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Ein nachdenklicher Intendant

Ihre Wege trennen sich, Maren Dey, links und Holk Freytag (Mitte) bei den Proben im April 2010 in der Wever Halle - Fotos: Gerhard Manns

07.09.10 - BAD HERSFELD

Festspiele 2011 mit "Hamlet", "Sunset Boulevard" und "Der Name der Rose"

Die Festspiel- und Theaterkommission und der Magistrat von Bad Hersfeld haben am Montagabend den Spielplan für die Festspiele im kommenden Jahr vorgestellt. Auf der Bühne der Stiftsruine stehen demnach 2011 nach wie vor zwei große Schauspiele, ein Musical und ein Familienstück auf dem Spielplan. Mit "Sunset Boulevard" ist zum dritten Mal ein Musical von Andrew Lloyd Webber dabei, die „Hersfelder West Side Story“ wird wieder aufgenommen und auch Shakespeares "Hamlet" kehrt zurück. Hauptthema der Festspiele 2011 soll nach Angaben der Festspielleitung "Europa" bleiben. Zum Start der 61. Saison des bundesweit bedeutenden Theater-Festivals wird "Das Dschungelbuch" am 17. Juni 2011 gezeigt.

Intendant Holk Freytag zeigte sich mit dem Ergebnis 2010 "nicht ganz unzufrieden, es hätte aber besser sein können". Eine Überraschung allerdings war die Ankündigung von Holk Freytag, dass seine Pressesprecherin Maren Dey ihn um die Auflösung des Arbeitsvertrages gebeten habe. Sie war auch nicht bei der Pressekonferenz anwesend. Über eine Nachfolgerin werde bereits verhandelt, hieß es. Die Eintrittspreise werden sich 2011 nicht ändern, so erklärte am Abend Karl Schmidt, der Fachbereichsleiter für die Festspiele. Als Termin der ersten Probe nannte er den 09. Mai 2011 - und damit deutlich später als 2010. Und noch eine Zahl für die vergangene Saison, die der 1. Stadtrat und "Übergangs-Bürgermeister" Prof. Lothar Seitz nannte: "Das Defizit wird nach den neuesten Berechnungen knapp 1 Mio. Euro betragen".

DER SPIELPLAN: Stiftsruine

Auf der Bühne der Stiftsruine werden 2011 nach wie vor zwei große Schauspiele, ein Musical und ein Familienstück präsentiert. Außerdem wird die Meisterinszenierung von Matthias Davids und Melissa King der „West Side Story“ wieder aufgenommen, wie die Festspielleitung in einer Pressenotiz mitteilte. Zum ersten Mal in der Geschichte der Festspiele wird die Festspiel-Saison mit dem Familienstück eröffnet. Janusz Kica inszeniert mit einer großen Star-Besetzung Rudyard Kiplings Das Dschungelbuch in der Bearbeitung von Gerold Theobalt und mit der Musik von Wolfgang Schmidtke.

Nach „Evita“ und „Jesus Christ Superstar“ präsentieren die Bad Hersfelder Festspiele in der Spielzeit 2011 zum dritten Mal ein Musical von Andrew Lloyd Webber: "Sunset Boulevard" mit Helen Schneider in der Hauptrolle. Die Geschichte vom alternden Stummfilm-Star Norma Desmond wird der gefeierte Regisseur und Chef der Musical Abteilung der Essener Folkwang Universität Gil Mehmert inszenieren. Die musikalische Leitung liegt in der bewährten Hand von Christoph Wohlleben.

Wie für die Bad Hersfelder Stiftsruine geschrieben scheint Claus J. Frankls Bearbeitung von Umberto Ecos Schlüsselroman "Der Name der Rose". Verschiedene Gruppierungen des Romans spiegeln kontroverse Auseinandersetzungen des sich langsam aufeinander zu bewegenden Europas. Eco benutzt das ausgehende Mittelalter als Metapher für europäische Konflikte des 20. Jahrhunderts. Inszenieren wird Intendant Holk Freytag, das Bühnenbild übernimmt Diana Pähler, die Kostüme entwirft Michaela Barth.

"Hamlet" kehrt zurück

Nach über 25 Jahren kehrt Shakespeares wohl bekanntestes, von vielen auch als bedeutendstes Stück angesehen, zurück auf die Bühne der Stiftsruine: Hamlet, Prinz von Dänemark. Shakespeares genialer Text erfährt durch die ständig wechselnden Themen, die unser Leben bestimmen, auch eine ständig wechselnde Aktualität. Die Geschichte des hochbegabten jungen Mannes, der sich nicht entscheiden kann und dadurch ein Königreich verspielt, wird angesichts der Rolle Europas im Konzert der Kontinente zu einem Diskurs des Überlebens. Es inszeniert Jean-Claude Berutti, der in diesem Jahr eine Inszenierung von Maxim Gorkis „Sommergäste“ abgeliefert hat. Bühne und Kostüme entwirft, wie schon in diesem Jahr Rudi Sabounghi.

Aufgrund des großen Erfolges auch in diesem Jahr wird die „Hersfelder West Side Story“ in der einzigartigen Inszenierung von Matthias Davids mit der Choreografie von Melissa King auch in der kommenden Saison wieder auf dem Spielplan stehen. Angesetzt sind fünf Vorstellungen am Ende der kommenden Festspiel-Saison.

Eichhof

Zwei Paare, das eine, Ginny und Greg, jung, frisch verliebt und noch nicht verheiratet, das andere, Sheila und Philip, seit Jahren im Stand der Ehe befindlich und von der Zweisamkeit etwas gelangweilt. Ginny will ihre Eltern, die sie schon lange nicht mehr gesehen hat, besuchen. Sagt sie wenigstens. Was daraus folgt entwickelt sich zum Psychogramm zweier Beziehungen. Der Meister des witzigen Dialogs und der Situationskomik, der englische Erfolgsdramatiker Alan Ayckbourne hat mit Halbe Wahrheiten ein ebenso spritziges wie tiefgründiges Stück über das Generationen übergreifende Thema „boy meets girl“ geschrieben. Inszenieren wird der polnische Regisseur Janusz Kica.

Schilde Halle

„Ein Mann kommt nach Deutschland – und da erlebt er einen ganz tollen Film – von einem Mann, der nach Deutschland kommt . . .“ Wolfgang Borcherts Vorspruch zu seinem einzigen Theaterstück, das so etwas wie das Manifest des Nachkriegsdeutschlands wurde, liest sich heute brandaktuell, aber auch ganz anders. Es ist kein Spätheimkehrer, der da in unser Land kommt, es ist ein Einwanderer aus einem fernen Land, den die Feindseligkeit, die ihn empfängt in den Selbstmord treibt. Draußen vor der Tür gehört nach wie vor zu den ganz großen Theatertexten eines post-faschistischen Deutschlands. Dem frühverstorbenen Autoren, der die triumphale Uraufführung seines Stückes nicht mehr erlebt hat, ist eine überzeitliche Parabel über das Fremdsein im eigenen Lande gelungen, wie es nach ihm kaum jemals einer erreicht hat. Inszenieren wird Intendant Holk Freytag, die Bühne übernimmt Diana Pähler, die Kostüme entwirft Michaela Barth.

"Europolis 2050"

Die Utopie eines neuen Europa zu entwerfen, ist auch in der Spielzeit 2011 das Thema von Europolis 2050. Wie wird unser Kontinent 2050 aussehen? Was könnten europäische Kultur, europäische Identität und Diversität in 40 Jahren bedeuten? Wie können wir mit anderen Regionen der Welt wie Asien oder den amerikanischen Kontinenten konkurrieren? Nach dem Start des Internationalen Jugendforums werden auch 2011 wieder ca. 50 Jugendliche aus fünf verschiedenen europäischen Ländern im Alter von 15 bis 19 Jahren zehn Tage lang zu Gast bei den Bad Hersfelder Festspielen sein. Unter der Leitung erfahrener Theaterpädagogen sind sie aufgefordert, ihre Gedanken und Fantasien eines zukünftigen Europas in einer öffentlichen Matinee in der Schilde Halle auf die Bühne zu bringen.

Die Sommerakademie setzt sich in einer Reihe von Veranstaltungen mit den Themen der Festspiele auseinander und soll gerade junge Menschen in die Welt des Theaters einführen. Vorträge, Lesungen, Probenbesuchen und Gesprächsrunden mit Experten, Regisseuren, Schauspielern und Dramaturgen bilden einen Rahmen und eine theoretische Ergänzung zu den Festspielen für die Öffentlichkeit. Eröffnet wird die Sommerakademie im kommenden Jahr mit einer Europa-Rede in der Stiftsruine, zu der ein ausgewiesener Europa Politiker eingeladen wird.

In der kommenden Saison sinkt der Etat von 5,05 Millionen Euro auf rund vier Millionen Euro, wie Verwaltungsdirektor Karl Schmidt am Montagabend in Bad Hersfeld sagte. Wegen des schwachen Zuschauerzuspruchs werden die Festspiele um fünf Tage gekürzt. Sie finden vom 17. Juni bis zum 6. August 2011 statt. Bei der Zuschauerkalkulation für das kommende Jahr wolle man bescheidener rechnen, sagte Schmidt.

Ein vielfältiges Rahmenprogramm mit Konzerten, Lesungen, Ausstellungen und Aktivitäten runden die Saison 2011 ab. Das vollständige Programm und die Besetzungen werden in der großen Programm-Pressekonferenz Anfang Oktober 2010 vorgestellt. +++


Von links, Karl Schmidt, Professor Lothar Seitz und Holk Freytag

Holk Freytag beantwortet die Fragen der Jornalisten


Holk Freytag beim Interview mit dem HR-Hörfunk

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