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- Fotos: Martin Angelstein

31.10.10 - FULDA

Nasskalte WEINLESE heute am Frauenberg: 1/3 weniger Reben, mehr Süße

Die Umstellung auf Winterzeit in der vergangenen Nacht hat dazu geführt, dass heute Morgen bereits um 7 Uhr die traditionelle Weinlese auf dem Weinberg am Fuldaer Frauenberg begann. Knapp 20 Helfer wie jedes Jahr - und auch wieder nasskaltes Wetter, das in diesem Jahr allerdings den Hoffnungen auf eine gute Ernte buchstäblich einen "Strich durch die Rechnung" machte. Waren es im vergangenen Jahr etwa 700 Flaschen Wein, so werden es vom 2010er wohl maximal 500 sein, resümierte schon während der Lese der Kapitelälteste Prof. Richard Hartmann vom Weinhistorischen Konvent Fulda. Nach etwa zwei Stunden war alles vorbei. Das Fazit: die Ernte ist etwa ein Drittel weniger als im Vorjahr, aber es gibt ein "gesünderes Lesegut". Die Arbeit im Sommer, etwas Laub von den Rebstöcken zu räumen, hat sich offenbar gelohnt, denn wenn mehr Wind durch die Rebstöcke weht, wird es trockener und die Trauben faulen weniger. Außerdem wurden zwischendurch ständig "faule Reben gekappt".

Am Ende standen 47 Körbe in Reih und Glied nebeneinander, vier davon mit roten Trauben der Sorten Spätburgunder und Saint Laurent, die überwiegende Anzahl jedoch sind Riesling, Silvaner und Gewürztraminer. Wie schon in den Vorjahren wurden die Trauben am Nachmittag zu Tomoko Kuriyama, die japanische Kellermeisterin im Weingut Altenkirch in Lorch/Rheingau, gebracht. Dort wird der "Fuldaer Wein" gleich abgepresst und getrennt vergoren. Auf etwa 500 Flaschen hoffen die Fuldaer dann.

Der Weinberg unterhalb des Frauenberg-Klosters ist ein historischer Ort, denn Weinreben begleiten Fuldas Geschichte auf Schritt und Tritt. Auf die lange Tradition im Weinbau von Fulda weisen Urkunden, Abbildungen und Bodenfunde hin. Nach Gründung des Klosters im Jahr 744 waren kirchliche Bedürfnisse die treibende Kraft zum Anbau des Weines. In Berichten aus dem 12. Jahrhundert werden verschiedene Weinanbaugebiete an sonnigen Kalkfelsen in Fulda erwähnt. Der Weingarten strahlt nicht nur Stille, sondern auch Geschichte aus. Eine dieser Geschichten ist die wahre Begebenheit von „Karl dem Spätlesereiter“, denn der über 100 Mitglieder starke "Weinhistorische Konvent Fulda" fühlt sich der Pflege der Spätlese besonders verpflichtet. Jährlich wird vom Konvent der Fuldaer Spätlesepreis vergeben und die Spätlesetage durchgeführt.

1775 war ein weiteres denkwürdiges Jahr für die Entwicklung des Weinbaus, und wieder lesen wir den Namen Fulda. Einem Zufall verdankt man dabei die Entdeckung der Spätlese. Der Herbstkurier des Klosters Johannisberg sollte die Weinleseerlaubnis aus Fulda überbringen, doch weil er sich verspätete, glaubten die mit dem Weinbau beschäftigten Mönche ihre gesamte Ernte schon dahin. Voller Zweifel und mit dem Wunsch zu retten, was zu retten war, wurden schließlich die schon faulenden Trauben gelesen und gekeltert. Wie groß war jedoch das Erstaunen bei der Verkostung dieses Weines. Einen solchen gehaltvollen Wein hatten sie niemals vorher getrunken - und damit war die "Spätlese" entdeckt.

Seit 1991 wird vom Konvent der „neue“ Weingarten gepflegt – und die etwa 700 Rebstöcke verlangen viel Zuspruch, das ganze Jahr über bis zur Traubenernte. Und wenn die vollen Eimer dann zur Sammelstelle getragen werden, ist die Freude groß – und die Motivation fürs Mitmachen unterschiedlich. "Ich bin Rebpate - und da will ich auch bei der Ernte dabei sein" sagen die einen, während andere die Mithilfe in einem Weinberg zum ersten Mal mitmachen und ganz begeistert sind. Prof. Richard Hartmann, der Kapitelältester des Weinhistorischen Konventens Fulda, versteht die Weinlese und den Weinanbau natürlich als die Fortsetzung der traditionellen Weinkúltur in Fulda.

Außerdem ist er ständig auf der Suche nach Unterstützern. Neben den 65 Mitgliedern und rund 30 Partnern pflegt der Weinhistorische Konvent ein "Patensystem". Jeder kann Pate eines Rebstockes werden - für nur 20 Euro pro Jahr. Als "Zinsen" hat er im nächsten Jahr - je nach Ernte - Anspruch auf mindestens eine Flasche "Frauenbergwein". Neben den 130 Rebpaten - sie können natürlich auch mehrere Rebstöcke übernehmen - warten noch rund 200 Rebstöcke auf neue Paten. Wer dieses Jahr noch Mitglied wird, so versprach Prof. Hartmann. bekommt schon 2011 seinen ersten eigenen Wein. Und der Termin für die Verkostung schon auch schon fest: es ist der 12. Juni 2011, wenn am Frauenberg das Rebblütenfest gefeiert wird. Mehr auch im Internet unter www.weinhistorischer-konvent.de. (ma). +++


Viele fleißige Helfer schon ab 7 Uhr....

Die Trauben des Jahres 2011


....auch einige "Rote" dabei....

Obligatorisches Gruppenbild mit Ernte und Mitgliedern des Weinhistorischen Konvents in Kostümen des 18. Jahrhunderts...


Der Kapitelälteste Prof. Hartmann




Der Weinberg unterhalb des Frauenbergklosters...


Gehören auch dazu: Mitglieder in barocken Kostümen...



Die Ausbeute des Jahres 2011 in 47 Klappboxen











Ein letzter Blick....


...und dann ab in den Anhänger zur Kelterei ins Weingut Altenkirch....

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