Hirth (Kirchheim unter Teck) zerschellte unmittelbar neben dem "Vulkanradweg". Dieser verbindet Altenstadt in der Wetterau mit der Burgenstadt Schlitz im Vogelsberg und ist vor allem in den Sommermonaten stark frequentiert. Glücklicherweise fuhr zur Zeit der "Bruchlandung" niemand in unmittelbarer Nähe der Unglücksstelle.
Aufgrund der schlechten Thermik kam es offenbar zu einem "Strömungsabriss", so die Erkenntnisse der Polizei. Der Pilot wollte deshalb auf einem nahe gelegenen Haferfeld eine Außenlandung durchführen, streifte allerdings einen etwa 20 Meter hohen Kirschbaum, riss zahlreiche Äste ab und landete völlig zerstört und auseinandergerissen in einem Brennnessel-Gebüsch. Der Segelflieger: ein Totalschaden, der auf etwa 150.000 Euro beziffert wird. Die beiden Insassen kamen nach der rettungsdienstlichen Erstversorgung vorsorglich ins Eichhof-Krankenhaus nach Lauterbach. "Sie waren ansprechbar und hatten leichte Schmerzen im Rücken", sagte ein Augenzeuge gegenüber "osthessen-news". Der Pilot soll kurz nach dem Absturz sogar noch mit der Leitstelle Vogelsberg telefoniert haben.
Einer der das Geschehen live miterlebte, ist der 53-jährige Bodo Schmidt: "Ich habe den Absturz von meinem Balkon gesehen und zu meiner Frau gesagt: Jetzt muss ich mal rüber fahren." Parallel alarmierte Schmidt seinen Schwiegersohn Mario Henning. Dieser ist Gemeindebrandinspektor von Grebenhain und eilte ebenfalls sofort zur Unglücksstelle.
Das Segelflugzeug vom Typ "Duo-Diskus X" mit einer Spannweite von 20 Metern gehört dem Flugsportverein Gießen. Verantwortliche, die nach Nösberts-Weidmoos kamen, um das Wrack zu bergen, nahmen es gelassen und sprachen im Gespräch mit "osthessen-news" von einer "harten Außenlandung". Erleichtert waren sie darüber, dass - so ein Vereinsmitglied - "die beiden Flugkameraden unverletzt blieben, so die Untersuchungsergebnisse im Krankenhaus." Und weil es keinen "Personenschaden" gibt, musste auch die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) aus Braunschweig keine Ermittlungen vor Ort aufnehmen.
Im Einsatz waren neben einem Rettungswagen mit Notarzt, die Feuerwehren aus Grebenhain und Nösberts-Weidmoos sowie eine Streife der Polizeistation Lauterbach. Ein Bild vor Ort machte sich auch der Vogelsberger Kreisbrandinspektor Werner Rinke. Die Unfallstelle wurde der Polizei weiträumig abgesperrt, sodass die Radfahrer einen Umweg über den parallel verlaufenden Feldweg in Kauf nehmen mussten. (cps). +++