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24.10.06 - Fulda

"Rotzfrech und unverschämt" - IG Metall gegen Lohnverzicht bei MÖLLER-Medical

Der CENTROTEC-Konzern will seine Medizinsparte an die Börse bringen. Zu dieser zählt auch die Fuldaer Firma Möller Medical GmbH & Co. KG mit ihren ca. 150 Mitarbeiter/innen. Wie die IG Metall Hanau/Fulda heute mitteilte, fordere die Geschäftsleitung von der Belegschaft jetzt Lohn- und Gehaltsverzicht sowie 5 Stunden unbezahlte Arbeit. Die IG Metall bezeichnete das Vorgehen der Geschäftsleitung als "rotzfrech und unverschämt". „Hier sollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihrem Verzicht die Firma für die künftigen Aktionäre noch attraktiver machen und deren Gewinnerwartungen absichern“, so Ferdinand Hareter, IG Metall Hanau/Fulda.

Exakt vor einem Jahr besuchten der heutige Landrat Woide und Fuldas OB Möller das Unternehmen (Bild links) - da war die "Welt noch in Ordnung".

Laut IG-Metall-Vertreter Hareter "kennt die Gier in Manager- und Aktionärskreisen offenbar keine Grenzen mehr". Nach Recherchen der Gewerkschaft bestehe aber überhaupt kein Anlass für einen etwaigen Verzicht der Belegschaft. Auf der Homepage des CENTROTEC-Konzerns könne jeder unter „www.centrotec.de“ nachlesen, dass das Unternehmen beim „Handelsblatt Firmencheck 2006“ als überdurchschnittlich ertragsstark bewertet wurde. Stolz werde verkündet, dass der Gewinn nach Steuern im letzten Jahr um 74 % gesteigert wurde.

Ein ganz anderes Bild der Firma Möller Medical - so die IG Metall weiter - hätten auf der letzter Woche stattgefundenen Betriebsversammlung die beiden Geschäftsführer Schrempp und Traxler gezeichnet. Sie hätten laut Hareter "von immensen Umsatzeinbrüchen und einer Kreditlinie am untersten Ende" geredet. Auch eine Insolvenz sei "nicht gänzlichst ausgeschlossen, wenn es so weitergehe". Vor diesem Hintergrund, so hätten Schrempp und Traxler erklärt, könne "Möller Medical" die Tariferhöhung der Metall- und Elektroindustrie Osthessen nicht bezahlen. Außerdem forderten die beiden Manager von der gesamten Belegschaft "fünf Stunden Mehrarbeit die Woche, natürlich ohne Bezahlung". Um der Belegschaft die Entscheidung einfacher zu machen, sei gleich noch mit Arbeitsplatzverlusten gedroht worden.

Für die IG Metall Hanau/Fulda sei diese niveaulose Drangsaliererei der Belegschaft "eine freche und geschmacklose Forderung, die konsequent abzulehnen sei". Besonders bei Traxler bekomme laut Hareter die Verzichtsforderung an die Belegschaft einen üblen Beigeschmack. Er habe neben seinem Gehalt noch Aktienbezugsrechte als CENTROTEC-Vorstandsmitglied. Diese beliefen sich auf 48.722 Aktien. Ende 2004 hatte er 2.500 Aktien zu 20 € das Stück veräußert. Der Gesamterlös lag damals bei 50.000 €.

Für die Mitarbeiter bei Möller Medical seien das je nach Lohngruppe fast zwei Brutto-Jahresgehälter. Diese sollen nun auf ihre 3%ige Lohnerhöhung verzichten und noch 5 Stunden länger arbeiten ohne Bezahlung. "Den Mitarbeitern Wasser predigen und selber Wein saufen, dies mache Traxler nicht gerade glaubwürdiger", so Hareter.

Warum sollen die Mitarbeiter verzichten?, fragt der Gewerkschaftssekretär. Im Konzernquartalsbericht schreibt CENTROTEC über den Medizinbereich folgendes: „Steigende Umsätze, eine gute Auftragslage aber eine weiterhin unzureichende Rendite kennzeichnen die Entwicklungen des zweiten Quartals . . . Das Ergebnis ist trotz der Umsatzerhöhungen gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Wesentliche Gründe liegen in den aufwendigen Produktentwicklungen der Medizintechnik und dem Hochfahren der Serienproduktionen für die Automobilindustrie, wodurch Einmal- und Anlaufkosten verursacht wurden.

Aufgrund der positiven Umsatzentwicklung . . . und der sehr guten Auftragslage wird . . . das Umsatzziel und das Jahresergebnisziel erreicht . . . Sehr gezielt soll in den nächsten Monaten der sich sehr positiv entwickelnde Bereich Medizintechnik durch weitere neu zu akquirierende Geschäfte ausgebaut werden. Ziel ist, diese dann verstärkte Unternehmensgruppe - ähnlich wie in 2005 bei der CENTROSOLAR - in eine eigene Aktiengesellschaft umzuwandeln und an die Börse zu bringen.“

Die Bewertung der wirtschaftlichen Situation von Möller Medical durch Schrempp und Traxler auf der Betriebsversammlung stehe im krassen Gegensatz zu der des Konzerns CENTROTEC. Eines ist laut IG Metall klar: man bringe kein marodes Unternehmen an die Börse. Aktionäre wollten Gewinne sehen und investieren nicht in eine verlustbringende Firma. Aber Möller Medical sei für die Aktionäre um so interessanter, wenn die Belegschaft verzichte. Hareter forderte die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf, "Nein zu sagen, zur Arbeitszeitverlängerung ohne Bezahlung". Keiner sichere sich mit Verzicht den Arbeitsplatz, zumal Arbeitsplatzgarantien im Falle einer Arbeitszeitverlängerung Schrempp und Traxler kategorisch ablehnten. +++

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