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Freuten sich über die Ehre (v. links): der Fuldaer Landrat Bernd Woide, Bundesverdienstkreuz-Träger Michael Passarge und Armin Faber, Bürgermeister von Bad Salzschlirf

Rund 100 Gäste ... - Fotos: jd

03.02.09 - BAD SALZSCHLIRF

Bundesverdienstkreuz für Michael PASSARGE - Astronom und Prädikant

Michael Passarge, der renommierte Astronom aus Bad Salzschlirf, wurde gestern Abend mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Zur Feierstunde für den 58-Jährigen, der bereits durch die Namensgebung eines "eigenen Asteroiden" fachliche Ehrung erfuhr, hatten sich rund hundert Gäste im "Badehof" eingefunden - weniger, als eigentlich gerne dabei gewesen wären.

Aber die Wissenschaftler-Kollegen, die wegen geographischer Entfernung nicht anreisen konnten, hatten in großer Zahl ihre Glückwünsche geschickt - und da Bürgermeister Armin Faber alle Gratulationen verlas, kam auch die Gästeschar in den Genuss fachspezifischer Erinnerungen oder persönlicher Worte. Faber und Landrat Bernd Woide würdigten in ihren Ansprachen die "doppelten Verdienste" des Himmelskundlers: auf internationaler Ebene im wissenschaftlichen Bereich und in seiner Heimatgemeinde als Gründer eines astronomischen Vereins und Erbauer einer Sternwarte, der mit Leidenschaft über 10.000 Menschen Geheimnis und Faszination des Sonnensystems näher brachte.

Im "Krankenbett" zu den Sternen gekommen

Sein Schlüsselerlebnis mit dem Himmel hatte Michael Passarge schon als junger Mann. Mit 18 Jahren lag er mit einer lebensbedrohlichen Krankheit, um deren Gefährlichkeit er sich als Sohn eines Arztes keinerlei Illusionen machte, im Krankenhaus. Von seinem Bett aus konnte er am Nachthimmel einen hellen Lichtpunkt erkennen – und hatte viel Zeit, ihn zu beobachten. An einem Abend wartete der schwerkranke Patient bereits auf die Himmelserscheinung und stellte erstaunt fest, dass der Stern vier Minuten früher erschien. Weil er selbst nicht aufstehen konnte, bat Passarge einen Mitpatienten, die kommenden Positionen mit einem Stift auf der Fensterscheibe zu markieren: die erste astronomische Kartierung seines Lebens war bald als Muster von Sternen und Planetenschleifen zu erkennen. „So bin ich zu den Sternen gekommen“, sagt der passionierte Astronom.

Damals besuchte auch ein junger Jesuitenpater Passarges Krankenzimmer und machte ihn mit dem 8. Psalm vertraut.: „Was ist der Mensch, dass du sein gedenkest?“ Er sei damals nicht sehr zugänglich gewesen, habe im Gegenteil mit seinem Schicksal gehadert, aber die Bibelstelle ließ ihn nicht mehr los: „Über diese Frage denke ich bis heute oft dankbar nach“, sagt er. Im „Hauptberuf“ war Passarge Zahntechniker und betrachtete die Beschäftigung mit Himmelsphänomenen und Religion als Balance fördernden Ausgleich zum feinmotorischen Handwerk.

Seit 2005 ist er nach einer eigenen Ausbildung ehrenamtlicher Prädikant der evangelischen Kirche von Kurhessen und Waldeck. In seinem Heimatort Bad Salzschlirf stellt er sich gerne in den Dienst der Kirche und nutzt das Observatorium, um auch auf die Schöpfung hinzuweisen. Im Angesicht der Sterne drängt sich auch dem nüchternsten Betrachter die Frage nach dem Woher und Wohin, dem "Was ist der Mensch", auf. Dabei gibt es für ihn keine Diskrepanz zwischen Glauben und Naturwissenschaft – im Gegenteil: „Bei sorgfältiger Betrachtungsweise ergänzt sich beides wunderbar. Ich glaube, dass es einen großen Plan gibt.“ Für eine Predigt setzt der Protestant volle14 Tage an, denn der Text muss mit seiner kritischen Weltsicht übereinstimmen: „Ich sehe mich als Querdenker mit einer Portion Eigensinn in guter lutherischer Tradition, und eine Predigt muss in mir reifen“.

Ein Asteroid trägt Passarges Namen

„Man muss genau beobachten, zuordnen und geduldig warten können“, beschreibt der anerkannte Sonnenexperte die Gemeinsamkeit seiner beiden Passionen. Nachdem er vor 30 Jahren nahezu alles über Astronomie verschlungen hatte, was es darüber zu lesen gab, baute er sich seine erste „Sehhilfe“ und legte damit den Grundstein zur eigenen Garten-Sternwarte. Daraus ist mittlerweile ein Verein von Himmelskundlern mit einem veritablen Observatorium mit mehreren lichtstarken Teleskopen im kleinsten hessischen Kurort geworden. Trotz seines profunden Fachwissens sind Passarges „Himmelskundliche Betrachtungen“ auch bei einem Laienpublikum hoch geschätzt, weil er komplizierte Zusammenhänge anschaulich und verständlich vermitteln kann.

Eine ganz außergewöhnliche Ehre ist dem Astronomen bereits zuteil geworden: der Asteroid Nr. 12670 hat von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) offiziell die Bezeichnung „Passargea“ bekommen. Das „a“ am Ende des Namens freut den 58-Jährigen ganz besonders: „Denn damit wird ausdrücklich auch meine Frau Ute gewürdigt – und das hat sie wirklich verdient mit ihrer unendlichen Geduld für meine Passionen“, sagt der Himmelskundler.

Die Vertreter der Gemeinde Bad Salzschlirf haben Michael Passarge für die Ehrung vorgeschlagen, weil er sich in besonderem Sinn für die Völkerverständigung engagiert hat. Seine Leistungen sind in der Vergangenheit schon mehrfach anerkannt und gewürdigt worden. Insbesondere die Namensgebung des Asteroiden 12670 mit dem Namen Passargea trägt diesem Umstand Rechnung. In seiner Begründung für diese Namensgebung schilderte der Direktor des Zentralobservatoriums der Russischen Akademie der Wissenschaften, Prof. Dr. Viktor Abalakin, ausführlich und in beeindruckender Weise seine Leistungen um die Erforschung der Sonne und des Sonnensystems. Er wies dabei auf dessen wissenschaftliche Auswertungen zur Feststellung und Darstellung der Magnetfeldstrukturen mit den einhergehenden diversen Wellenlängen unseres zentralen Sternes hin.

Dies war wiederum auch Anlass, Passarge die Friedrich Wilhelm Georg Struve-Medaille des Wissenschaftsrates der Hauptsternwarte Pulkova zu verleihen. Die Struve-Medaille wurde erst zweimal - jeweils an Fachgelehrte - verliehen. Obgleich der Geehrte im ehrenamtlichen Bereich agiert, wurde er Spitzenforschern und Fachgelehrten gleichgestellt. Ganz besonders ist dies durch den Leiter der Sternwarte, Prof. Dr. Alexander Stepanov gewürdigt worden, der in der Laudatio zur Verleihung dieser Medaille Passarges außerordentliche Verdienste auf dem Gebiet der Sonnenerforschung herausstellte. Beide in der Fachwelt anerkannte Wissenschaftler wären laut eigenem Bekunden heute auch gerne bei der Bundesverdienstkreuzverleihung dabei gewesen.

Gründung des Vereins der Sonnenfreunde

Passarge war aber nicht nur international tätig, sondern hat sich auch um seinen Heimatort in verschiedenen Positionen verdient gemacht. Herauszuheben ist dabei die Gründung und Führung des Vereins der Sonnenfreunde am 26.10.91 - mehr als 17 Jahre, als dessen 1. Vorsitzender. In dieser Funktion hielt er etwa 250 Vorträge zum Sonnensystem im Rahmen der „Himmelskundlichen Betrachtungen“ und erreichte mehr als 10.000 Zuhörer in seinen Veranstaltungen.

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Ein breites Feld nimmt auch Passarges Tätigkeit innerhalb der evangelischen Kirche ein. Seit 1995 ist er Mitglied des Kirchenvorstandes und seit 2001 dessen stellvertretender Vorsitzender, Mitglied der Kreissynode und ebenfalls seit 2001 stellvertretendes Mitglied im Kirchenkreisvorstand. Im April 2000 wurde er zum Lektor der Landeskirche berufen und im Mai 2004 zum Prädikanten bestellt, der Gottesdienste selbständig leiten und erarbeiten kann.

"Die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes ist die Anerkennung für die geleistete Arbeit, die Ihre im Stillen und Verborgenen erbrachten selbstlosen Aktivitäten für die Allgemeinheit würdigen soll. Sehr geehrter Herr Passarge, ich möchte Ihnen an dieser Stelle für Ihr Engagement herzlich danken und gleichzeitig meinen Respekt für Ihr bisheriges Lebenswerk aussprechen. Ich bin stolz, dass unsere Gemeinde solch einen Bürger hat!", sagte Bürgermeister Achim Faber - und dem war nichts mehr hinzuzufügen. (ci / gw) +++


... kamen zur Bundesverdienstkreuz-Verleihung ...

... an Astronom und Prädikant Michael Passarge.


"Als mein Vorgänger Ihre Sternwarte nicht finanzieren wollte, haben Sie sich gesagt: 'dann mach ich das eben selber," beschrieb Woide die Eigeninitiative des Geehrten

Bürgermeister Faber las zahlreiche Grußworte von Passarges Freunden und Kollegen aus aller Welt vor, die nicht zur Verleihung kommen konnten


Ein Teil der Auszeichnung gebührt sicher auch ihr - Ute Passarge (2.v.rechts) bei der Feierstunde neben ihrem Mann



Landrat Woide befestigte das Bundesverdienstkreuz



Für die musikalische Umrahmung der Veranstaltung sorgte das Ensemble Alexei und Nikolai Tkatschenko.


Die Journalisten Hartmut Zimmermann ...

... Christoph A. Brandner (Mitte) und Anke Zimmer (rechts).



Der Leiter der hessischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön, Otto Evers (Mitte)



Und dann war der Verdienstkreuzträger mit zahlreichen Gratulanten im Gespräch...

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