Archiv

14.07.07 - Rhön

GUTBERLET/...tegut: „Der Verlust der bäuerlichen Kultur steht auf dem Spiel“

Seit einiger Zeit ist das Wort Biomasse zum Synonym für alternative Energien und für neue Einnahmemöglichkeiten der Landwirtschaft geworden. Raps und Mais werden zu Treibstoff verarbeitet oder dienen als Heizmittel. Doch gesicherte Erkenntnisse, ob dieses Verfahren wirklich die Energie- und Klimaproblematik lösen kann, gibt es nicht.

„Wir werden von allen Seiten verwirrt“, sagt auch tegut... Vorstandsvorsitzender Wolfgang Gutberlet (Foto) - einem Bericht des "Mediendienstes Biosphärenreservat Rhön" zufolge - nach einem „Und wir sind dabei, alte Erfahrungen und Erkenntnisse zu schnell aufzugeben“, fügt er hinzu. Neben der Biomasse als Energieträger wird seitens der Industrie auch die Gentechnik als Allheilmittel gegen den Hunger in der Welt gepriesen – doch wie abhängig darf sich ein Landwirt machen? „Orientieren wir die Landwirtschaft nur noch in Richtung Brennstoffe, dann kommen wir schnell in Konkurrenz mit der Nahrungsmittelproduktion; auch preislich gesehen. Energiepflanzen benötigen Ackerfläche, die zulasten der Nahrungspflanzen geht. Außerdem hat die Erzeugung von Energie durch Verbrennen keine gute Effizienz“, argumentiert Wolfgang Gutberlet.

Doch er hat noch ganz andere Befürchtungen, wenn sich der Landwirt zum Energiewirt entwickelt und damit die bäuerliche Kultur aufgibt. „Unsere gute bäuerliche Praxis geht verloren. Doch diese ist ein Kulturgut genauso wie die Ernährung. Was wir essen ist ein Ergebnis der Kultur und in einem aufopferungsvollen Prozess von Generationen entstanden.“ Der Landwirt, erklärt Gutberlet, habe ein sehr großes Wissen, wenn es um Bodenpflege, Humusbildung oder um die Züchtung einer Viehherde geht. „Wenn wir das zugunsten der Energiewirtschaft opfern, dann ist das irreversibel. Für mich stecken hinter diesem Prozess Kräfte, die die mittelständische Struktur der Landwirtschaft durchbrechen und sie in ein industrielles Korsett pressen wollen“, unterstreicht er. Denn bei der Erzeugung von Biomasse geht es – schon dem Wortursprung nach – um Masse und nicht mehr um Qualität.

Wolfgang Gutberlet spricht sich dafür aus, nur das zu Energie zu verbrennen, was nicht für den menschlichen Verzehr benötigt wird. „Wenn ein Landwirt sich ein eigenes Blockheizkraftwerk einrichtet und dort seine landwirtschaftlichen Abfälle verwertet, ist das für ihn eine Perspektive, herkömmliche Energieträger einzusparen. Aber wenn er die Biomasse über weite Wege in eine Anlage transportiert, leistet er keinen Beitrag zum Klimaschutz.“ Der Weg müsse zur Dezentralität und nicht zur Zentralität führen.

tegut... betrachtet sich vor dem Hintergrund der Biomasse-Diskussion als Mittler zwischen Landwirt und Verbraucher und als Partner der Landwirtschaft. „Wenn der Landwirt für seine Produkte einen ordentlichen Preis bekommt, dann kann er auch in Zukunft seinen Hof betreiben und muss nicht in vermeintlich gewinnbringende fremde Geschäftsfelder flüchten“, sagt Wolfgang Gutberlet. Er sieht in der Förderung der Biolandwirtschaft und in der verstärkten Kooperation der Landwirte untereinander eine Chance, den Verlust der bäuerlichen Kultur zu verhindern. „Deshalb werden wir den Dialog mit unseren Erzeugern verstärken, denn das Entscheidende ist, voneinander zu wissen.“ (C.K.) +++

Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön