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13.07.10 - Schönau

Stehende Ovationen, mehrere Zugaben: Musical "W.I.R." begeisterte im Sportheim

Seit rund 30 Jahren besteht die Freundschaft zwischen der Kolping-Kapelle Schönau und der Dunkelsteiner Blasmusik aus Niederösterreich (bei Wien). Motor und Begründer der Freundschaft ist Josef Reubelt, Sohn Michael führt heute diese Tradition auf Schönauer Seite fort. In all den Jahren besuchte man sich gegenseitig zu allen möglichen Anlässen. Am Wochenende begeisterten die Dunkelsteiner ihre Freunde mit einem Musical der besonderen Art.

Bildunterschrift: Freundschaft und Familie lohnen sich, bewies die Dunkelsteiner Blasmusik höchst eindrucksvoll mit ihrem Musical „W.I.R.“ auf der Bühne der Schönauer Freunde. Foto: Partl.

„W.I.R“ nennt sich das Musical, zu dem Kurt Gäble die Musik komponierte, während der Text im Original von Paul Nagler stammt. Das Musical ist so unbekannt, dass selbst das Internet – ausnahmsweise – mal keine Antwort weiß. Noch dazu hatte es Rudolf Humpelstetter, Obmann und Kapellmeister der Dunkelsteiner Blasmusik, zusammen mit Birgit Humpelstetter (Mitglied der Rockgruppe) und Christina Sterkl (Hauptakteurin) aufgepeppt und für die eigene Truppe zugeschnitten. Heraus kam ein wunderbares Hohelied auf die Familie als eines der höchsten Güter der Menschheit. W.I.R. erzählt von einer alleinerziehenden Mutter und ihren Sorgen mit ihrem jugendlichen Sohn, verpackt in einem Feuerwerk von Ohrwürmern. Die breite Palette von rockigen Sounds bis hin zu sanften Liedern lud zum Mitsingen und Mitswingen ein.

Voll ausgefüllt war die Bühne im Schönauer Sportheim, dicht gedrängt saßen die erwartungsfrohen Zuschauer. Ob der Hitze wähnte man sich zwar zwischenzeitlich wie in der Sauna, das Geschehen auf der Bühne entschädigte dafür aber voll und ganz. Blasmusikalische Ouvertüren sind in der Regel eher selten, aber warum nicht. Ein gelungener Anfang war es allemal, um die Aufmerksamkeit der Gäste voll auf das Musical einzustimmen. Und schon war mitten drin im Hick-Hack zwischen Mutter und Sohn, das emotional durch die Musik verstärkt wurde. Die Mutter telefoniert und erhält die Mitteilung, dass ihr Sohn „ein Rowdy“ sei, total kriminell, gewalttätig, dafür im Kopf nicht sehr helle. Alle verhauen und jeden beklauen – das sei es was er könne. Blankes Entsetzen steht in ihren Augen bei der Klage um die Sorgen mit dem Sohn, die einfach nicht abreißen. Der Junge will sich gesellschaftlichen Konventionen einfach nicht unterordnen.

„War doch alles nicht so schlimm. Erst hat der Blödmann mir sein Messer geschenkt, dann wollte er es wiederhaben“ kontert der Junge. Er habe sich ja nur gewehrt. Wie ein Mann. „Das kann doch nicht verkehrt sein.“ Der einsetzende Chor verdeutlicht die anklagende Funktion der Gesellschaft. Die Mutter sucht ihn zu beschwichtigen. Doch der Sohn wird bockig und zornig, macht einen Ausflug durchs Publikum, klagt die Leute an. „Ihr wollt nicht sehen, wie ich wirklich bin. Wie ich es hasse, das Geschleime und Gekrieche. Jeder ist doch anders. Lasst mich doch sagen, was ich denke. Und wenn die Wut hochkommt, dann schlage ich eben drauflos.“ Rockige, kantige Klänge begleiten das Geschehen.

Verzweifelt fragt sich die Mutter, wie sie dem Sohn nur helfen könne. Melancholisch wird’s bei einem wunderschönen Duett mit Erinnerungen, als die Familie noch komplett war, der Junge so klein und so niedlich. Wie glücklich war er, als der Vater noch mit ihm lachte und spielte. „Wir machten fast alles zu zweit." Gemeinsam erkundete man die Welt. Im Sommer ging’s ans Meer und oft genug auf den Kreuzberg. – Das gefällt den Rhönern natürlich besonders. Doch die Familie zerbrach. Der Vater ging fort. Und schuld war nur die Mutter, glaubte der Junge jedenfalls. Dafür hasste er sie. Erst im zweiten Teil gelingt es der Mutter, den Sohn davon zu überzeugen, dass er besser einen anderen Lebensweg einschlagen soll, weil dieser sture Individualismus auch Einsamkeit zur Folge haben könne. „Frei, das heißt auch, alleine zu sein“ mahnt sie. Bilder zeigen die „No-Future-Generation“, prangern Fernseher und Videos an, verteufeln endlose Internetspiele, klagen die gnadenlose Konsumgesellschaft an. Die Mutter schafft es schließlich, dem Sohn klarzumachen, dass Werte wie Familie, Freundschaft und Ehrlichkeit wichtiger sind, als Konsumwahnsinn und Coolness.

Wie finden einen wahren Freund, sinniert der Sohn. Der Chor weiß Rat: „Schau den Menschen nur in ihre Augen. Da kann man die Wahrheit sehen.“ Was brauchen Kinder wirklich? Die Antwort kommt prompt. Das Musical trieb sie von Lied zu Lied bis zum Finale: Familie und Zeit und für sie, Förderung und Zuwendung, das brauchen Kinder. Und genau dieses Lied ist es, was in die Herzen der Zuschauer dringt, was sie eifrig mitsingen lässt, mitswingen, klatschen und die Akteure auf der Bühne bejubeln. Die lange Probenzeit, die liebevoll ausgefeilte Choreografie hatten sich gelohnt. Der moderne, hochaktuelle Stoff flog nur so am Zuschauer vorbei. Dazu noch die professionelle instrumentale Musik mit Chor und eingestreuten Soli von Kindern. Das Publikum war offenkundig mehr als begeistert und forderte zum Schluss mit stehenden Ovationen gleich mehrere Zugaben. (ger) +++

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