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10.02.12 - Fulda

Isolation statt Inklusion? Verein „Eine Schule für Alle! in Fulda e.V.“ informierte

Eine Inklusionsquote von 90 oder sogar 100 Prozent? Davon kann der Verein „Eine Schule für Alle! in Fulda e.V.“ nur träumen. Während es in skandinavischen Ländern oder Italien längst gang und gäbe ist, Kinder mit Behinderungen an Grundschulen bzw. weiterführenden Schulen zu unterrichten, wirft das Thema Inklusion hierzulande viele Fragen auf und sorgt für einen großen Beratungsbedarf bei betroffenen Eltern und Fachpersonal. Das wurde beim Familienbrunch des Vereins „Eine Schule für alle e.V“ deutlich.

„Obwohl in Deutschland seit fast drei Jahren die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung gilt, bildet Deutschland das klare Schlusslicht in Sachen Inklusion“, berichtete Eva Wingerter, Leiterin der Inklusiven Beratungs- und Koordinationsstelle der Landesarbeitsgemeinschaft Gemeinsam leben - Gemeinsam lernen e.V. (LAG) in Frankfurt. Die Diplom-Pädagogin arbeitet seit fünf Jahren bei der LAG und berät Familien sowie in der Behindertenarbeit tätige Fachkräfte, wenn es um die Förderung von Kindern mit Behinderung in den allgemeinen Schulen geht.

Angesichts des zum 1. August 2011 in Kraft getretenen hessischen Schulgesetzes, das den Anspruch trägt, die Forderungen der UN-Behindertenrechtskonvention zu gewährleisten, informierte Wingerter beim Familienbrunch umfassend über das neue Recht auf schulische Inklusion. Denn nach Artikel 24 der UN-Behindertenrechtskonvention hat jedes Kind mit Behinderung das Recht auf Zugang zum allgemeinen Bildungssystem.

Der aktuelle Stand der Inklusion zeigt jedoch, dass es bis zur 100-Prozent-Quote noch ein weiter Weg sein wird. Laut Wingerter werden in Hessen derzeit lediglich 12,3 Prozent der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf in einer allgemeinen Schule gefördert. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Integrationsquote bei 20, 6 Prozent, im europäischen Durchschnitt bei knapp 79 Prozent. Bleibt Inklusion in Deutschland also nicht viel mehr als eine Vision?

„Im Moment herrscht tatsächlich noch sehr viel Rat- und Planlosigkeit in den hessischen Schulen“, weiß Wingerter. „Es gibt zwar das neue Schulgesetz, aber noch keine Rechtsverordnung, wie Inklusion konkret umgesetzt werden soll.“ In einer Pressemitteilung des Kultusministeriums hieß es kürzlich, dass die Verordnung voraussichtlich bis zum Ende des ersten Quartals vorliegen werde. Nach dem neuen Hessischen Schulgesetz können also alle schulpflichtigen Kinder – ob mit oder ohne Behinderung – in der allgemeinen Schule angemeldet werden. Ob es aber zu einem Regelschulbesuch kommt, hängt von der Empfehlung des zuständigen Förderausschusses und in letzter Instanz vom Staatlichen Schulamt ab. Bei der Entscheidungsfindung dürften wohl auch die individuellen Ressourcen der Schulen eine maßgebliche Rolle spielen. Da das Kultusministerium keine zusätzlichen Mittel bereit stellt und weiterhin am bestehenden Förderschulsystem festhält, fürchtet Wingerter, dass weiterhin Isolation statt Inklusion stattfinden könnte.

„Wir brauchen Mut zur Veränderung, eine Umverteilung der Ressourcen und noch mehr solcher Initiativen wie den Verein „Eine Schule für Alle! in Fulda e.V.“, der eine politische und gesellschaftliche Debatte anstößt und die Institutionen bei der Entwicklung eines inklusiven Schulsystems unterstützt“, betonte die Diplom-Pädagogin abschließend.

INFOKASTEN

Der Verein „Eine Schule für Alle! in Fulda e.V.“ sieht im Auftrag der UN-Behindertenrechtskonvention, ein inklusives Schulsystem aufzubauen, die Chance, das Schulsystem für alle Kinder gerechter und besser zu gestalten. Auch Kinder ohne körperliche oder geistige Behinderungen brauchen einen Unterricht, der auf ihre individuellen Lernbedürfnisse ausgerichtet ist. Um dies zu erreichen, bietet der Verein Informationsveranstaltungen für Eltern an, aber auch Unterstützung für interessierte Lehrkräfte, durch Fortbildungsangebote. Weitere Informationen zum Thema finden Sie im Internet unter http://www.eineschulefueralle-fulda.de Auf dem Foto (v.l.n.r.) Maria Lörcher (Vereinsmitglied), Ines Homburg (Vereinsmitglied), Christian Brandt (1. Vorsitzender), Eva Wingerter (Referentin), Anja Zilian (2. Vorsitzende) / Foto: privat+++

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