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Eröffnung der Trageser-Ausstellung - v.l. Pfarrer Peter Ludwig, Marbach, Kreistagsvorsitzender Franz Rupprecht, Fulda, Buchautor Günter Sagan, Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez, Bürgermeister Joachim Lucas, Freigericht
27.07.10 - Marbach
"Erinnerung an tapferen Priester" - 100 Jahre Priesterweihe Konrad TRAGESER
Anlässlich des 100. Jahrestages der Priesterweihe von Pfarrer Konrad Trageser hat die katholische Kirchengemeinde Petersberg-Marbach (Kreis Fulda) am Sonntag mit einem feierlichen Pontifikalamt die Gedenkwoche zur Erinnerung an den tapferen Priester, der von 1930 bis 1941 als Pfarrer in Marbach wirkte und der seiner Überzeugung wegen im Januar 1942 im Konzentrationslager Dachau sein Leben ließ, eröffnet.
Der Marbacher Pfarrer Peter Ludwig begrüßte als Hauptzelebrant den Fuldaer Weihbischof Professor Dr. Karlheinz Diez, dazu Monsignore Dr. Norbert Zwergel aus Hanau sowie zahlreiche Gäste, besonders aus Altenmittlau, dem Geburts- und Heimatort von Pfarrer Trageser. Auch einige Mitglieder aus Tragesers Familie waren unter den Gästen aus dem Freigericht. Die Kirchenchöre aus Altenmittlau und Marbach gestalteten das Pontifikalamt musikalisch.
Der Weihbischof stellte in seiner Predigt das Vaterunser als Programm christlichen Lebens in den Mittelpunkt und stellte die Frage: „ Wie mag Pfarrer Trageser in dieser dunklen Zeit, während seiner Haft in den Gefängnissen und Lagern von Breitungen, Frankfurt und Dachau das Vaterunser gebetet haben? Das Gebet ist ihm sicherlich wie ein Haken zum Himmel gewesenin Zeiten, in denen einem die Welt unter den Füßen entrissen wird“. Er zitierte den Kirchenlehrer Augustinus: „Wer recht zu beten weiß, der weiß auch recht zu leben“.
Dem Gottesdienst schlossen sich verschiedene Grußworte an. Für den Kreis Fulda würdigte Kreistagsvorsitzender Franz Rupprecht den standhaften Marbacher Seelsorger, der auch heute "Vorbild für ein aufrechtes und von Glaube und Liebe geprägtes Leben" sei. Der Bürgermeister der Gemeinde Freigericht, Joachim Lucas, überbrachte die Grüsse seiner Gemeinde und verwies auf die gemeinsamen
Anstrengungen in Altenmittlau und in Marbach, das Gedächtnis an Pfarrer Trageser wachzuhalten.
Auch der Marbacher Ortsvorsteher Otto Heil wies darauf hin, welch großen Respekt die Bürger der beiden Kirchengemeinden vor dem aufrichtigen Handeln des Glaubenszeugen Konrad Trageser haben, der in dunkelster Zeit deutscher Geschichte dem damaligen Zeitgeist entgegentrat und dafür nach monatelangem Leiden in den verschiedenen Lagern des NS-Regimes schließlich den Tod erlitt.
Dr. Willi Müller, der Vorsitzende des Chores Cäcilia Altenmittlau und Mitinitiator der Gedenkwoche, überbrachte die Grüße des Altenmittlauer Seelsorgers, Dechant Stefan Buss. Er wünschte, die Verbundenheit der beiden wichtigsten Lebensstationen von Pfarrer Trageser, seines Heimatortes Altenmittlau und seiner letzten Wirkungsstätte Marbach, möge über den Austausch während dieser Gedenkwoche hinaus noch lange Jahre anhalten. Er und der Vertreter des Altenmittlauer Verwaltungsrates, Hermann Trageser, überreichten ein Geschenk. Anschließend wurde eine reich bebilderte Ausstellung zu Leben und Leiden von Konrad Trageser eröffnet.
Am Freitag besucht eine größere Delegation Marbacher Gläubiger den Geburtsort Pfarrer Tragesers in Altenmittlau, wo Gläubige beider Gemeinden gemeinsam zu einen Gottesdienst zusammenkommen. Zum Schluß ist ein weiterer Höhepunkt geplant: Am Sonntag, dem 1. August feiert der langjährige Marbacher Pfarrer Bruno Kant in Marbach einen festlichen Gottesdienst anlässlich seines Diamantenen Priesterjubiläums mit anschließendem Empfang im Pfarrheim, wo alle Gläubigen dem 94-jährigen Jubilar begegnen und gratulieren können.
Rechtzeitig zu dieser Gedenkwoche wurde auch ein neues Buch des Marbacher Autors Günter Sagan vorgestellt, das unter dem Titel: „Pfarrer Konrad Trageser – Sein Leben und Leiden“ im Michael Imhof-Verlag, Petersberg, erschienen ist. Dieses empfehlenswerte Zeitdokument setzt sich mit dem Schicksal des Marbacher Pfarrers und den politischen und gesellschaftlichen Zwängen in der Zeit des Dritten Reiches intensiv auseinander. Es kann zum Preis von € 9,95 im Marbacher Pfarrbüro (Tel. 0661 / 6 24 95 ) erstanden werden. +++