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- Fotos: Hanns Friedrich

07.04.11 - Bad Königshofen

Archäologen erkundeten historische Schätze - Hügelgräber rund mehr

Beeindruckt zeigten sich die Teilnehmer der Archäologietagung für Ober- Unterfranken und Südthüringen bei einer Exkursion zum Abschluss ihrer zweitägigen Tagung in Bad Königsofen. Unter der Leitung von Hauptkonservator Dr. Michael Hoppe vom Landesamt für Denkmalpflege Schloss Seehof in Bamberg. Er war rundum zufrieden, vor allem auch deshalb, da noch am Sonntag zahlreiche Tagungsteilnehmer in Bad Königshofen waren, Vorträge hörten und an der Exkursion teilnahmen. Die führte unter anderem zum jüdischen Friedhof bei Kleinbardorf und auch zu den Hügelgräbern nach Aubstadt. Das Grabfeld, so Dr. Hoppe, sei reich an solchen Bodenfunden. Er nannte auch das Zentrum Steinsburg bei Römhild aber auch keltischen Befestigungsanlagen bei Kleinbardorf, die von der Vorgeschichte bis ins Frühmittelalter hinein belegt ist.

Dort besuchten die Archäologen den seit dem 16. Jahrhundert bekannten jüdische Begräbnisplatz der israelitischen Gemeinden des Grabfeldes und weiterer Ortschaften. Kundiger Führer war dort Erwin Hermann, der auf die 4.400 Grabsteine ebenso verwies, wie auf den bekanntesten Sachs-Grabstein. Der Mitbegründer Goldman-Sachs-Bank New York ist nämlich auf dem Friedhof in Kleinbardorf bestattet. Natürlich ging Hermann auf die Kindergrabsteine ein, zeigte aber auch Grabsteine, die am Rande des Friedhofs zu finden sind. Hier würden verwirrte Personen liegen. Auf alle Fragen konnte Erwin Hermann Antwort geben. So berichtete er, daß es sich beim israelitischen Friedhof um einen der größten in Bayern handelt. Nachweislich ist er seit 1574 belegt. Das umzäunte Friedhofsgelände liegt auf der Kuppe des Südwesthangs des Judenhügels innerhalb einer vorgeschichtlichen Wallanlage.

Hermann, Betreuer des jüdischen Friedhofs, zeigte auf die von ihm vorbildlich restaurierte Tahara-Halle (Waschhaus) und eine Steintafel mit der hebräischen Inschrift: „Dieses Totenwaschhaus hat der hoch... Vorsteher, unser Herr Josef (Jospe) aus Neustadt machen lassen von seinem Taschengeld. Dienstag, den 9. Cheswan 1696 (456).“ Er brachte diese Tafel wieder über dem Eingangsportal des Waschhauses an. Das Haus ist aus schweren Steinquadern gebaut und diente ursprünglich rituellen Waschungen. Es gilt in seiner Ausführung als einmalig in Bayern. Der Totenregister für den Judenfriedhof reichen nicht weiter als bis zum Jahre 1750 zurück, erfuhren die Archäologen. Ursprünglich waren es 27 Gemeinden, die ihre Toten auf dem Judenhügel begruben, und zwar Oberlauringen, Thundorf, Gleicherwiesen, Berkach, Bauerbach bei Meiningen, Mühlfeld, Mellrichstadt, Oberstreu, Mittelstreu, Neustadt/Saale, Neuhaus bei Neustadt, Oberwalbehrungen, Waltershausen, Lebenhan, Steinach, Königshofen, Trappstadt, Höchheim, Poppenlauer, Maßbach, Kleineibstadt, Eichenhausen, Rödelmaier, Bastheim, Reyersbach und Kleinbardorf.

Von Kleinbardorf ging es weiter nach Aubstadt, wo die dortigen Hügelgräber besichtigt wurden, die in einem Waldstück liegen. In der sogenannten Rössner Kultur um 4.500 vor Christus gab es schon Teller, die dem heutigen Pizzateller gleichkommen. Archäologen bezeichnen diese flachen Teller mit größerer Fläche als „Backteller“. Solche Backteller wurden auch im Grabfeld gefunden. An die 250 Hügelgräber findet man in dem Waldstück bei Aubstadt. Hier wurden einst auch sogenannte Trennwandschalen ausgegraben. Damit konnten die Vorfahren schon verschiedene Essen auf einem Teller servieren. Die Besonderheit waren kleine Vögelchen, die auf den Tonschalen aufgebracht waren. Daß das Grabfeld schon vor mehr als 4.000 Jahren besiedelt war ist auf den Lößboden zurück zu führen. Damit konnten die Menschen hier Häuser aus Lehm bauen, Tongefäße fertigen und die Äcker, die sie anlegen waren fruchtbar. Eine Besonderheit ist ein hier gefundener Kleinfaustkeil und eine bandkeramische Siedlung. Ausgrabungen bei Sulzfeld wurden ebenso genannt, wie der Sandhof, Sternberg oder auch Großeibstadt und Aubstadt. Die Mittelsteinzeit sei am Rande der Rhön bei Weisbach und Oberelsbach nachzuweisen und im Grabfeld. Funde gab es auch beim Bau der Autobahn A 71 bei Sondheim/Grabfeld.

Von der „Blöß“ in Aubstadt sahen die Tagungsteilnehmer bei herrlichem Frühlingswetter die Weite des Grabfeldes, das Thüringer Gebiet mit dem Dolmar, die beiden Gleichberge, dem Spanshügel bei Trappstadt und die Altenburg sowie Schloß Sternberg und die Haßberge mit Bad Königshofen. Ein „großes Siedlungsbecken“ , wie die Archäologen feststellten. Ausgrabungen gab es nicht nur im Grabfeld sondern auch am Eyersberg und dem Rehberg bei Wechterswinkel. Bei Großeibstadt entdeckte man Steinbauten und auch drei Totenhäuser. Als ein besonderer Fund werden Bronzeteile bei Kleinbardorf, aber auch das Wagengrab von Großeibstadt bezeichnet. Auf dem kleinen Gleichberg waren einst die Kelten zu Hause. Interessante Funde gab es dort, aber auch bei Merkershausen, wo eine römische Münze auftauchte mit dem Bild der Kaiserin Faustina." (hf) +++


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