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- Foto: Privat Familie Willert

05.02.09 - BISCHOFSHEIM

Von der Wette zur Walze: Wie der Kreuzberg zu seinen Skiliften kam

Die Skilifte Kreuzberg gibt es nun schon in der 50. Saison. Seit 1958 sind sie Garant für alpinen Wintersport am Kreuzberg. Mit einer Wette fing damals alles an. Vor mehr als fünfzig Jahren fuhren einst drei Freunde aus Lohr am Main zum Skifahren nach Lech am Arlberg, darunter der Neuendorfer Federfabrikant Otto Willert. Während zwei der Freunde vom Skifahren nicht genug bekommen konnten, saß der dritte im Bunde, Otto Willert, nachmittags gerne mal auf der Terrasse des Hotels bei einer Tasse Kaffee und sah dem Treiben am Skilift interessiert zu. Den Schlegelkopf Schlepplift mit seinen Holzstützen direkt im Blickfeld, sah er, wie ein Bügel nach dem anderen vollbesetzt den Berg hinauf tanzte. Er fing in Gedanken an zu zählen: Ein Bügel, zwei Bügel, drei Bügel, … eine Mark, zwei Mark, drei Mark, … Halleluja, das läuft ja wie ein Fließband. Als sich Alfred und Herbert später dazu gesellten, sagte er ihnen auf den Kopf zu: „So einen Skilift wie hier in Lech am Arlberg baue ich dort, wo wir zu Hause immer Skifahren, am Kreuzberg in der Rhön.“

„Jaja Otti, das kaufen wir dir nicht ab. Nördlich der Alpen gibt es in Deutschland weit und breit keinen Skilift und gerade Du wirst das ändern wollen? Niemals!“ Die Ungläubigkeit seiner Kumpane spornte in nur noch mehr an, er fragte den Hotelier:„Sagen Sie, wer baut solche Skilifte und wo bekommt man so einen Skilift her?“ „Da gehen Sie besser nicht zum „Schmiedle“ sondern gleich zum Schmied“. Damit meinte er Arthur Doppelmayr, den Sohn eines Schmiedes aus Bregenz, der gerade damit begonnen hatte Schlepplifte mit Metall- statt Holzstützen zu produzieren und zu vermarkten. Direkt auf der Heimreise hat Otto Willert dann in Bregenz einen Zwischenstopp eingelegt und mit Arthur Doppelmayr angefangen einen der ersten Schlepplifte in Deutschland überhaupt zu planen. Das war die

Geburtsstunde des Blickliftes bei Bischofsheim in der Rhön.

Die erste Lifteröffnung

Im Dezember 1958 war es dann soweit: Der Blicklift am Kreuzberg wurde eröffnet. Die Skilifte Kreuzberg sind zwar mittlerweile an den Haselbacher Thomas Fuß verpachtet, aber immer noch im Besitz der Familie Willert, nun schon in der dritten Generation.

Heute ist das Skigebiet am Kreuzberg, das größte Skigebiet der Region und bietet jedem Sportler, ob jung oder alt, ob Anfänger oder Profi, Freude am Skifahren und Snowboarden. So kann man beispielsweise auf der längsten Piste der gesamten Rhön auf einer Strecke von 2,6 Kilometer die einmalige Schönheit der Winterlandschaft genießen. Oder auf der rasanten, sportlich attraktiven Abfahrt des "Wieslich" seine persönliche Tauglichkeit als Rennläufer testen. Für die Individualisten und Funsportler unter den Gästen stehen auch naturbelassene Abhänge abseits der präparierten Pisten zur Verfügung.

Die erste Pistenwalze

Der Skibetrieb begann im Winter 1958 mit der Eröffnung des Blickliftes. 1963 wurde der Rothanglift eingeweiht. Ein Jahr später wurde 1964 auch der Dreitannenlift eröffnet. Damit wuchs dieses Skigebiet zum größten Gebiet in der ganzen Rhön. Im 1968 kam die erste Pistenwalze zum Einsatz, die schneereichste Wintersaison folgte dann auch gleich im Jahr 1969. Heute reicht eine Pistenwalze nicht mehr aus, schon 1987 waren drei davon im Einsatz.

In früherer Zeit war es keine Selbstverständlichkeit an einem schönen sonnigen Sonntag einmal schnell zum Skifahren in die Rhön und zum Kreuzberg zu fahren. Um in das Skigebiet am Kreuzberg zu kommen, ließ die frühere Reichsbahn an manchen Wochenenden von Würzburg her einen „Ski-Express“ in Richtung Bischofsheim rollen. Die Ski und Rucksäcke geschultert ging es morgens los. Ein schier endloser Zug von Skifahrern zog in dichten Haufen in Richtung Haselbach, den steilen Hang hoch zum Kreuzberg. Auch war das Material natürlich noch von ganz anderer Beschaffenheit, als das heutzutage der Fall ist. Einstmals waren sie aus Holz, in Marke „Eigenbau“ gefertigt, die eisernen Bindungbacken stammten vom Dorfschmied. Daran befestigte man oben und der Seite Lederriemen, um damit den Schuh am Ski mehr oder minder fest zu halten. Das ermöglichte wenigsten einigermaßen das Skifahren im damaligen Fahrstil mit „Stemmbogen“.

Die übrige Ausrüstung war entsprechend. An den Füßen trugen die Wintersportler schwere Stiefel, Arbeitshosen, Wollhandschuhe und die Wollmütze auf dem Kopf. So war die Ausrüstung fertig. Die Skistöcke waren oft nur geschälte Fichtenstämmchen. Hinab gings. Auf dem Hang tummelten sich die Wintersportler, sausten auf Sprunghügel zu. Im Schuss. Ob es nun am Kreuzbergbier lag oder an den Skiern ohne „Stahlkanten“ jeden falls kam dann in den kurvenreichen und unübersichtlichen hügeligen und zudem vereisten „Fischzucht“, mehr als einmal zum Fiasko. Aber erneut ging es zum Kreuzberg hinauf. Die mitgebrachten Stullen schmeckten ausgezeichnet. So gab es auch schon damals unbeschwerte Tage im Schnee, bis am Abend der „Skiexpress“ die Wintersportler wieder zurück in ihre Heimatorte brachte.

In der Jubiläumssaison ist jeweils die fünfzigste Tageskarte am Rothang- und am Dreitannenlift umsonst. Die Gemündener Hütte gewährt an jedem Skitag bei der fünfzigsten Bestellung ein Freigetränk. Da heißt es also viel Glück beim Anstellen. (me) +++












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