Gewalt kein Tabu-Thema an Gesamtschule - Sport als Präventionsmittel

"Wir seine keine Insel der Glückseeligkeit. Ein Problem ist die versteckte Gewalt etwa in Internetforen wie StudiVZ und ähnlichen Portalen", sagte Lutz Seibel, Leiter der Gesamtschule Niederaula über mögliches Gewaltpotenzial an seiner Schule in einer ländlich geprägten Region und auf die Frage von Moderator Markus Pfromm ob die Gesamtschule Niederaula auch von Gewaltauswüchsen seiner Schüler betroffen ist. In der benachbarten Großsporthalle trafen sich am Samstag auf Initiative der Schützengilde Mengshausen Experten aus Schule, Sport und Politik zu einem Präventionstag "Sport statt Gewalt". Dass Sport ein gutes Mittel ist, auf die Entwicklung der jungen Menschen vom Kindesalter an einzuwirken, darüber waren sich alle Podiumsteilnehmer einig. "Wichtig ist, dass Schule und Vereine zusammenarbeiten, um möglichst frühzeitig Konflikte zu lösen", sagte Niederaulas Bürgermeister Thomas Rohrbach. Teamgeist werde in Vereinen gefördert.

Eine zweite Komponte können die Heranwachsenden besonders in Schützenvereinen lernen. Hier ist vorallem Konzentration gefragt. Dies unterstrich auch der Sportleiter im Hessischen Schützenverband, Dieter Heinrich. Sportliche Stargäste des Tages waren indes die Welt-Torhüterin, zweimaligen Weltmeisterin und heutige National-Torwarttrainerin Silke Rottenberg sowie die Paralympicssiegerin - und eine der tragenden Säulen dieser Veranstaltung - Manuela Schmermund. "Für mich ist es Selbstverständlich, dass ich meine Erfahrungen an junge Menschen weitergebe und mich an Aktionen wie heute beteilige", erklärte Rottenberg, während knapp 20 Nachwuchstorhüterinnen aus dem Landkreis Hersfeld-Rotenburg schon sehnsüchtig auf die Trainingseinheit mit ehemalige Nummer eins im deutschen Tor warteten.

Dass Sportschießen nichts mit Gewalt und Gefahrenpotenzial zu tun hat, unterstrich Schmermund. Nicht die Waffe, sondern der Mensch dahinter sei für Gewalt verantwortlich. Die ehemalige Schülerin an der Gesamtschule Niederaula und erfolgreiche Behindertensportschützin engagiert sich seit geraumer Zeit für die Iniative Schule machen ohne Gewalt (SMOG). Doch während des Präventationstages ging es nicht nur über Jugendliche sondern vorallem mit jungen Menschen. "Es gibt auch an unserer Schule Gewalt, jedoch nicht so stark wie beispielsweise in Berlin", erklärte Schulsprecherin Laura Strott. Gespräche und Diskussionen in der Klasse seien wichtig, um die Ursachen zu finden und somit mögliche Probleme zu lösen, schlug die Schülerin vor.

Auch Professor Dr. Heinz Zielinski verschwieg nicht, dass Gewalt an hessischen Schulen Thema ist. "Gewalt ist kein Phänomen der letzten Jahre. Die Form der Gewalt hat sich jedoch stark verändert", sagte Zielinski. Deshalb sei Prävention und Aufklärung wichtig.

Knapp 200 Eltern und Schüler waren bei dem informativen und kurzweiligen Vormittag dabei - Inhalt und Form des Programms hätten sicher mehr Zuhörer verdient gehabt. Ein weitere Höhepunkt des Präventionstages lieferte SMOG. Der Verein gab interessante Einblicke in sein Arbeit an der Basis. Rollenspiele und Gespräche zeigten, wie Gewalt abläuft und wie man sich mit einfachen MItteln wehren kann. Weitere Informationen zur Arbeit von SMOG im Internet unter der Adresse http://www.smogline.de. Am Samstag traten die Schützengilde Mengshausen und der Hessische Schützenverband dem Verein bei. Eine weitere soziale Geste am Rande: Der Erlös einer Tombola wird den Erdbebenopfern in Haiti gespendet - immerhin 400 Euro kamen beim Losverkauf zusammen.

Am morgigen Sonntag steht ein weiterer sportlicher Leckerbissen auf dem Programm. Zum Hessenliga-Finale treten alle acht Mannschaft ab zehn Uhr an. Die Gastgeber sind hochmotiviert. Der Meistertitel ist ihnen nicht mehr zunehmen. Dennoch: "Beim ersten Heimwettkampf vor einem Jahr in dieser Halle war ich so nervös wie nicht mal im Finale bei den Paralympics 2004 in Sydney", sagte Manuela Schmermund. Zahlreiche Titelträger auf nationaler wie internationaler Ebene treten in Niederaula an. Die Fans - im letzten Jahr kamen zur Premiere rund 500 Menschen und sorgten für einen Hexenkessel - können die Wettkämpfe hautnah und zeitgleich über große Monitore in der Halle verfolgen. (Hans-Hubertus Braune) +++