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08.11.07 - RHÖN

„Hab ein Auge auf dein Herz - jede Minute zählt“: Große Resonanz bei 5. Herzseminar

BAD BRÜCKENAU. „Hab ein Auge auf dein Herz“ war Motto des mittlerweile 5. Herzseminar, das am Sonntag in Bad Brückenau offiziell eröffnet wurde und an das sich viele Veranstaltung im weiteren Wochenverlauf reihen. Vorbeugung, Erkennen und Therapie koronarer Erkrankungen, sprich Herzinfarkt, waren Kernthemen, denn oftmals werden Alarmzeichen des Körpers überhört und der Notarzt demzufolge viel zu spät gerufen.

Auf dem Foto zu sehen sind von links nach rechts: Dr. med. Rainer Nelkenstock, Prof. Dr. med. Emanuel Fritschka, PD Dr. med. Martin Oberhoff rund um das Thema Herzerkrankung. Dieter Neuß von der Deutschen Herzstiftung unterstützte das Seminar mit Programmen zur Prävention, Erkennen und der Therapie von koronaren Herzerkrankungen.

„Die Zeit vom Auftreten des Schmerzes bis zum Ruf des Rettungsdienstes ist entscheidend für das spätere Wohlbefinden“, riet Prof. Dr. med. Emanuel Fritschka, Chefarzt der Sinntalklinik, bei plötzlich auftretendem Brustschmerz nicht zu zögern, die 112 oder die 19222 zu wählen und dies zu jeder Tages- und Nachtstunde. Zu langes Abwarten, etwa bis der Hausarzt die Praxis öffne, schmälere den Behandlungserfolg um ein Vielfaches. Jährlich sterben 170.000 Menschen an den Folgen eines Herzinfarktes.

„Jede Minute zählt“, appellierte Dr. med. Rainer Nelkenstock, Internist und selbst als Notarzt im Einsatz. Scheu und Angst, den Rettungsdienst vielleicht unbegründet zu rufen, lasse wertvolle Zeit verstreichen. Auch sei es wichtig, das Haus, in dem sich der Notfall ereignet hat, durch gute Beleuchtung oder einer vor dem Anwesen wartenden Person kenntlich zu machen. Nach dem „Rendezvous-System“ treffen sich Rettungswagen und Notarzt beim Patienten. Der Rettungsdienst verfügt über modernste technische Ausrüstung und kann anhand von EKG, Blutsauerstoffmessung und Beobachten des Erkrankten rasch die Symptome eines Herzinfarktes erkennen.

Doch was passiert beim Infarkt am Herzen? Dies skizzierte Dr. Nelkenstock mittels Bildern, die anschaulich zeigten, wie die Herzkranzarterien die Herzmuskulatur mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen. „Oftmals ist es ein langsamer und schleichender Krankheitsprozess“, wies der Internist darauf hin, dass Ablagerungen in den Herzkranzarterien den Blutfluss behindern. Der klassische Herzinfarkt entstehe dann, wenn Blutgerinnsel die Arterien verschließen. Plötzliche erhält die im Versorgungsgebiet dieses Gefäßes liegende Herzmuskulatur keinen Sauerstoff mehr. Innerhalb weniger Stunden sterben die Zellen ab.

Ein Herzinfarkt taucht meist nicht aus heiterem Himmel auf. Oftmals weisen Patienten eine ganze Reihe von Risikofaktoren auf. Viele davon hat der Mensch selbst in der Hand, so Dr. Nelkenstock. Zu diesen Risiken zählen Rauchen, Bluthochdruck, Übergewicht, Cholesterin, Bewegungsmangel und Stress sowie Diabetes mellitus, im Volksmund Zuckerkrankheit. Andere Risikofaktoren, wie hohes Alter oder genetische Veranlagungen seien dagegen nicht beeinflussbar. Deshalb sollten keine Mühen gescheut werden, beeinflussbare Risikofaktoren möglichst gering zu halten.

Gewichtsreduktion, ausgeglichene Ernährung mit Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, täglich frischem Obst, Salaten, Gemüse sowie zwei Fischmalzeiten pro Woche, Sport und Bewegung, böten Bluthochdruck-, Cholesterin- und Diabeteserkrankungen Parole, so Dr. Fritschka. Kommt es dennoch zu einem starken Schmerz im Brustkorb, der länger als fünf Minuten anhält und zudem in Arme, Schulterblätter, Hals, Kiefer und Oberbauch ausstrahlen kann, gilt es unverzüglich zu handeln. Oftmals äußeren sich Alarmzeichen auch in Form von starkem Engegefühl, heftigem Druck im Brustkorb, Angst, Luftnot, Übelkeit und Erbrechen.

Einen Überblick über aktuelle Diagnostik und Therapiemöglichkeiten bei einer koronaren Herzerkrankung informierte Dr. med. Martin Oberhoff, Chefarzt der Kardiologie im St. Elisabeth Krankenhaus in Bad Kissingen. Als „Zivilisationskrankheit“ bezeichnete Oberhoff den Herzinfarkt. Auch er riet, Vorsorge mittels gesunder, ausgewogener Ernährung und ausreichend Bewegung zu treffen.

Komme es dennoch zum Infarkt, geben moderne Untersuchungsmethoden rasch Aufschluss über das Ausmaß einer Erkrankung. So erlaube die Echokardiographie, sprich Ultraschall, dem Arzt, das Herz in Aktion zu beobachten. Ein Herz-Echo ist in Ruhe und Belastung möglich. Durch Herzkranzgefäßverengung verschlechtert sich die Durchblutung, was sich im Ultraschall als gestörte Bewegung der Herzwand zeigt. Auch die Herzwanddicke lässt sich beurteilen, ebenso wie Richtung und Geschwindigkeit des Blutstromes. Kernspind-, und Computer-Tomographie, Herzkatheter zeigen Veränderungen an den Gefäßwänden bereits in einem sehr frühen Stadium und Bypassoperation oder das Setzen eines sogenannten „Stant“ sind Schritte auf dem Weg zum Heilungsprozesses. Dennoch sei eine lebenslange Einnahme von Medikamenten unumgänglich, so Oberhoff.

Insgesamt erleiden in Deutschland nach Schätzungen der Deutschen Herzstiftung, jährlich 280.000 Patienten einen Herzinfarkt. Würden die Risiken früher erkannt und behandelt, ließe sich laut Dr. Fritschka, die Zahl der Krankheitsfälle erheblich senken. Ein hoher Blutdruck etwa, der erwiesenermaßen ein großer Gefahrenpunkt sei, bliebe bei rund 50 Prozent der Herzkranken unentdeckt. Deshalb bot sich für die 250 Besucher des Seminars die Möglichkeit, in den Pausen Blutdruck-, Blutzucker-, und Körperfettmessungen durch Fachpersonal der Sinntalklinik prüfen zu lassen. Dieter Neuß, ehrenamtlicher Beauftragter der Deutschen Herzstiftung, hielt Informationsbroschüren über Programme der Stiftung bereit. Frank Leidel, Bezirksgeschäftsführer der Barmer in Bad Brückenau, informierte über Präventions- und Therapieprogramme rund um das Thema Herz und Kreislauf. Schirmherr der Veranstaltung war Bürgermeister Thomas Ullmann.+++

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