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Die Stufe vor dem Döner-Imbiss ist 15 Zentimeter hoch. - Fotos: th

Hanns-Uwe Theele, 1. Vorsitzender der IGbFD

16.06.11 - FULDA

Wenn Treppenstufen ausgrenzen - "Wheelmap" zeigt barrierefreie Orte

Thomas Fleck schiebt seinen Rollstuhl langsam vor die Straßen-Ausgabe des Döner-Ladens. Hier könnte er sich eine Pide bestellen und mitnehmen – in den Imbiss rein kommt er nicht. „Wir kommen hier ja gar nicht hoch“, sagt Gizem. Ihre Mitschülerin Evelyn (14) nimmt einen Zollstock und misst nach. Die Stufe an der Eingangstür ist 15 Zentimeter hoch. Ohne Rampe ist das für einen Rollstuhl ein unüberwindbares Hindernis. „Nicht rollstuhlgerecht“, lautet das Urteil der Mädchen.

Seit dem heutigen Donnerstag testet eine Gruppe der Konrad-Adenauer-Schule (Fulda) Restaurants, Cafés, Geschäfte, Arztpraxen, Apotheken und andere Einrichtungen auf „Barrierefreiheit“. „Wie hoch liegt der Eingang?“, „Gibt es Treppen?“, „Ist die Toilette gut zu erreichen?“ – diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Praxistests. Etwa 20 Orte haben die Schüler am Donnerstagvormittag unter die Lupe genommen. Bis nächste Woche sollen es 200 sein, sagt Andreas Christ, Medienpädagoge bei „filmreflex“. Die Ergebnisse tragen die Schüler anschließend in die interaktive Karte auf „ http://www.wheelmap.org “ ein.

„Wheelmap“: Karte mit rollstuhlgerechten Orten

Die Seite „wheelmap.org” funktioniert ähnlich wie Wikipedia: Jeder Nutzer kann hier Informationen eintragen. Viele Gastronomie-Betriebe, Einrichtungen und Geschäfte sind dort bereits erfasst – oft fehlen aber noch die Bewertungen. Rollstuhlgerechte Orte werden grün markiert, für „teilweise rollstuhlgerecht“ gibt es ein gelbes Kästchen, für „nicht rollstuhlgerecht“ ein rotes. „Barrierefreiheit bedeutet, dass Einrichtungen so gestaltet werden, dass sie von jedem Menschen unabhängig von einer eventuell vorhandenen Behinderung uneingeschränkt benutzt werden können“, heißt es auf der Webseite. „Wheelmap“ beschränkt sich mit seiner Karte darauf, ob ein Ort für Rollstuhlfahrer zugänglich ist.

Dafür setzt sich auch die Interessengemeinschaft barrierefreies Fulda e.V. ein. „Es geht uns darum, auf das Thema ‚Barrierefreiheit’ aufmerksam zu machen und Händler zu sensibilisieren“, sagt Hanns-Uwe Theele, 1. Vorsitzender der IGbFD. Bis vor zwei Jahren habe es in keinem einzigen Restaurant in Fulda ein behindertengerechtes WC gegeben. Heute seien es zwei, sagt Theele.

Der IGbFD geht es aber noch um mehr. Der Verein kämpfe für alle, "die auf Barrierefreiheit angewiesen sind“, sagt Hanns-Uwe Theele. Dazu gehörten auch Senioren und Mütter mit Kinderwagen. Die Situation in vielen Gebäuden ist problematisch, auf den Straßen sieht es oft nicht besser aus. Auf Gehwegen, die mit so genannten „Kundenstoppern“ – Aufsteller mit Werbung – und Menütafeln bestückt sind, müssten „Rolli“-Fahrer oftmals auf die Straße ausweichen. Mehrere Sehbehinderte hätten ihm berichtet, dass sie zeitweise nicht mehr auf die Straße gehen – aus Angst, gegen die Aufsteller zu laufen und sich zu verletzen, sagt Hanns-Uwe Theele. Die IGbFD befinde sich derzeit in Gesprächen mit dem Fuldaer Ordnungsamt. Ziel ist es, eine Satzung über die Sondernutzung von Straßen und Plätzen zu erstellen.

Mit Windel ins Restaurant

Was Menschen ohne Behinderung oft gar nicht auffällt, hat für Betroffene wie Thomas Fleck weitreichende Folgen. Wenn ein Geschäft nur über eine Treppe zu erreichen ist, klopft der 27-Jährige und fragt, ob ihn jemand hineinheben kann. Wenn er in einem Restaurant essen gehen will, gibt es manchmal nur eine Lösung: Er zieht sich eine Windel an.

Das Projekt „Wheelmap-Fulda“ ist von der Interessengemeinschaft für ein barrierefreies Fulda (IGbFD) gemeinsam mit „filmreflex medienpädagogik“ initiiert worden. Es wird gefördert von der Aktion Mensch. Weitere Infos gibt es unter http://ww.igbfd.de und unter http://www.filmreflex.de . (th) +++


Schüler der Konrad-Adenauer-Schule fuhren testweise im Rollstuhl.


Thomas Fleck (links) im Gespräch mit einem Imbiss-Verkäufer.

Die Ergebnisse des Tests werden anschließend auf "wheelmap.org" eingetragen.


Die Teilnehmer des Fuldaer Wheelmap-Projekts - Foto: Filmreflex

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