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26.08.11 - Bad Königshofen

Baugrube für Bürogebäude entpuppt sich als ein großes Gräberfeld

Ein ganzes Gräberfeld kommt unter einer etwa 50 Zentimeter starken Erdschicht am ehemaligen Parkplatz am früheren Kreiskrankenhaus in Bad Königshofen zum Vorschein. Dort soll ein Bürogebäude entstehen. (wir berichteten) Zunächst aber haben die Archäologen das Sagen. Sie entdeckten gestern immer mehr dunkle Bodenverfärbungen, die größtenteils rechteckig sind und auf Gräber verweisen. Gefunden wurden bei der Erdabtragung auch runde Verfärbungen, die auf Pfosten schließen lassen, sagt der Hobbyarchäologe Erwin Hermann aus Kleinbardorf. Nachdem 1935 ganz in der Nähe schon einmal merowingische Gräber entdeckt wurden, haben sich nun die Vermutungen der Archäologen bestätigt, dass solche nur etwa 50 Meter entfernt vom ersten Fundort, entdeckt werden.

Vor Ort ist auch ein Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege Schloss Seehof Bamberg. Er beobachtet das Abtragen der Erdschicht ganz genau und läßt auch so manchesmal die Baggerschaufel ein bißchen tiefer graben. Dann kamen, wie am Freitagmittag plötzlich größere dunkle Erdverfärbungen zum Vorschein. "Das sind alles Gräber, die da drunter liegen." Erwin Hermann aus Kleinbardorf, der immer wieder Gräber aus vorgeschichtlicher Zeit fand, ist in seinem Element. Er zeigt auf die Verfärbungen und auch auf einen größeren "schwarzen Fleck". Das könnte wohl ein Doppelgrab sein. Dann verweist er auf größere Rundungen im Boden. "Hier dürften wohl Pfosten stehen, die um ein Grab gebaut wurden."

Verständlich, dass die Archäologen nun äußerst gespannt sind, was wohl bei den Grabungen zum Vorschein kommt. Es könnte sein, dass man weiter bis zu einer Tiefe von zwei Metern graben muß, erklärt Erwin Hermann, bevor man auf die Gräber und die Reste der hier Bestatteten stößt. "Es wird natürlich eine Zeit dauern, bis die Grabungen abgeschlossen, die gefunden Gegenstände gesichert und alles genau gezeichnet ist," fügt er an. Walter Jahn von der Archäologischen Arbeitsgruppe Rhön-Grabfeld aus Ostheim vor der Rhön geht davon aus, dass ab dem Jahr 500 die Merowinger im heutigen Bad Königshofen ein Zentrum hatten. Nicht umsonst habe Königshofen das Wort "Königshof" im Namen, sagt er. Darauf lassen auch Ausgrabungen im nahe gelegenen Großeibstadt und Aubstadt schließen. Aber auch Forschungen zum Thema Merowinger im Grabfeld.

Merowinger: ältestes Königsgeschlecht der Franken

Wenn in der kommenden Woche das gesamte Gelände bis auf eine Tiefe von etwa 50 , Zentimetern, teils auch etwas mehr abgetragen ist, werden im September die Grabungen beginnen. Zuständig ist dann das Landesamt für Denkmalpflege, Schloß Seehof in Bamberg. Die Merowinger waren das älteste bekannte Königsgeschlecht der Franken vom frühen 5. Jahrhundert bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts. Bei den Merowingern wird vermutet, dass bereits einige der fränkischen Kleinkönige, die Anfang des 4. Jahrhunderts von Kaiser Konstantin dem Großen bekämpft wurden, Merowinger waren. Ihr Führer Chlodwig teilte das Reich unter seinen vier Söhnen. Chlothar I. konnte in der Zeit von 558 bis 561 das inzwischen um Thüringen und Burgund erweiterte Reich wiedervereinigen.

Interessant: 738 wird das Grabfeld erstmals urkundlich erwähnt. Es ist damit eine der am frühesten bezeugten fränkischen Landschaften. Seine Bewohner, die Graffelti, werden von Papst Gregor III. in einem Atemzug mit Thüringern und Hessen genannt. Das Grabfeld reichte einst von Fulda im Westen, Schmalkalden im Norden, entlang des Thüringer Waldes bis ins Coburger Land und an den Main bei Schweinfurt und von da die Rhön einschließend bis Fulda. Es ist eine Landschaft, die ein Bindeglied zwischen Mainfranken und Thüringen bildet. (hf)+++


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