Bohrhammer und Violine im Duett - Konzerthalle im neuen (alten) Glanz

Filigran arbeiten sie alle: Die Handwerker, die aus der alten und verstaubten Konzerthalle ein helles und freundliches Gebäude gemacht haben und die Musiker der Opern-Akademie, die für ihre Premiere von "Don Giovanni" proben. Bis zum morgigen Abend müssen die Handwerker zumindest für einen Augenblick verschwunden sein. Dann hebt sich in der renovierten Konzerthalle im Kurpark von Bad Orb im Main-Kinzig-Kreis der Vorhang für die 24. Opern-Akademie. Der Sängernachwuchs präsentiert an drei Tagen die Oper "Don Giovanni" von Wolfgang Amadeus Mozart.

Auf den ersten Blick hat sich gar nicht viel verändert. Die riesigen Glasflächen sind geblieben, allerdings mit doppeltem, sicheren Glas. Auch der Umlauf um die Konzerthalle mit ihren 900 Sitzplätzen wurde erhalten. Selbst die gepolsterten Stühle blieben. Doch all dies wurde aufwenig renoviert. So erhielten die feinen Sessel neues Polster im Werk von Tabbert in Sinntal. Die Rigipsplatten an den Wänden und Decken sind weiß gestrichen und die vielen hundert Lampen ausgetauscht. "Im Zuge der Sanierung soll durch den behutsamen Umgang mit der vorhandenen Substanz die gestalterische Qualität aus der Entstehungszeit wieder hergestellt werden", beschrieb der Fuldaer Architekt Andreas Ollertz das Projekt.

Rund 3,8 Millionen Euro werden nach Angaben von Kurdirektor Dr. Jörg Steinhardt investiert. Letztlich habe man sich auch aus Kostengründen für die Renovierung entschieden - ohne zusätzliche Neubauten und Erweiterungen. Viel Geld wird eher für die - für den Besucher verborgenen - Dinge gebraucht. Brandschutz und Sicherheitsauflagen mussten erfüllt und neu umgesetzt werden. Das Dach, die Lüftung und all die technischen Dinge für einen angenehmen Konzert- oder Theaterbesuch in der Konzerthalle wurden dem neuen Stand der Technik angepasst. Auch die Sanitäranlagen und Umkleideräume für die Musiker und Artisten, die in der schmucken Konzerthalle auftreten, sollen noch erneuert werden.

Zudem besitzt die Konzerthalle demnächst eine eigene Kühlung. Neu ist auch das gastronomische Angebot während der Veranstaltungen. Hierfür zeichnet in den nächsten Jahren der bundesweit aktive Caterer MediClin á la Carte verantwortlich. Mit einem Bistrobereich, "Chill-Ecke" und kleinen Häppchen sollen die Gäste vor, während und nach den Aufführungen verwöhnt werden. Das Unternehmen sorgt zudem für die Verköstigung von Tagungsgästen, die in Zukunft verstärkt die riesige Konzerthalle nutzen sollen. MediClin will zudem seine interne Mitarbeiterschulung für die rund 8.000 Beschäftigten von Offenburg nach Bad Orb verlegen.

Bis zum Beginn der Theatersaison und zweier großer Ärztekongresse im Herbst werden die vielen Handwerker täglich an der Renovierung der Konzerthalle, die einst von dem Architekten Bruno Rücker (Frankfurt am Main) im Jahre 1956 geplant und 1958 fertiggestellt wurde, arbeiten. Es wird also noch eine Zeit lang dauern, bis das gesamte Emsemble von der neuen Toskana-Therme über das Kurbad-Hotel und der Konzerthalle in der rund 10.000 Einwohner zählenden Kurstadt am Rande des Spessarts im neuen Glanz erstrahlt. Das Hotel selbst wird suggesive umgebaut. Auch dafür ist Andreas Ollert zu und sein Team zuständig. "Das alles geschieht parallel zum laufenden Betrieb", sagte Ollertz während eines Pressegesprächs in Bad Orb.

Bereits am Donnerstag können sich die ersten Opernfreunde ein Bild von ihrer Konzerthalle mit Charme der 50er Jahre machen. Noch glänzt nicht alles - doch vieles hat sich in den letzten Monaten getan und deshalb hinkt in diesem Fall auch der Vergleich zwischen Handwerker und Musiker nicht. (Hans-Hubertus Braune) +++