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16.04.07 - Lauterbach

Filmaufführung mit Regisseur Andi Stiglmayr: "Menschen, Träume, Taten"

Der erfolgreiche Regisseur Andi Stiglmayr hat im Lichtspielhaus Lauterbach eine erste Rohfassung seines künftigen Dokumentarfilmes “Menschen, Träume, Taten" vorgestellt und danach Fragen des Publikums beantwortet. Nach einer Pause war auch der Film zu sehen, mit dem Stiglmayr 2003 bekannt wurde, “Der bayerische Rebell". Nur ein gutes Dutzend Zuschauer nahm diese bisher einmalige Gelegenheit wahr.

“Menschen, Träume, Taten" erzählt von der Siedlung “Sieben Linden", 150 Kilometer westlich von Berlin. In dem 1993 gegründeten Ökodorf leben rund 120 Menschen, die sich an der verschwenderischen europäischen Lebensweise nicht mehr beteiligen wollen, die ihr Leben selbst verändern wollen, statt auf Politik und Konzerne zu warten. Denn kommenden Generationen wollen sie mit ihrer Lebensweise nicht schaden ­ “nachhaltig³ ist der übliche Begriff dafür. Da die Bewohner unterschiedliche Vorstellungen von einem solchen nachhaltigen Leben haben, gibt es unterschiedliche Gruppen. Andi Stiglmayr hat sechs Wochen lang vor allem zwei Bewohner des “Club 99" mit seiner Kamera begleitet, Martin und Silke. Der “Club 99" lebt vegan, baut seine Lebensmittel selbst an und hilft sich auf dem Acker mit Pferden statt mit Traktoren. Martin beispielsweise verdient sein Geld mit Chorseminaren. 180 Euro monatlich gehen an das Dorf.

Es geht Andi Stiglmayr nicht darum, eine Fülle von Daten und Fakten zu verarbeiten, durch die ein vermeintlich umfassendes Bild des gesamten Ökodorfes entsteht, sondern darum, Martin und Silke kennenzulernen und Stimmungen in ihrem Umfeld zu vermitteln. Dabei hört Stiglmayr allerdings auch immer wieder andere Bewohner. Die beschönigen nicht nur, sondern geben offen zu, dass es auch Meinungsverschiedenheiten gibt. Kritik äußern einzelne, unter ihnen auch Silke, an der Kindererziehung. Denn die werde nicht ernst genug genommen. Nachbarn und Besucher äußern sich ebenfalls vor der Kamera ­ und sind nicht restlos begeistert von “Sieben Linden".

Andi Stiglmayr hält sich aus den Konflikten heraus. Er beobachtet, macht subtil auf Widersprüche aufmerksam, drängt aber seine Meinung niemandem auf. Der Film schildert offen die subjektiven Eindrücke des Regisseurs, ohne alles zu bewerten. Die Bilder sind ansprechend, Kameraführung und Schnitt sind ruhig und unaufdringlich. Da sich beim Fernsehen niemand für das Thema interessierte, bekam Stiglmayr keinen Sendeplatz, also auch keine Fördermittel, wie er dem Publikum erklärte. Die Produktion von “Menschen, Träume, Taten" hat er ausschließlich aus dem Gewinn von “Der bayerische Rebell³ finanziert. Recherche und Drehbuch beanspruchten ein Jahr, der Schnitt anderthalb Jahre.

Wie der Diskussion zu entnehmen war, konnten einige Zuschauer mit dem Subjektivismus in Stiglmayrs Film nicht viel anfangen. Eine halbwegs wissenschaftliche Dokumentation wäre ihnen offenbar lieber gewesen. Das war aber weder Stiglmayrs Absicht, noch hätte es seinem Film gedient. Hätte er mehr Bewohner beobachtet, wäre der einzelne wahrscheinlich zu kurz gekommen.So aber lernt man zwei Bewohner ein wenig kennen, das Zusehen ist entspannend und kurzweilig.

“Der bayerische Rebell" erzählt von dem Reggae-Musiker Hans Söllner, der sich offen und mit umstrittener Wortwahl für die Legalisierung von Marihuana ausspricht und immer wieder Ärger mit der Justiz hat. Dieser Film war Stiglmayrs erstes Großprojekt. Begonnen hat der 42-jährige unter anderem mit Industriefilmen. An einer Filmhochschule war er nie, was er mit zahlreichen seiner Kollegen bei Film und Fernsehen gemeinsam hat. (Martin G. Günkel) +++

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