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Professorin Britta Bannenberg ist Kriminologin und referierte zum Thema „Amok - Ursachen erkennen, Warnsignale verstehen, Katastrophen verhindern.“

08.10.10 - FULDA

Fachtagung zur Gewaltprävention - Kriminologin: "Amokdrohungen sind Hilferufe"

Die brisanten Themen "Gewalt" und "Amoktaten" stehen, gerade im Zusammenhang mit jungen Menschen, immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit. Und das längst nicht nur in Ballungszentren und Großstädten der Republik, sondern inzwischen auch im ländlichen Raum wie Osthessen. Deshalb hatten das „Netzwerk gegen Gewalt“ und die Initiative „Weißer Ring“ zu einer hochkarätigen Fachtagung in den Versammlungsraum des Polizeipräsidiums Osthessen eingeladen, um zu informieren, etwas über kriminologische Erkenntnisse zu Amoktätern zu erfahren und Diskussionen über Krisensituationen zu führen.

„Amok - Ursachen erkennen, Warnsignale verstehen, Katastrophen verhindern.“ So lautete das Thema des knapp 70-minütigen Referats der Gießener Professorin Britta Bannenberg vor mehr als 200 Vertretern von Polizei, Schulen, Justiz, Politik und Verbänden. „Ich freue mich über den großen Zulauf aus allen gesellschaftlichen Bereichen“, sagte Osthessens Polizeipräsident Alfons Georg Hoff in seiner Begrüßung und hob die Bedeutung der Prävention hervor.

„Amoktaten junger Täter sind selten“, stellte die Kriminologin aus Gießen fest und rief Schulen und Eltern dazu auf, Drohungen durchaus ernst zu nehmen, aber differenziert abzuklären. „Wir dürfen nicht vor Angst erstarren, wenn das Wort Amok fällt und müssen nicht bei jeder Äußerung die Schule evakuieren“, sagte Bannenberg und wies auf die große Gefahr von Trittbrettfahrern hin. Man müsse differenzieren zwischen einer „dummen Äußerung“ oder einer Verhaltensauffälligkeit, die sich schon über Jahre bemerkbar mache.

Ein Amokläufer habe ganz besondere Charaktereigenschaften: er sei männlich, still und ängstlich, ein typischer Einzelgänger ohne soziale Kontakte, aufgewachsen in normalen Familienverhältnissen und von Schusswaffen begeistert. Die Kriminologin der Justus-Liebig-Universität sprach von einer „narzisstischen Persönlichkeitsstörung" und erklärte weiter: „Amokdrohungen sind Hilferufe.“ Schulen müssten an dieser Stelle ansetzen und sich Gedanken machen, wie man einen Schüler, der solch eine Drohung ausgesprochen habe, wieder in das Schulleben integrieren könne. „Abstempeln ist hier falsch, man muss ihm eine neue Chance geben.“

Die 46-jährige Wissenschaftlerin aus Gießen hat von 1994 bis 2009 (ein Fall stammte aus 1978) insgesamt 15 vollendete und versuchte Amokläufe in Deutschland untersucht und bewertet. Aus dieser Reihe von Untersuchungen gab sie wichtige Hinweise, um besorgniserregende Verhaltensauffälligkeiten von Kindern und Jugendlichen richtig einzuordnen und entsprechend zu reagieren. Die Fuldaer Polizeibeamtin Elvira Idt vom „Netzwerk gegen Gewalt“ moderierte die Fachveranstaltung und berichtete von 33 Vorfällen in den Landkreisen Fulda, Hersfeld-Rotenburg und Vogelsberg seit dem Amoklauf an der Albertville-Realschule in Winnenden (bei Stuttgart) im März 2009, bei denen osthessische Schulen die Drohung mit Gewalt so ernstzunehmend eingestuft hatten, dass sie die Polizei informierten.

Bei der abschließenden Diskussion ging es um Themen wie etwa „erhöhte Sicherheit an Schulen durch Einzäunen des Geländes“, Notfall- und Krisenpläne bei besonderen Einsatzlagen oder soziale Gegegenheiten, wie etwa eine gut funktionierende Schülervertretung. (Christian P. Stadtfeld). +++


Fachtagung zur Gewaltprävention und Amoktaten am Donnerstagnachmittag im Versammlungsraum des Polizeipräsidiums Ostehssen.

Elvira Idt vom "Netzwerk gegen Gewalt" moderierte die Veranstaltung.


- Fotos: Hendrik Urbin

Mehr als 200 Vertretern von Polizei, Schulen, Justiz, Politik und Verbänden waren gekommen ...




Osthessens Polizeipräsident Alfons Georg Hoff (Mitte)


Emil Schad vom Gefahrenabwehrzentrum des Landkreises Fulda

Fuldas Bürgermeister und Schuldezernent Dr. Wolfgang Dippel (3.v.r.)



Im Anschluss an den hochkarätigen Vortrag diskutierten die Teilnehmer mit der Kriminologin.


Professorin Bannenberg stand Rede und Antwort ...

Bürgermeister Dippel im Gespräch ...


Manfred Knoch von der Pressestelle der Polizei aus Bad Hersfeld


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