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07.06.10 - Fulda

Polnische ehemalige KZ-Gefangene bei Marianum-Schülern und Caritas-Azubis

Auch dieses Jahr hatte der Caritasverband für die Diözese Fulda wieder in Kooperation mit dem Maximilian-Kolbe-Werk Seniorinnen und Senioren aus Polen zu Gast, die in jungen Jahren von dem NS-Regime in Konzentrationslager und Gefängnisse geworfen worden waren. Die Besuche dienen in erster Linie der Erholung der polnischen Gäste, aber genauso auch der Wiedergutmachung und sollen zum guten Verständnis zwischen den benachbarten Völkern der Deutschen und Polen beitragen.In diesem Sinne werden im Rahmen solcher Aufenthalte immer auch Zeitzeugengespräche durchgeführt, bei denen die Polen jungen Menschen von ihren damaligen Erlebnissen berichten und Fragen beantworten. So besuchten die sieben Seniorinnen und Senioren das Marianum, wo sie auf Schülerinnen und Schüler von fünf Realschulklassen der 10. Jahrgangsstufe trafen.

Die Jugendlichen hatten sich im Rahmen des Geschichts- und Religionsunterrichts auf das Thema vorbereitet und sich mit dem Ausmaß der Nazi-Verbrechen und den unmenschlichen Bedingungen in den Konzentrationslagern auseinander gesetzt. Trotzdem waren die Zeitzeugenberichte für sie schockierend: Dass etwa zehnjährige Kinder von ihren Eltern getrennt wurden, hart arbeiten und Hunger leiden mussten, im Lager ständig in vieler Hinsicht mit dem Tod konfrontiert waren und Gewalt erdulden mussten, war für die meisten der Schüler doch unfassbar. Eine der polnischen Frauen berichtete ihnen, sie habe in Auschwitz die riesige Anlage mit den großen Schornsteinen für eine Fabrik gehalten, bis ihr klar war, dass dort wirklich Menschen getötet und verbrannt wurden. Ob sie immer noch Rachegefühle hegten, war die Frage eines Schülers. Nein, kam die klare Antwort vom Podium, man hege keinen Groll – und gegen die deutsche Jugend von heute schon gar nicht. Es ginge nur darum, darüber zu berichten, dass in Zukunft kein Mensch mehr so etwas erdulden müsse. Erzählen bedeute, es jedesmal neu zu erleben Zu einer weiteren Gesprächsrunde hatte Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch die polnischen Gäste mit ihrer Fuldaer Betreuerin Margarete Wingenfeld ins Caritashaus eingeladen. Hier trafen sie mit den Auszubildenden des katholischen Verbandes zusammen. Dr. Juch unterstrich, wie wichtig dem Verband diese Begegnungen seien, und dass die Caritas diese gedankliche Auseinandersetzung ihrer jüngsten Mitarbeiter mit der Nazi-Vergangenheit als gesellschaftspolitischen und absolut wichtigen Bestandteil der Ausbildung betrachte.

Bei dem Gespräch im Caritashaus ging es dann u. a. darum, wie man solch eine Situation und die Aussichtslosigkeit der KZ-Lagerhaft überhaupt ertragen konnte. Die Häftlinge unterstützten sich gegenseitig, bemühten sich stark zu bleiben, einigen half das Gebet, so berichteten die Senioren. Ein Mann aus der polnischen Reisegruppe erzählte, dass auch heute noch bellende Hunde, gleißende Scheinwerfer und Schreie Alpträume auslösen könnten. Einig war man sich darin, dass das eigene Überleben zu einem gewissen Teil ganz sicher auch einfach nur Glück gewesen war.+++

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