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Der Parkplatz von ALDI und REWE in Schlitz bekommt eine Milch-Dusche. - Fotos (6): Florian Dietz

14.09.09 - REGION

Der Ärger um den Milchpreisverfall schwelt schon seit längerem in den Reihen der betroffenen Landwirte. Es gab in der Vergangenheit bereits einige Proteste und Demonstrationen in der Region, zuletzt beim Besuch von Kanzlerin Merkel (osthessen-news berichtete: http://osthessen-news.de/beitrag.php?id=1171290 ). Bisher hat sich an der Situation aber nicht viel geändert. Nun scheint das Maß voll zu sein, denn seit dem Wochenende häufen sich die Aktionen der Milchbauern.

Tränen der Verzweiflung und der Wut heute Mittag in Schlitz im Vogelsbergkreis. Etwa 20 Milchbauern treffen sich auf einer Wiese kurz vor dem Ortsausgang, beraten sich, warten auf die Presse, die dem folgenden Schauspiel beiwohnen soll. In ihren Händen Plakate, die eine Stabilisierung des Milchpreises fordern; in den Anhängern ihrer Traktoren viele tausend Liter Milch, die "geopfert" werden sollen, um der Politik und der Bevölkerung zu zeigen, wie ernst es ihnen ist. Der Konvoi setzt sich hupend in Bewegung, zum ersten Ziel: der Parkplatz des Aldi-Marktes in Schlitz. Hier pumpen die aufgebrachten Landwirte die ersten Liter auf freie Stellflächen, innerhalb einer Minute überzieht eine riesige Milchpfütze den Boden. Danach geht es sofort weiter, auf eine Wiese außerhalb der Stadt. Hier werden die großen Milchfässer restlos geleert - viele Liter Milch ergießen sich unter den Augen der teils betreten, teils wütend dreinblickenden Milchbauern auf die Wiese. Etwas abseits steht eine Landwirtin, die mit einer Jacke des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter bekleidet ist. Sie kann die Tränen nicht zurückhalten, als die Milch in den Boden sickert. "Das ist Milch von meinem Hof, die haben wir gestern und heute gemolken - jetzt fließt hier alles auf die Wiese. Und niemand hilft uns!" sagt sie und wendet sich ab.

Am vergangenen Wochenende gab es bereits erste Aktionen: Mit einem Mahnfeuer bei Freiensteinau haben sich - nach Angaben des Veranstalters - etwa 80 regionale Landwirte am Samstag mit den französischen Milchbauern solidarisiert, die seit Donnerstag keine Milch mehr an die Molkereien liefern. Etwa 40 Prozent der französischen Milcherzeuger haben ihre Lieferungen inzwischen eingestellt. Auch andere EU-Länder springen auf diesen Zug auf: In Deutschland, Belgien, Österreich und Luxemburg haben erste Milchbauern ihre Lieferungen gestoppt; in Italien und der Schweiz gibt es ebenfalls Anzeichen einer Streikbeteiligung.

Es gibt Hinweise darauf, dass deutsche Molkereien ihren Milch-Überschuss nach Frankreich liefern wollen, um dort streikbedingte Engpässe auszugleichen. Das haben einige Landwirte aus der Region zum Anlass genommen, ihrerseits wesentlich weniger Milch als sonst an Molkereien auszuliefern. Einen Anfang haben die Höfe der Familien Henkel aus Hofbieber-Mahlerts und Pöhl aus Freiensteinau-Reichlos gemacht, die seit Samstag bzw. seit heute Morgen die Milch zu etwa 90% innerbetrieblich verwerten, anstatt sie an die Molkerei abzugeben. "Für uns gibt es keine andere Alternative mehr, wir werden das durchstehen bis zum Exitus. Ob wir jetzt krepieren oder in acht Wochen, ist vollkommen egal", sagte Milchbauer Hajo Pöhl heute Morgen, als der Tankwagen der Molkerei mit einem Bruchteil der üblichen Menge Milch wieder abfahren musste. (dz)+++


Die Forderung der Bauern: 40 Cent pro Liter Milch.


Der Konvoi der Landwirte.

Der Rest der Milch fließt in die Erde.


Protestschild an der Stalltür in der Rhön.

Milchbauer Hajo Pöhl aus Freiensteinau. - Fotos: Dennis Schmelz


Heute morgen gabs weniger Milch für den Molkereilaster..




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