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Msgr. Steinert im Interview mit on-Reporterin Gabriele Weigand-Angelstein
22.02.10 - FULDA
"Dem Bistum Fulda ist sehr daran gelegen, den Gläubigen der Pfarrei Pilgerzell, in der Pfarrer Bernhard Preis (Foto links) bislang tätig gewesen ist, dessen Entpflichtung und Beurlaubung zu erklären." So steht es in der Erklärung des Bistums Fulda, die heute gegenüber "osthessen-news" abgegeben wurde. Im Gespräch und in einem Video-Interview (ist online) hat heute der Personalreferent des Bistums, Monsignore Christof Steinert, den konkreten Grund für die Entpflichtung des Pfarrers genannt und die Bemühungen des Bistums um Lösungen geschildert. Und wie es sich danach darstellt, handelt es sich um einen menschlich tragischen Fall. Denn Bernhard Preis, dem Steinert attestierte, ein engagierter und tatkräftiger Seelsorger zu sein, hat einerseits die kaufmännische Verwaltung seiner Pfarrei nicht bewältigt und andererseits Schwächen in der Personalführung gehabt. Angebotene Hilfen für die Administration habe der Pfarrer nicht angenommen und seit Jahren immer wieder Verbesserungen versprochen, die aber nicht eingetreten seien.
Der Personalreferent, der wegen der Entscheidung über die Entpflichtung nach eigenem Bekunden "mehrere Nächte ganz schlecht geschlafen hat" und der den spätberufenen Priester Bernhard Preis "menschlich mag", stellte im Gespräch auch klar, dass es sich nicht nur um banale Ordnung im Pfarramt oder verwaltungstechnische Kleinigkeiten handelte. Seit 2007 habe die Pfarrgemeinde keinen gültigen Haushalt mehr und eigentlich hätte das Bistum schon 2009 der Gemeinde die Mittel sperren müssen. Im Lauf der Jahre habe sich die Menge nicht erledigter Dinge angehäuft: Hochzeiten, die nicht ins Kirchenbuch eingetragen wurden und Handwerker warteten schon länger auf die Bezahlung ihrer Arbeit.
Zudem habe es Probleme mit Sekretärinnen oder Gemeindereferentin und als Folge Personalwechsel gegeben. Seit Preis in Pilgerzell wirkte, habe es allein drei Wechsel von Pfarrgemeinderatsmitgliedern gegeben. Vom Ende letzten Jahres stamme die Ankündigung des Kirchenmusikers, angesichts des Umganges von Pfarrer Preis nach 40 Jahren das Engagement an der Orgel einzustellen. "Er hat wohl Menschen vor den Kopf gestoßen", sagte Personaldezernent Steinert. Die Entpflichtung ist keine "einsame Entscheidung" des Personaldezernenten. Immer wieder sei im Generalvikariat das "Thema Preis" beraten worden und Ende 2009 habe eine Abteilungsleiterkonferenz, gemeinsam mit Diözesanbischof Algermissen, abgesprochen, dass erst nach weiterem erfolglosem Verstreichen von Zusagen diese Konsequenz gezogen werde.
Das Bistum Fulda habe dem 53-Jährigen mehrfach verschiedene Hilfsmöglichkeiten angeboten - die dieser jedoch nicht konsequent annahm. Steinert sagte, immer wieder seien neue Absprachen erfolgt und Fristen festgelegt worden, die mit unterschiedlichen Begründungen nicht eingehalten wurden. Einem Rendanten, der Preis bei der Aufarbeitung der Dinge helfen sollte, habe er nicht den nötigen Einblick gegeben. Das Bistum Fulda biete Priestern, die "gute Seelsorger, aber keine Verwaltungstalente" seien auch die Beistellung eines "beratenden Mitbruders" an, der dann die Verwaltungsdinge übernehme. Aber dazu müsse man eben auch bereit sein. Als besondere Tragik empfindet Steinert, dass Pfarrer Preis - der ein Spätberufener ist - früher beruflich selbst in der Verwaltung tätig war.
Einen Fehler habe er wahrscheinlich mit der Information gemacht, räumte Steinert ein. Über die Entpflichtung habe Pfarrer Preis die Gremien selbst informieren wollen, es aber offenbar nicht getan. "Ich war da ein bisschen naiv", resümierte der Personaldezernent. Er habe für Donnerstag dieser Woche mit dem Pfarrgemeinderat ein Treffen ausgemacht. Und außerdem habe der Verwaltungsrat der Kirchengemeinde auch wissen müssen, dass es große Probleme gab. Doch Steinert sagte auch, er werde bei künftigen Fällen deutlich früher mit den Gremien sprechen. Und in keinem Fall habe man beim Bistum mit einer solch emotionalen Reaktion der Gläubigen gerechnet. Auch dies werde in Zukunft sicher berücksichtigt werden.
Jetzt habe Bernhard Preis bis zum Sommer Zeit, die Vorgänge in Pilgerzell zu überdenken, Hilfe anzunehmen und Veränderungen anzugehen. "Ich möchte ihn im Sommer dieses Jahres wieder in einer Pfarrei einsetzen," sagte Monsignore Steinert. Allerdings wird er nicht wieder nach Pilgerzell kommen: "Das wäre bei dieser Vorbelastung nicht richtig". (gw).
IM WORTLAUT: Erklärung des Bistums Fulda zur Beurlaubung von Pfarrer Preis
"Dem Bistum Fula ist sehr daran gelegen, den Gläubigen der Pfarrei Pilgerzell, in der Pfarrer Bernhard Preis bislang tätig gewesen ist, dessen Entpflichtung und Beurlaubung zu erklären. Es war bisher Anliegen des Bistums, Pfarrer Preis in seiner persönlichen Integrität nicht ausdrücklich zu belasten und ihm die Chance zu geben, einzelne Dinge den Gremien bzw. der Pfarrei selbst darzulegen. Da er diese Chance, aus von seinem Standpunkt her verständlichen Gründen - um sich nicht in der Öffentlichkeit selbst zu belasten -, bislang nicht wahrgenommen hat, die Öffentlichkeit und die Gremien aber massiv auf Aufklärung dringen, stellen wir fest, dass Pfarrer Preis trotz regelmäßigen Gesprächen und konkreten Absprachen seit mehr als anderhalb Jahren nicht geschafft hat, gravierende Mängel in der Pfarreiverwaltung und Personalführung abzustellen. Die Gremien sind bereits in der vergangenen Woche von Personaldezernent Monsignore Christof Steinert zu einem Gespräch am kommenden Donnerstag eingeladen worden."
Lesen Sie auch die am Samstag und Sonntag erschienenen Berichte bei "osthessen-news" zum Thema mit einem ausführlichen VIDEO von der Abschiedsmesse:
1.) Zwangs-Abschied von Pfarrer PREIS - Boykott der Ehrenamtlichen? - VIDEO
http://www.osthessen-news.de/beitrag.php?id=1178394
2.) Tränen, Trauer, Wut und Beifall - Emotionaler Abschied von Pfarrer PREIS
http://www.osthessen-news.de/beitrag.php?id=1178391
3.) Empörung: Pfarrer PREIS des Amtes enthoben - Vorgeschobene Gründe?
http://www.osthessen-news.de/beitrag.php?id=1178373
4.) KOMMENTAR: Bistum Fulda sollte die wahren Entlassungsgründe benennen
http://www.osthessen-news.de/beitrag.php?id=1178382 ++++

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