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Der Angeklagte Bernhard Plappert beim Prozessauftakt im Landgericht.

- Fotos: jd

26.02.08 - Fulda

„Wir sind die Partei für Recht und Ordnung“, heißt es im Wahlprogramm der rechten Republikaner. Der bekannte frühere Kommunalpolitiker der „Reps“, Bernhard Plappert lag in diesem Punkt offensichtlich nicht auf einer Linie mit dem Programm seiner Partei: seit heute steht er für mindestens sechs Verhandlungstage zusammen mit drei Mitangeklagten vor dem Fuldaer Landgericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm gewerbsmäßige Hehlerei und bandenmäßigen Anbau von Betäubungsmitteln vor. Der gelernte Werkzeugmaschinenbauer Plappert war früher Fraktionsvorsitzender der Republikaner im Fuldaer Stadtparlament und Kreistag.

Schon Ende letzten Jahres stand Plappert vor Gericht - damals allerdings „nur“ als Zeuge. Trotzdem wurden auch Ende November 2007 ein Teil seiner kriminellen Taten offensichtlich: Plappert hatte 2005 eine Mittlerrolle bei zwei Militaria-Diebstählen gespielt. In Neuhof-Giesel und im Kalbacher Ortsteil Uttrichshausen stahlen Auftragsdiebe Orden und Münzen aus privaten Sammlungen. Das Diebesgut wurde dann - wie Plappert damals als Zeuge erklärte - in seine Wohnung gebracht und von den Auftraggebern der Diebeseinbrüche abgeholt. Später versuchte der Republikaner auch selbst, Profit aus der gestohlenen Militaria-Ware zu schlagen. Dabei geriet er aber an einen Kaufinteressen, der in Wirklichkeit ein verdeckter Ermittler der Polizei war. „Kurz darauf bin ich festgenommen worden“, sagte Zeuge Plappert im November vergangenen Jahres.

Nach seiner Festnahme saß der Ex-Republikanerchef für rund zwei Monate in Untersuchungshaft. Danach wurde er mit einer elektronischen Fußfessel, die er wegen seines großen Beinumfanges am Arm tragen muss, aus der U-Haft entlassen.

Mit dem Verlesen der drei Anklageschriften begann heute Nachmittag vor dem Landgericht Fulda der Prozess gegen Plappert und drei Mittäter. Die beiden Haupt-Tatvorwürfe – nämlich den der Hehlerei mit gestohlenen Militaria-Sammlerstücken und den professionellen Anbau von Hanf zur Gewinnung von Marihuana – haben die vier Angeklagten in wechselnder Besetzung begangen, was zu insgesamt drei gesonderten Anklagen führte. Der im Rollstuhl sitzende rechte Kommunalpolitiker gab dem vorsitzenden Richter Peter Krisch anschließend bereitwillig Auskunft zu Herkunft-, Schul- und Berufsausbildung.

In Fulda am 27. Februar 1948 geboren, besuchte Plappert nach der Hauptschule das Domgymnasium und die Winfriedschule, die er nach zwei Jahren abbrach. „Da hat die Begeisterung schnell nachgelassen“, begründete er. Deshalb habe er eine Lehre als Maschinenschlosser im Ausbesserungswerk der Deutschen Bahn begonnen. Mitte der 1970erJahre machte sich Plappert – nach eigenen Worten „EDV-bezogen“ selbständig. Bis 1993 – dem Beginn seiner politischen Tätigkeit als Republikaner – habe er so seinen Lebensunterhalt verdienen können, obwohl es auf diesem Markt zu viele Anbieter gegeben habe. Mit seinem Einzug ins Fuldaer Stadtparlament sei es dann bergab gegangen – alle Abnahmequellen seien wegen seiner Parteizugehörigkeit versiegt, beklagte Plappert. „Heute mache ich nix mehr – ich bin dazu gesundheitlich nicht mehr in der Lage. Gut geht´s mir heute überhaupt nicht mehr.“ Von Lungenembolie, Ödeme im Körper, offenen Beinen bis zu Herzinsuffizienz führte er seine chronischen Leiden auf, die zu seiner vorzeitigen Entlassung aus der Untersuchungshaft geführt hatten. Er und die anderen Angeklagten sind unter Bewachung per elektronischer Fessel auf freiem Fuß.

Er sei immer noch Parteimitglied der Republikaner und habe seinen Wählerauftrag erfüllt, gab er zu Protokoll. Seine Ämter habe er aber nach seiner Verhaftung alle niedergelegt, um den Reps nicht zu schaden: „Das will ich der Partei nicht antun“. Als Kreis-, Bezirks- und stellvertretender Landesvorsitzender sei das „regelrecht in Arbeit ausgeartet“, er habe in rund 30 verschiedenen Gremien und Ausschüssen gesessen. „Ich saß als Hilfsschöffe auch mal da oben neben Ihnen“, sagte Plappert zu Richter Krisch.

Ja, zu den Vorwürfen der Anklage wolle er sich durchaus einlassen, erklärte der ab morgen 60-Jährige. Aber in Teilen streite er die Anklage der Staatsanwaltschaft auch ab. Fluchtgefahr, wie ihm unterstellt worden sei, habe tatsächlich nie bestanden: „Ich habe keinen Grund, das Fuldaer Land zu verlassen, auch wenn mein Ruf jetzt geschädigt ist.“

Nachdem die anderen drei Angeklagte ebenfalls zu Personalien und Vorleben Auskunft gegeben hatten, sollte die Verhandlung des ersten Prozesstages geschlossen werden. Der Rechtsanwalt Plapperts, Christian Celsen stellte aber noch einen Beweisantrag, der den „multiplen, schweren und chronischen Krankheitsstatus“ seines Mandanten und dessen Pflegebedürftigkeit zum Inhalt hatte. Dazu soll der behandelnde Arzt des Angeklagten gehört werden, beantragte der Anwalt.

Der Prozess wird mit der Befragung der Angeklagten zur Sache fortgesetzt. Nächster Verhandlungstag ist am kommenden Dienstag, der sechste und zunächst letzte Prozesstag am 13. März - jeweils ab 9 Uhr.

Weitere Informationen zur U-Haftentlassung und zur elektronischen Fußfessel veröffentlichte Osthessen-News unter: http://www.osthessen-news.de/beitrag.php?id=1138091

Einen ausführlichen Bericht über die Zeugenaussage von Plappert veröffentlichte ON unter folgendem Link: http://www.osthessen-news.de/beitrag.php?id=1143004 . +++


Plappert zusammen mit seinem Anwalt Christian Celsen.


Staatsanwalt Harry Wilke zusammen mit Plapperts Anwalt Celsen.

Der Bewährungshelfer (rechts) mit Plappert, ...


... der nicht am Fuß, sondern am rechten Handgelenk die so genannte "elektronische Fußfessel" trägt.


Der Vorsitzende Richter Peter Krisch (links)zusammen mit Richter Dr. Weddig Fricke als Beisitzer.

Die drei weiteren Angeklagten ...


... jeweils zusammen ...

... mit ihren Anwälten.

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