Archiv


- Fotos: Hendrik Urbin

25.10.10 - NEUHOF

Die Freude über den Wahlsieg war Maria Schultheis (CDU) anzusehen, als sie am Sonntagabend um exakt 18:49 Uhr in den Festsaal des Neuhofer Gemeindezentrums kam und von lang anhaltendem Applaus begrüßt wurde. Die amtierende Bürgermeisterin der Kaligemeinde Neuhof im südlichen Kreis Fulda konnte den Chefsessel im Rathaus bei der Direktwahl verteidigen und sich gegen ihren SPD-Herausforderer Gerhard Kaiser aus Burghaun mit 54,6 Prozent (2.475 Stimmen) durchsetzen.

Allerdings nicht so klar, wie vielleicht erwartet: denn mit 45,4 Prozent (2.055 Stimmen) Zustimmung hatte Kaiser einen Achtungserfolg erzielt. Die Differenz von nur 420 Stimmen machte deutlich, wie knapp das Ergebnis ausgefallen war: mathematisch gesehen haben 211 Stimmen die Wahl entschieden. Denn 211 Stimmen weniger für Schultheis und mehr für Kaiser hätten ein anderes Endergebnis bedeutet. Knapp vor allen Dingen im Vergleich zur Direktwahl 2004, als Schultheis ebenfalls gegen einen Herausforderer angetreten war und noch satte 79,3 Prozent erzielt hatte.

Um 18:00 Uhr schlossen die Wahllokale in den acht Ortsteilen und etwa 100 Wahlhelfer zählten innerhalb von 42 Minuten die Stimmen aus. Die Schnelligkeit war auch eine Folge der niedrigen Wahlbeteiligung: bei 53,2 Prozent war nur knapp jeder zweite Wähler überhaupt zum Abstimmen gegangen. Interessant auch die Einzelergebnisse der Wahlbezirke: Die Amtsinhaberin hatte in vier Bezirken (Ellers 1, Dorfborn, Giesel, Hauswurz) und bei der Briefwahl deutlich "die Nase vorn". Mehr Stimmen als die Bürgermeisterin holte Gerhard Kaiser dagegen in drei Bezirken (Ellers 2, Neustadt, Rommerz) und lag in dreien etwa gleichauf - sogar in Schultheis' Wohnort Opperz, wo Kaiser 331 Stimmen und die Bürgermeisterin 329 Stimmen erhielten.

Etwa 70 Anhänger von CDU und SPD sowie zahlreiche Parteivertreter aus Kommunal- und Landespolitik verfolgten gespannt die ersten Ergebnisse der einzelnen Wahlbezirke, die vom Rathaus direkt ins Gemeindezentrum auf eine Leinwand übertragen wurden. Maria Schultheis saß da noch mit ihrer Familie im Dienstzimmer am Lindenplatz und beobachtete am PC gespannt die eingehenden Zahlen. In den Festsaal des Bürgerhauses war dann fast die komplette CDU-Führungsriege des Kreises gekommen; unter den ersten Gratulanten der Neuhofer Erste Beigeordnete Franz-Josef Adam, Landrat Bernd Woide, Erster Kreisbeigeordneter Dr. Heiko Wingenfeld, Bundestagsabgeordneter Michael Brand und der CDU-Landtagsabgeordnete und Bezirksvorsitzende der CDU-Osthessen, Dr. Walter Arnold.

Vogel: "Knapper als gedacht geschafft"

Bei der öffentlichen Gratulation bescheinigte Franz-Josef Adam der Amtsinhaberin Schultheis „12 Jahre erfolgreiche Arbeit“ und wünschte ihr für die kommende Legislaturperiode „viel Kraft und Ausdauer“. „Wir haben`s geschafft, wenn auch etwas knapper als gedacht“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Vogel und ergänzte, er verstehe Politik als Teamarbeit und mit diesem Sieg sei eine erste Grundlage für die Kommunalwahl 2011 geschaffen worden. Dr. Walter Arnold lobte die besonderen Anstrengungen auf dem Bausektor, die in den nächsten sechs Jahren „als Ernte in die Scheuer eingefahren“ werden könnten. Er brachte Schultheis „eine Menge Sonnenblumen“ mit, damit in der neuen Amtsperiode „viel Sonne auf Neuhof scheint“. Der Vorsitzende der Jungen Union im Südkreis, Johannes Löffert, hob das „große wirtschaftliche Verantwortungsbewusstsein und umsichtige Finanzpolitik“ von Schutlheis hervor.

Dass eine Bürgermeister-Direktwahl eine Persönlichkeitswahl sei, bei der es auch um besondere Themen gehe, betonte Landrat Woide. Er ging auf den Bau der A66, die damit verbundenen DB-Maßnahmen sowie die Entsorgung des Haldenabwassers von K+S ein, die von der Gemeinde und der Verwaltungsspitze zusätzlich getragen werden müssten. „Demokratie lebt von der Wahl und der Auswahl an Personen“, sagte Woide abschließend und dankte dem SPD-Kandidaten Kaiser für sein Engagement: „Das zeugt von der Qualität unserer Demokratie.“

Kaiser: "Sehr gutes Ergebnis ist Rückenwind für SPD"

„Ich kann erhobenen Hauptes aus dem Wahlkampf herausgehen, auch wenn ich es nicht geschafft habe“, sagte Gerhard Kaiser kurz nach Bekanntgabe des vorläufigen Endergebnisses im Gespräch mit „osthessen-news“. Das „sehr gute Ergebnis“ bei der Neuhofer Direktwahl gebe den Sozialdemokraten im Südkreis Rückenwind für die Kommunalwahl im kommenden Jahr. Davon sind auch die SPD-Unterbezirksvorsitzende Sabine Waschke und Petra Hartung (SPD), Fraktionsvorsitzende im Gemeindeparlament, überzeugt. Sie zeigten sich sehr stolz über Kaisers Erfolg und betonten, dass sich die großen Anstrengungen mit der sehr zeitintensiven „Tour von Haus zu Haus“ durch alle Ortsteile gelohnt hätte.

„Kaisers Märchenstunden sind jetzt vorbei“, erklärte die Wahlsiegerin im Gespräch mit „osthessen-news“. Jetzt herrsche wieder Realität und man müsse über Sachthemen diskutieren. Schultheis dankte den Bürgerinnen und Bürgern für ihr Vertrauen und versicherte, ihre ganze Kraft in die Belange der Kaligemeinde zu stecken.

Gesang: "Kommunalwahl eine andere Liga"

Die Ansprachen der Christdemokraten dürften auf manchen Zuhörer wie eine Fortsetzung des Bürgermeister-Wahlkampfes gewirkt haben - und machten auch das Näherrücken des nächsten Wahltermins deutlich. Der Kreisbeigeordnete Alfred Gesang (CDU) ging auf diese Thematik ein und zeigte sich über das gute Ergebnis der Sozialdemokraten sehr überrascht. Gesang betonte, dass die Kommunalwahl "eine andere Liga" sei als die Persönlichkeitswahl. Er und auch Adam kritisierten die geringe Wahlbeteiligung.

Allerdings lag die Wahlbeteiligung diesmal mit 53,2 Prozent noch um 6,4 Prozent höher als 2004. Analysen und mögliche Wahlstrategien werden in den nächsten Wochen sowohl CDU als auch SDP beschäftigten: doch der Wahlabend in Neuhof endete erstmal gemütlich - der CDU-Gemeindeverband hatte nach dem offiziellen Teil zu einer Wahlparty in den Festsaal eingeladen, wo frische Bauernwürstchen aus Hauswurz und Oktoberfestbier serviert wurden. (cps / gw) +++


Rückblende: Pünktlich um 18:00 Uhr hatte das Zählen - wie hier in Opperz - begonnen. Beim Schütten: Jürgen Jordan



Viele Stapel und absolute Konzentration.


Händedruck am Wahlabend: Amtsinhaberin Maria Schultheis und ihr Herausforderer von der SPD, Gerhard Kaiser

Spannung war angesagt im Gemeindezentrum: es ging je nach Wahlbezirk rauf und runter


Die Bürgermeister-Kollegen Werner Dietrich (Großenlüder) und Dieter Kolb (Eichenzell) verfolgten die Ergebnisse

Auch viele SPD-Anhänger kamen ins Gemeindezentrum, wie die SPD-Landtagsabgeordnete und Unterbezirksvorsitzende Sabine Waschke (Mitte)


Emil Schad von der Neuhofer Gemeindevertretung (Mitte)...

Das vorläufige Endergebnis war da


SPD-Kandidat Gerhard Kaiser hatte ein persönliches Spitzenergebnis erzielt - aber für den Sieg reichte es nicht

Exakt um 18:49 Uhr betrat die alte und neue Rathauschefin strahlend den Festsaal


...und bekam anhaltenden Applaus

Von Franz-Josef Adam ein Blumenstrauß ...



...ebenso wie vom CDU-Fraktionsvorsitzender Michael Vogel


Dann folgten die Gratulationen: CDU-MdL Dr. Walter Arnold

Gratulation auch von Landrat Bernd Woide ...


und Vize-Landrat Dr. Heiko Wingenfeld ...



Landrat Woide und Kreisbeigeordneter Alfred Gesang (links)



Glückwünsche vom Eichenzeller Kollegen Dieter Kolb (Mitte) und Werner Dietrich aus Großenlüder (links)


... und Johannes Löffert (Vorsitzender JU Südkreis Fulda) ...

Sabine Waschke und Gerhard Kaiser






Alles Gute wünschte auch Horst Michel (SPD) aus Rommerz



Bürgermeisterin Maria Schultheis mit ihrer Familie: Oliver und Julia Pappert, Isabelle Schultheis und Ehemann Thomas Schultheis (rechts)