"JA"-Worte in 535 Meter Tiefe - Hochzeits-Premiere im Kalibergwerk

Der gestrige Samstag dürfte in doppelter Hinsicht ein Termin gewesen sein, der so schnell nicht vergessen wird: Nicht nur, dass sich Michael Diegmüller und seine Verlobte Giuseppa sich das "JA"-Wort gaben, sondern auch deshalb, weil sich zum ersten Mal ein Kalibergwerk mit Zeremonie in 535 Meter Tiefe als regelmäßiger Hochzeitsort empfahl. Der Betriebsratsvorsitzende der K+S KALI GmbH vom Werk Neuhof-Ellers, Michael Diegmüller, machte mit seiner Verlobten, Giuseppa Ferrara, den Anfang. Die neue Außenstelle des Neuhofer Standesamtes ist ein festlich geschmückter Raum unter Tage. Der gestrige Tag schreibt auch Geschichte in der Histore der K+S Gruppe und in der Werksgeschichte des Werkes Neuhof-Ellers: Es ist das erste Mal, dass eine Hochzeit in einem Kalibergwerk der K+S Gruppe stattfand und somit auch das erste Mal im Werk Neuhof-Ellers.

Vor der Einfahrt in die Grube, erhielt die Hochzeitsgesellschaft eine kurze Sicherheitseinweisung von der Grubenwehr und dem Produktionsleiter unter Tage, Johannes Zapp, wie man sich im Ernstfall zu verhalten hat. Auf Helm, Lampe und Atemschutzmaske darf auch bei so einer besonderen Veranstaltung nicht verzichtet werden. Nachdem jeder Teilnehmer seine Sicherheitsausrüstung erhalten hat, begab sich die Gruppe zum Förderkorb und fuhr circa 3 Minuten, bis man unter Tage angekommen war. Jetzt begrüßte der Neuhofer Werksleiter, Dieter Friedrich, die Gäste und betonte das Glück, dass es von nun an möglich ist sich unter Tage das Ja-Wort zu geben.

Nachdem sich die Hochzeitsgesellschaft im neuen Trauzimmer eingefunden hatte, nahm der Standesbeamte Ulrich Möller nach einer kurzen Einleitungsrede den "Höhepunkt des Tages" vor: Er fragte Michael Dieter Diegmüller und Giuseppa Ferrara einzeln, ob es deren Wille sei, die Ehe miteinander einzugehen. Beide antworteten mit JA und somit stellte der Standesbeamte fest, dass beide rechtmäßig und Kraft Gesetzes verbundene Eheleute sind. Im Anschluss an den eigentlichen Festakt folgte ein gemütliches Beisammensein bei einem Glas Sekt oder Orangensaft.

Zur Vorgeschichte:

Für Michael Diegmüller, der von der Pike auf im Bergbau tätig ist, stand fest, dass er Giuseppa Ferrara unter Tage heiraten wolle. Somit ging er mit seinen Plänen zu Dieter Friedrich, dem Werksleiter des Werkes Neuhof-Ellers, und unterrichtete ihn von seinem Vorhaben. Diegmüllers Intention war, dass es keine einmalige Geschichte bleibt, sondern für jeden Bergmann des Werkes Neuhof-Ellers möglich sei unter Tage zu heiraten. Aber Friedrich erweiterte den Personenkreis auf „Alle“, die es möchten und bestimmte Voraussetzungen erfüllen können. Anschließend wurde Johannes Zapp, der Produktionsleiter unter Tage in die Planungen eingeweiht und auch dieser war einfach nur begeistert. Michael Diegmüller hatte nun das OK der Werksleitung. Jetzt musste nur noch das Neuhofer Standesamt von seinen Plänen überzeugen.

Diegmüller machte einen Termin mit Marion Erb vom Neuhofer Standesamt und sagte ihr, dass er heiraten wolle und zwar unter Tage. Erb sagte ohne lange zu Überlegen, dass das aufgrund von Richtlinien, an die sie sich halten müsse, nicht möglich sei. In der Folgezeit gab es dann noch einige Gespräche zwischen den Beteiligten in Gemeinde, Werk und Brautpaar, an dessen Ende es dann doch "Grünes Licht" gab. Hier spiegelt sich das sehr gute Verhältnis der Gemeinde Neuhof zum Werk Neuhof-Ellers wieder. K+S holte noch die Genehmigung vom Bergamt ein und nun stand der Hochzeit unter Tage - es war die 33. in diesem Jahr - nichts mehr im Wege.

Künftig öfters "Heiraten unter Tage"

In seinem Schlusswort dankte der frischvermählte Diegmüller ganz besonders Bergwerksdirektor Dieter Friedrich, der ihn bei der gesamten Vorberitung tatkräftig unterstüzt hat und ohne ihn die Verwirklichung dieser Aktion „Heiraten unter Tage“ nicht möglich gewesen wäre. Diegmüller betonte, dass er hier nicht nur für sich spreche, sondern auch für die Zukunft. Denn die Bergleute liegen ihm ganz besonders am Herzen und ihnen soll es möglich sein, genauso wie er selbt unter Tage die Ehe einzugehen. Darüber hinaus können auch alle anderen Bürgerinnen und Bürger, die es möchten, im Bergwerk heiraten. Vielen Dank sagte Diegmüller auch Johannes Zapp und den Männern in Orange, nämlich der Grubenwehr für den reibungslosen Ablauf. Auf dem Weg von der "Standesamt-Außenstelle unter Tage" bis hin zum 300 Meter entfernten Förderkorb sangen die Hochzeitsgäste, angestimmt von Michael Diegmüller das Bergmannslied „Glück Auf, Glück Auf, der Steiger kommt …“.

Aus einem Gespräch mit Ulrich Möller hat sich ergeben, dass es in Planung sei, jeden ersten Samstag im Monat eine Trauung im Neuhofer Bergwerk durchzuführen. Interessenten, die beabsichtigen unter Tage zu heiraten oder nähere Informationen wünschen, wenden sich bitte an die Werksleitung oder an das Standesamt der Gemeinde. (Christian P.Stadtfeld) +++