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14.04.08 - Hanau
„WECO brutal - Mitarbeiter egal“ - IG Metall kritisiert Produktionsverlagerungen
„Seit fünf Jahren gab es für die 150-köpfige Belegschaft der Hanauer Firma zur Herstellung von Verbindungselementen für Elektrotechnik, WECO Wester, Ebbinghaus & Co. KG, keine tarifliche Erhöhung mehr“, das schreibt Gewerkschaftssekretär Ferdinand Hareter (Archivfoto) von der IG Metall Hanau/Fulda: „Tarifliche Lohnbestandteile wurden ganz einfach nicht ausbezahlt“. Seit dem Austritt aus dem Arbeitgeberverband im Juni 2003 würden neue Mitarbeiterinnen nur noch „weit unterhalb der tariflichen Normen“ eingestellt. Jetzt teilte die Geschäftsleitung laut Hareter mit, dass die Abteilung Montage nach Tunesien verlagert und der IT-Bereich geschlossen werde. Die IG Metall kritisiert die Verlagerung und sieht sich bestätigt, dass „Lohnverzicht keinen einzigen Arbeitsplatz rettet“, so Hareter.
Produktionsverlagerung
Er wirft den Eignern und dem Geschäftsführer, Thomas Ebbinghaus, „sinkende Moral und Sittenverfall“ vor. Sie handelten nach dem Motto: „WECO brutal – Mitarbeiter egal“. Wörtlich heißt es in der Pressemitteilung: „Erst wurde die Belegschaft brutal abgezockt, um nun mit der Nachricht überrascht zu werden, dass weitere Teile der Produktion nach Tunesien verlagert werden. Mit den dortigen Löhnen von ca. einem bis zwei Euro/Stunde könne hier niemand konkurrieren. Soziale Verantwortung gehöre im Hause WECO zu den Fremdwörtern.“
Laut IG Metall seien allein in der Montage 21 Mitarbeiter von der Verlagerung betroffen. 11 Mitarbeiter würden „rausgeschmissen“, in dem man ihre befristeten Arbeitsverträge nicht mehr verlängere. WECO wolle lediglich versuchen die festangestellten Mitarbeiter der Montage auf andere Abteilungen zu verteilen. Für Hareter nichts weiter als „eine Absichtserklärung, um den Rest der Belegschaft zu beruhigen“. Es könne aber niemand sicher sein, ob nicht doch Kündigungen folgten.
Zeitgleich habe die Geschäftsleitung angekündigt, den IT-Bereich komplett an Externe zu vergeben, heißt es in der Mitteilung der Gewerkschaft. Diese Maßnahme betreffe weitere zwei Mitarbeiter. Für die IG Metall stelle sich jetzt die Frage, was Thomas Ebbinghaus mit der Firma vorhabe. Die Belegschaft habe das Recht zu erfahren, welch langfristige Strategie er verfolge. Produktionsverlagerungen würden nicht von heute auf morgen durchgeführt. Es müssten Grundstücke gekauft, Genehmigungen eingeholt, Gebäude angemietet oder gebaut werden. Je nach Planung müssten Umbauten durchgeführt, Produktionsabläufe sichergestellt und die Transportlogistik aufgebaut werden. Selbst für einfache Arbeiten brauche man Personal, das mindestens angelernt werden müsse.
„Tariflohn gegen schlechte Stimmung“
Vor diesem Hintergrund überrasche es nicht, sagte Hareter weiter, dass die Stimmung und die Motivation der Mitarbeiter/innen mittlerweile unter Null sei. Ebbinghaus musste eingestehen, dass Demotivation, Unzufriedenheit und schlechte Stimmung in der Belegschaft zum Rückgang der Produktivität führe und die Qualität leide. „Er selbst bestätigte, dass es seinen Mitarbeitern schlecht gehe. Aber anstatt die Situation der Mitarbeiter/innen durch kräftige tarifliche Lohnerhöhungen zu verbessern und die Arbeitsplätze in Hanau zu sichern, um deren Motivation zu erhöhen und das Betriebsklima anzuheben, betreibt er eine Betriebspolitik der Angst und der Einschüchterung“, schreibt Hareter in der Pressemitteilung.
„Streik nicht ausgeschlossen“
Die IG Metall werde dieser Entwicklung nicht länger tatenlos zusehen. Noch in dieser Woche werde auf einer Mitgliederversammlung über „geeignete Maßnahmen“ entschieden. Kundgebungen, Demonstrationen, bis hin zum Streik seien dabei nicht ausgeschlossen. +++