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Der Rindertrainer beim Training "Klauenheben - Fotos: LBG

Das Fachpublikum aber auch die drei Charolaisrinder warten gespannt auf die Tipps und Tricks von Denis Fuchs, dem "Rinderflüsterer" aus dem Elsass.

19.09.08 - GRÜNDAU

"Rinder besser verstehen" - Kuhtrainer Denis FUCHS zu Gast in Gettenbach

Einen ganz besonderen Seminarleiter hatte die Berufsgenossenschaft Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland zu dem Seminar "Rinder besser verstehen" auf dem Gut Hühnerhof in Gründau-Gettenbach eingeladen. Sein Name ist Denis Fuchs und von vielen wird er nur "der Rinderflüsterer" genannt. Der elsässische Kuhtrainer hat viele Jahre als Klauenschneider gearbeitet und ist heute neben seiner Seminartätigkeit in der Besamung tätig. In der modernen Rindviehhaltung gibt es neben vielen Arbeitserleichterungen auch in bestimmten Arbeitsbereichen ein größeres Unfallrisiko im täglichen Umgang mit den Tieren.

Hier spielen die Vergrößerung der Herde, die Verminderung des Personals und die maximale Arbeitsanforderung an den Rindviehhalter eine entscheidende Rolle. Im vergangenen Jahr ereigneten sich über 1.900 Unfälle in der Rindviehhaltung. 1.040 Unfälle waren auf direkten Kontakt zwischen Mensch und Tier zurückzuführen. Angriffe von Bullen sind der häufigste Grund für Todesfälle im Umgang mit Rindvieh. Die 31 Todesfälle seit 1997 durch den Angriff eines Bullen oder einer Kuh belegen die Notwendigkeit von besonderen Maßnahmen zur Unfallverhütung in diesem Arbeitsbereich.

Beim Umgang mit Kühen sind die häufigsten Verletzungsursachen Fußtritte der Tiere beim Melken sowie bei deren Pflege und Behandlung. Bei der Weidehaltung und beim Füttern werden die meisten Unfälle durch Stoßen, Umrennen oder Einquetschen verursacht. Diese Unfälle können vermieden werden, wenn durch bauliche und organisatorische Maßnahmen der direkte Kontakt mit den Tieren eingeschränkt wird. Beim Umgang mit Bullen gibt es die meisten Unfälle bei der Pflege und Behandlung. Durch das Fixieren der Tiere in Fangfressgittern und Behandlungsständen können diese Unfälle verhindert werden. Corralanlagen und Hütehunde helfen Unfälle beim Verladen und der Weidehaltung, wo Personen von den Tieren umgerannt oder eingequetscht werden, einzuschränken.

Neue Ansätze bei der Verhütung von Rindviehunfällen

Denis Fuchs, Rindertrainer und Unfallverhüter aus dem Elsass, zeigte am 17.09.2008 auf dem Hühnerhof in Gründau-Gettenbach zunächst in der Theorie, wie das soziale Herdenverhalten und die Sinneswahrnehmung einer Kuh funktionieren. Die Wahrnehmung der Tiere ist anders als die des Menschen und damit ist auch ihr Verhalten anders. Wenn wir uns dieser Unterschiede bewusst sind, werden wir dem Tier nicht menschliche Verhaltensweisen aufdrängen und wir können dieses Wissen für den täglichen Umgang nutzen, damit in Zukunft Unfälle beim Umgang mit den Tieren verringert werden. Besonders leicht kann man sich die Neugierde der Kühe zu nutze machen, da sie an allem neuen interessiert sind und auf neue Dinge zugehen.

Sehen

Das Sichtfeld der Kühe ist breiter als das menschliche. Sie sehen keine fließenden Bewegungen, d. h. wenn ein Mensch vor ihnen steht und mit den Armen herumfuchtelt, dann sehen sie jeden einzelnen Bewegungsabschnitt des Menschen getrennt von einander. Beim Übergang von dunklen Räumen in das helle Freie oder umgekehrt brauchen die Augen der Kühe im Gegensatz zu unseren fünfmal länger, um sich an veränderte Lichtverhältnisse anzupassen.

Riechen

Ihr Geruchssinn ist viel stärker ausgebildet als der des Menschen. Ihre Kälber, ihre Herdenmitglieder aber auch den Menschen erkennen sie am Geruch. Deshalb können einfache Dinge wie der Wechsel der Arbeitskleidung, des Parfüms oder der Geruch eines neuen Hundes die Tiere verunsichern und beunruhigen.

Hören

Tiere hören Geräusche, die vom Menschen entweder nicht gehört werden können oder nicht für wichtig empfunden werden. Beim Umgang mit den Tieren ist eine ruhige Ansprache wichtig, empfindlich reagieren sie auf hohe Töne und eine ungewohnte Geräuschkulisse.

Tipps für die Pflege und Behandlung der Rinder

Am Nachmittag zeigte Denis Fuchs auf der abgeteilten Weide verschiedene praktische Tipps. Nicht nur für das Fachpublikum sondern insbesondere für die drei Charolaisrinder waren diese Methoden neu. Die Tiere wurden mit dem Lasso gefangen, angebunden und sie trainierten mit dem Rindertrainer das Aufheben einer Klaue sowie die Auslösung des Saugreflexes zur problemlosen Eingabe von Flüssigkeiten aus der Flasche. Auch das Ablegen der Tiere für die Klauenpflege oder den Tierarzt wurde gezeigt. Es wurde die französische und die italienische Methode demonstriert, die sich die Druckpunkte auf dem Widerrist und auf der Kruppe der Rinder zu Nutze macht, damit sie sich hinlegen.

Bei den Übungen konnten freiwillige Teilnehmer mitmachen und so für ihre eigenen Rinder üben. Denis Fuchs betonte, dass das Vertrauen zu den Tieren besonders wichtig ist. Rinder, Schweine und Pferde seien keine einfachen und folgsamen Maschinen, die "sofort nach dem Einschalten funktionstüchtig sind." Ganz im Gegenteil: Um erfolgreich mit seiner Herde arbeiten zu können, müsste der Landwirt vertrauensvoll mit ihren Tieren umgehen. "Es nützt Ihnen nichts, wenn sie viel über das Verhalten ihrer Kühe wissen, aber wenn Sie Ihre eigene Rolle in der Herde nicht kennen und kein Gefühl für die Tiere haben", so der Tierkenner.+++


Ein Teilnehmer übt die Auslösung des Kaureflexes bei dem Rind zur problemlosen Eingabe von Flüssigkeiten.

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