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- Fotos: Franziska Vogt

FULDA Einmalige Badezeit nur für Frauen

Dieses Schwimmbad ist für Männer bald tabu - zumindest für zwei Stunden

Der Frauen-Schwimm- und Bade-Tag findet am Sonntag, 5. März, von 18.30 Uhr bis 20.30 Uhr im Sportbad Ziehers statt. Während dieser Zeit wird auch Aqua-Zumba angeboten.

26.01.17 - Sich im Badeanzug oder gar Bikini vor fremden Männern zu zeigen, ist für viele Frauen, vor allem für solche mit muslimischem Glauben, unvorstellbar. Darauf wird im Sportbad Ziehers nun im Rahmen der Frauenwoche reagiert. Auf Initiative von Assiya Eisert vom "antonius - Netzwerk Mensch" und der Frauenbeauftragten der Stadt Fulda, Katharina Roßbach, bleibt das Bad nach der regulären Öffnungszeit zwei Stunden lang nur für Frauen geöffnet. In dieser Zeit können sie unbeobachtet schwimmen und baden.

Es ist ein großer Erfolg für einige muslimische Frauen, die derzeit an dem "antonius - Netzwerk Mensch"-Projekt "Familienaktivierung" teilnehmen. Vor ungefähr zwei Jahren sind sie auf Assiya Eisert zugegangen, die schon drei Jahre zuvor einen Gymnastikkurs am Gallasiniring beworben hat, und haben ihr von ihrem großen Wunsch erzählt: ungestört in einem öffentlichen Bad schwimmen. Sie dachten dabei an das alte Stadtbad, in dem es wohl regelmäßig einen Frauenbadetag gegeben hat. Daraufhin fing Assiya Eisert an, sich nach einer Möglichkeit umzuschauen. Eine ihrer Ideen: das Caritas-Schwimmbad in Fulda. "Dort bekamen wir sporadisch die Möglichkeit, ungestört zu schwimmen." Allerdings nur, wenn sich ein Termin ergab, der nicht von einem Verein oder einer Schule besetzt war, was nicht regelmäßig der Fall war.

Aber auch, wenn die Schwimm-Termine für die muslimischen Frauen nur sporadisch stattfanden, kamen sie an. Assiya Eisert erinnert sich noch gut an den ersten Termin, bei dem sie vergeblich auf die Frauen wartete. "Sie haben sich nicht getraut zu kommen, weil das Schwimmbad zwei Glasfronten hat. Sie hatten Sorge, dass jemand hereinschauen könnte." Assiya Eisert war jedoch der Meinung, dass die Frauen dankbar dafür sein könnten, dass sie überhaupt eine Möglichkeit bekommen hatten, das Schwimmbad ab und zu allein zu nutzen. "An den Glasfronten konnte ich nichts ändern." 

Das sahen dann auch die Frauen ein: "Sie versuchten sich zu integrieren, was die Zusammenarbeit um einiges einfacher machte." Bei den darauffolgenden Terminen war das Schwimmbad rappelvoll. Und das ist auch einer der Gründe dafür, dass sich Assiya Eisert nach einem neuen Bad umschauen musste. "Das Bad ist für zwölf Personen ausgelegt. Zudem haben wir keine Termine mehr bekommen, weil das Bad so ausgebucht war. Der letzte Schwimmtag fand im August statt."

Also wie weiter machen? Für seine Bedürfnisse muss man kämpfen, fanden die Frauen, und Eisert schaffte es, dass sich sowohl die Frauenbeauftragte der Stadt Katharina Roßbach als auch Sportcoach Harald Piaskowski für die Idee begeisterten. Diese hatten nämlich schon vorher den Gedanken, dass es toll wäre, einen solchen Tag anzubieten. "Frau Roßbach gab dann den Impuls im Sportbad Ziehers, das Bad während der Frauenwoche einen Abend lang nur für Frauen zu öffnen", heißt es von der Öffentlichkeitsarbeit der RhönEnergie Fulda, die für das Schwimmbad zuständig ist. "Im Stadtbad Esperanto ist ein solches Angebot aus organisatorischen und vertraglichen Gründen nicht möglich. Im Sportbad Ziehers konnte die Bäder Betriebs GmbH (BBG, eine Tochter der Rhönenergie Fulda) es aber trotz aller organisatorischen Zwänge - einmalig zur Frauenwoche - möglich machen."

Auf den Schwimm- und Badetag für Frauen und die Idee, daraus eine regelmäßige Veranstaltung zu machen, gibt es jedoch nicht nur positive Resonanz: "Es gibt natürlich auch kritische Stimmen, die finden, dass Integration bedeutet, dass muslimische Frauen auch in gemischte Bäder gehen", sagt Roßbach.

Das Angebot für Frauen können jedoch nicht nur Muslimas nutzen: "Es gibt genug Frauen, die ungern ins Schwimmbad gehen, weil sie sich dort beobachtet fühlen." Um sie glücklich zu machen, haben die Beteiligten eine organisatorische Herausforderung gestemmt: "Zum einen, weil überhaupt erst einmal ein Zeitraum gefunden werden musste, zu dem das Bad nicht belegt war. Man kann ja zu veröffentlichten oder vereinbarten Badezeiten nicht einfach das Bad schließen. Zum anderen, weil von den 13 Fachkräften der BBG lediglich zwei weiblich sind. Männliches Personal war aber explizit nicht erwünscht." Am Frauen Schwimm- und Badetag sollten nicht nur ausschließlich weibliche Gäste kommen düfen, sondern auch nur weibliches Personal arbeiten. Und das hat die BBG hinbekommen: "Mehr als zwei Stunden lassen sich aber nicht einrichten."

Hier werden am 5. März nur Frauen schwimmen Foto: ON-Archiv

Diese zwei Stunden sind für die muslimischen Frauen des Projekts "Familienaktivierung" aber schon genug: "Sie haben sich total gefreut, als sie gehört haben, dass es den Tag geben wird", sagt Assiya Eisert. Sie will jetzt versuchen, so viele Frauen wie möglich zu aquirieren, um dadurch ein Zeichen zu setzen. "Vielleicht wird es sogar eine Petition geben, damit es so einen Frauen-Schwimmtag regelmäßig gibt." Denn für die muslimischen Frauen ist es nicht bloß irgendein Tag, sondern einer, den sie sich im Kalender fett anstreichen: "Das Schwimmen gibt ihnen Selbstbewusstsein, einige von ihnen konnten vor den Schwimmtagen im Caritas-Bad gar nicht schwimmen. Sie haben es gelernt und fühlen sich nun frei, wenn sie im Wasser sein können." (Suria Reiche) +++


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