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Dr. Frank Theisen, Chefarzt der KJP
27.08.10 - FULDA
Kinder und Jugendliche in Osthessen, die an Depressionen, ADHS, Angst- und Ess-Störungen leiden, müssen derzeit weite Wege auf sich nehmen, um Hilfe zu bekommen. Das soll sich nächstes Jahr ändern: Für Sommer 2011 ist der Einzug in die neue Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) geplant, die derzeit am Herz-Jesu-Krankenhaus (HJK) in Fulda entsteht. Heute feierten die beteiligten Unternehmen, Mitarbeiter und Gäste nach gut einem Jahr Bauzeit das Richtfest. Der stationäre Bereich der KJP soll über 51 Betten verfügen, dazu kommen 16 Plätze in der Tagesklinik. Die bereits bestehende Tagesklinik in der Einhardstraße am Aschenberg soll weitergeführt werden. Nach Angaben des HJK belaufen sich die veranschlagten Kosten auf gut 19,5 Millionen Euro, die zum größten Teil durch Fördermittel des Landes in Höhe von 19,25 Millionen Euro gedeckt werden.
Jedes Kind entwickle Mechanismen, um mit Schwierigkeiten umzugehen, sagte Michael Sammet, Geschäftsführer des HJK, in seiner Begrüßung. Manchmal seien die Kinder mit ihren Problemen jedoch überfordert. Dann sei es wichtig, dass sie Unterstützung bekommen. "Mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie schließt sich eine heimatnahe Betreuungslücke für Fulda, den Main-Kinzig-Kreis und Hersfeld-Rotenburg", betonte Sammet. Bisher müssen die Betroffenen nach Marburg (Lahn) oder Würzburg fahren.
In der neuen Einrichtung werden alle Störungsbilder der Kinder- und Jugendpsychiatrie behandelt, erläuterte Dr. Frank Theisen, Chefarzt der KJP. Dazu gehören etwa das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADHS), Psychosen, Angst- und Essstörungen sowie Depressionen. Wenn Kinder und Jugendliche mit schweren Störungen über längere Zeit behandelt würden, müsse die KJP "ein Stück Eltern-, Familien- und Heimatersatz bieten", sagte Theisen. Daher seien auch Ausflüge geplant, außerdem gibt es für die jungen Patienten einen großen Außenbereich mit einer Skateboardfläche, einem Kletterbereich und weiteren Sportmöglichkeiten. Der Freizeitbereich, der direkt ans HJK angrenzt, ist ein Pluspunkt des Standorts in der Buttlarstraße. In der nur wenige hundert Meter entfernt gelegenen Elisabethenklinik, wo die KJP ursprünglich entstehen sollte (ON berichtete), hätten solche Flächen nicht zur Verfügung gestanden.
Für die jungen Patienten soll auch eine eigene Schule eingerichtet werden. Diese "Schule für Kranke" habe der Kreistag vor einigen Monaten auf den Weg gebracht, sagte Vize-Landrat Dr. Heiko Wingenfeld gegenüber ON. Die schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen der stationären Abteilung und der Tagesklinik sind zum größten Teil "Regelschüler", das heißt, sie besuchen eine Haupt- oder Realschule oder das Gymnasium. Damit sie während ihres Aufenthalts in der KJP nicht den Anschluss verlieren, sollen sie hier von einem interdisziplinären Team schulformübergreifend unterrichtet werden. "Die Kinder wollen lernen", sagte Tobias Jost vom Staatlichen Schulamt Fulda. Durch den Unterricht bekämen die Kinder zudem einen Tagesrhythmus.
Hintergrund:
Das HJK hat vom Land Hessen den Versorgungsauftrag für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie für die Landkreise Fulda, Hersfeld-Rotenburg und Main-Kinzig-Kreis bekommen. Im Versorgungsgebiet leben circa 136.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre. Experten gehen aufgrund von wissenschaftlichen Untersuchungen davon aus, dass im Hinblick auf kinder- und jugendpsychiatrische Störungsbilder zehn Prozent der Kinder betreuungsbedürftig und etwa fünf Prozent behandlungsbedürftig sind.
Lesen Sie auch frühere Berichte zur geplanten Kinder- und Jugendpsychiatrie:
Neue Kinder- und Jugendpsychiatrie wird jetzt doch am "HJK" gebaut http://osthessennews.de/beitrag_H.php?id=1171995
Kinder- und Jugend-Psychiatrie nicht in Elisabethenklinik - Standort offen http://osthessennews.de/beitrag_E.php?id=1170556
"Jedem Denkmalschutz zuwider" - BI kämpft für das Frauenberg-Viertel http://osthessennews.de/beitrag_E.php?id=1169123 (th) +++
Der Stand der Dinge heute morgen um 10 Uhr. - Foto: Webcam HJK
Generaloberin Sr. M. Rosalia Bagus sagte, sie hoffe, dass die äußere und innere Atmosphäre der Einrichtung die jungen Leute aufrichte und stärke.
Michael Sammet, Geschäftsführer Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda gGmbH - Fotos: th
Architektin Daniela Kirschner-König
Vize-Landrat Dr. Heiko Wingenfeld (rechts) und MdB Michael Brand
Polier Stefan Mahlmeister (rechts) und Karl-Heinz Fischer von der Firma Riedel beim Richtspruch
Auch dabei: der frühere Landrat Fritz Kramer (2.v.re)
Hier sollen die Freizeitflächen entstehen.
So soll der Außenbereich aussehen.