Archiv

12.07.06 - HINTERGRUND

Dr. HELMIG will "zukunftsorientierte Unternehmen, die Freude machen"

Wenn es derzeit um millionenschwere Investitionen, zukunftsträchtige Ideen und Firmenbeteiligungen geht, dann ist seit Monaten der Name eines Mannes "in aller Munde", der allerdings in der Region als Person kaum bekannt ist. Es geht um Dr. Lutz Helmig (60), der in der Vogelsberggemeinde Grebenhain seinen Wohnsitz hat und im Frühjahr 2006 dadurch Schlagzeilen machte, dass er seine 94-prozentigen Anteile der von ihm gegründeten Helios Kliniken GmbH für 1,5 Milliarden Euro an die Fresenius AG verkaufte. Nur wenig später gab Helmig seine Beteiligung an der Fluggesellschaft DBA bekannt und wiederum kurz darauf übernahm Helmig zu 100 Prozent das in eine finanzielle Schieflage geratene weltweit agierende Engineering-Unternehmen EDAG. Bei diesen Beteiligungen bedient sich Helmig der eigenen Beteiligungsfirma, der ATON GmbH. Der Name ATON ist die altägyptische Bezeichnung für den Sonnengott.

Wiederum einige Wochen später übernahm die ATON GmbH die traditionsreiche Fuldaer Maschinenfabrik REFORM und erst kürzlich war es wiederum die ATON GmbH, die über ihre 90-prozentige Tochter Education Trend das Fuldaer Berufsbildungszentrum (BBZ) vor dem wirtschaftlichen Untergang rettete. In diesen Tagen macht Dr. Helmig wiederum Schlagzeilen: er möchte zehn Millionen Euro für den Bau eines Sonderlandeplatzes von Geschäftsflugzeugen in der Fuldaer Vorortgemeinde Eichenzell investieren. (siehe EXTRA-Bericht am heutigen Tage).

"Gemeinsam mit meiner Familie, Dagmar, Alexandra und Charlotte Helmig, halte ich 100 Prozent an der Aton, die das Vermögen der Gesellschafter verwaltet“, schrieb Helmig im Zusammenhang mit der EDAG-Übernahme in einer Presseerklärung. Das Kapital sei zum Teil in Industriebeteiligungen, zum größeren Teil in Finanzanlagen investiert. Die Edag stelle dabei die größte Industriebeteiligung dar. Deshalb gelte diesem Unternehmen seine besondere Aufmerksamkeit. Über den Kaufpreis, der an die bisherigen Edag-Gesellschafter gezahlt wurde, gab es keine Informationen, dies sei "beim Verkauf von Familienunternehmen üblich".

Da er Transparenz für ein wichtiges Instrument erfolgreicher Unternehmen halte, werde er seine offene Informationspolitik wie in seinen anderen Unternehmen auch bei der Edag fortführen, kündigte Helmig damals an. Ein weiterer wichtiger Grundsatz sei seine Einstellung zur Aus- und Weiterbildung. Die hier notwendigen Investitionen dürften nicht gemindert werden. Zur oft gestellten Frage, warum er als Branchenfremder viel Geld in ein Engineering-Unternehmen stecke, schreibt Dr. Helmig: „Weil in diesem Unternehmen erstens sehr gut ausgebildete Fachleute tätig sind, die reale Werte schaffen. Und weil ich mich zweitens unternehmerisch in Zukunft nur mit Gebieten beschäftigen will, die mir Freude machen. Und ich liebe Innovationen in Technik und Design.“

Die VITA

Helmig wurde am 29. Januar 1946 in Güsen in Sachsen-Anhalt geboren. Er schloß sein Medizinstudium 1972 ab und erhielt im gleichen Jahr seine Approbation als Arzt, um sich dann zu spezialisieren. Ab 1977 arbeitete er als Gefäßchirurg. Den Grundstein für sein Klinik-Unternehmen legte Helmig 1987 mit der Gründung der Hospitalgesellschaft Dr. Helmig mbH, die 1995 in Helios Kliniken GmbH umfirmierte. Gemeinsam mit seiner Familie hielt Helmig zuletzt 94 Prozent an dem Unternehmen, das er im vergangenen Herbst für 1,5 Mrd. an den Gesundheitskonzern Fresenius verkaufte. Zu dem Konzern gehören 55 Kliniken mit 24 800 Mitarbeitern. Vor sechs Jahren hatte sich Helmig bereits aus dem operativen Geschäft zurückgezogen.

HINTERGRUND: die ATON GmbH

Die 1999 gegründete ATON GmbH hat ihren Sitz in der Fuldaer Schlossstraße 2. Die Gesellschafter der ATON GmbH sind Dr. Lutz M. Helmig mit 70%, die Ehefrau sowie die beiden Töchter mit je 10% der Anteile. "Eine Beteiligung Dritter an der Gesellschaft ist ausgeschlossen" heißt es in der Eigendarstellung. "Die ATON GmbH ist gegenwärtig an neun Firmen beteiligt. Sie stammen aus den drei Geschäftsfeldern Rohstoffe, Dienstleistungen und angewandte Technologie. Der Umsatz der Mehrheitsbeteiligungen liegt bei rund 1.020 Mio. Euro, insgesamt ist die ATON GmbH an Umsätzen in Höhe von 1.542 Mio. Euro beteiligt", heißt es auf der Website der ATON GmbH (www.aton.de). Für Unternehmensbeteiligungen sei ein Investitionsvolumen in Höhe von 300 Mio. Euro vorgesehen und dieses Ziel per Juni 2006 weitgehend erreicht.

Im Einzelnen handelt es sich dabei um

- 100 Prozent Anteile des Softwarehauses GSD, das seinen Sitz in Berlin hat. Der erwartete Umsatz 2006 liegt bei 25 Millionen Euro, 164 Personen sind dort beschäftigt. Die Gesellschaft für Systemfor­schung und Dienstleistungen im Gesundheitswesen (GSD) ist eine ehemalige 100-prozentige Helios-Tochter und wurde im Oktober 2005 an ATON verkauft. Zum Anwender­kreis gehören weltweit 260 Krankenhäuser und Healthcare-Maintenance-Organisationen.

- 100 Prozent hat die Aton bei der EDAG Fulda mit ihren 4.000 Beschäftigten weltweit. Der für 2006 erwartete Umsatz beträgt 510 Millionen. Die EDAG gestaltet weltweit zukunftsweisende und serienreife Lösungen für Fahrzeuge und Produktionsanlagen von morgen.

- 100 Prozent Anteile besitzt die Aton GmbH an der Fuldaer REFORM Maschinenfabrik Adolf Rabenseifner. Im März 2006 erfolgte die Übernahme rückwirkend zum 1. Januar. Das Unternehmen ist mit derzeit 200 Mitarbeitern und mit einem Jahresumsatz von ca. 22 Mio. € für die verschiedenartigsten Kundengruppen tätig. Dazu gehören neben großen Teilen der Automobil- und Flugzeug-Branche beispielsweise auch die holz- und papierverarbeitende Industrie. Mit einem Exportanteil von 60 Prozent entwickelt sich REFORM nach eigenen Aussagen zu einem der führenden Schleifmaschinenhersteller Europas. Kunden aus 137 Nationen können auf eine Zusammenarbeit mit REFORM zurückblicken.

- 98 Prozent Anteile hält Aton an Ziehm Imaging in Nürnberg, der Umsatz des Medizintechnikunternehmens im Jahre 2006 soll 45 Millionen Euro betragen. Die Ziehm Imaging GmbH mit 250 Mitarbeitern und Firmensitz in Nürnberg stellt auf Basis modernster Technologien mobile Systeme der digitalen Röntgen-Bildgebung für medizinische Anwendungen her. Sie unterhält Standorte in Deutschland, USA, Italien und Singapur.

- 94,9 Prozent beim Blutspendedienst Haema (Leipzig). Der erwartete Umsatz in diesem Jahr liegt bei 60 Millionen Euro, 580 Menschen sind dort beschäftigt. Am 15. Februar 2006 feierte man das fünfjährige Bestehen. Die Haema Gruppe, mit Sitz in Leipzig, verfügt über 16 Blutspendestationen in den neuen Bundesländern und ist damit der größte unabhängige Blut- und Plasmaspendedienst in der Bundesrepublik Deutschland. Das pharmazeutische Unternehmen stellt Arzneimittel aus Blut und Blutplasma her und bietet Labordienstleistungen in Krankenhäusern an. 2006 sollen rund 450.000 Spenden generiert werden.

- 90 Prozent Anteile an dem Bildungsunternehmen EDUCATION TREND AG (Hamburg), das im Juni 2006 zu 100 Prozent das "BBZ Berufsbildungszentrum Fulda" mit etwa 60 Arbeitsplätzen übernahm. Die Education Trend AG in Hamburg widmet sich der Beratung und dem Management von Bildungsunternehmen, vermittelt Partner und beteiligt sich an der Entwicklung zukunftsfähiger Bildungsstrukturen. Sie wird mit Sitz in Hamburg von Bernhard Peters als Vorstand geleitet, der als Gründer und langjähriger Chef der erfolgreichen COGNOS-Gruppe 30 Jahre Erfahrung im Aufbau und in der Entwicklung von Bildungszentren, Akademien und Hochschulen national und international mitbringt.

- 51 Prozent Anteile an der Deilmann-Haniel International Mining and Tunneling GmbH, die mit ihren Firmen seit 115 Jahren weltweit im Berg- und Tunnelbau als Spezialunternehmen agiert. Mit Firmensitz in Dortmund hat das Unternehmen rund 2.700 Mitarbeiter und einen geplanten Umsatz von 351 Mio. Euro in 2006.

- 33,3 Prozent Anteile an der Agri Concept Europe Landwirtschafts- und Mühlenbetrieb mit Sitz in Rumänien und 450 Beschäftigten. Hier wird ein Umsatz von 22 Millionen Euro für 2006 erwartet.

- 25,1 Prozent Anteile hält Aton seit Frühjahr 2006 an der Fluggesellschaft DBA (München) mit 800 Beschäftigten. Es wird im Geschäftsjahr 2006/2007 ein Umsatz von 500 Millionen Euro und schwarze Zahlen erwartet. Die Zahl der Passagiere soll um 30 Prozent auf 5,5 Millionen steigen. Mit dem Einstieg von Finanzinvestor Lutz Helmig bei der nach eigenen Angaben zweitgrößten innerdeutschen Linienfluggesellschaft wurde das dba-Stammkapital auf 20 Mio. Euro verdoppelt. +++

Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön