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15.01.06 - Bimbach

KAB-Jahresauftakt: Thomas MANN (MdEP) kritisiert die "Global Players"

Anlässlich der Jahresauftaktveranstaltung der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Diözesanverband Fulda sprach der Europaabgeordnete Thomas Mann zum Thema „Europa arbeitslos?“. Mann zeigte Möglichkeiten auf, die seitens der Europäischen Union zur Stützung des Arbeitsmarktes dienen können. Jedoch könne kein Parlament und keine politische Partei die Unternehmensführungen aus der sozialen Verantwortung entlassen, betonte der Europapolitiker.

So blieb die harsche Kritik Mann´s, der Vizepräsident des Ausschusses für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten im Europäischen Parlament ist, nicht aus. In schärfster Form kritisierte der die weltweit agierenden Unternehmen, die einerseits Milliarden Gewinne einstreichen und bei der Bekanntgabe ihrer Betriebsergebnisse gleichzeitig die Streichung von tausenden von Arbeitsstellen zu vermitteln versuchen. Anhand der Beispiele von Deutscher Bank, Mannesmann und Daimler-Chrysler skizzierte er die Problematik und bedauerte, dass nur wenige Firmen sich gegenüber dem EU-Bericht „Soziale Verantwortung von Unternehmen“ offen zeigten.

Mann bedauerte, dass im Alltag des Wirtschaftens offensichtlich die Wertefrage eine untergeordnete Rolle spiele. „Wie soll Arbeitnehmern begreiflich sein, dass die Bundesrepublik sich seit geraumer Zeit in einem absoluten Export-Boom befinde und gleichzeitig aufgrund der angeblich überzogenen Lohnkosten Arbeitsplätze abgebaut werden“ fragte sich Mann (Auf dem Michael-Schmitt-Bild dankten der stellvertretende KAB Diözesanvorsitzende Klaus Schmitt (links) und KAB Diözesanvorsitzender Josef Heinz (rechts) dem Referenten.

Die Europäische Staatengemeinschaft könne die Problematik der Arbeitslosigkeit jedoch nicht per Gesetz und Verordnungen lösen, bedauerte der Europaabgeordnete, doch könnten von Brüssel und Straßburg aus entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden. Dabei sei zu berücksichtigen, dass in den einzelnen Mitgliedsstaaten teilweise völlig unterschiedliche Voraussetzungen für ein konstruktives Handeln vorliegen. Dazu zählen auch die einzelnen Sozialversicherungssysteme. „Wenn wir auch alle mit einer ähnlichen demographischen Entwicklung zu kämpfen haben, ist es keine Lösung, ein noch funktionierendes System eines Nationalstaates dem anderen Nationalstaat, dessen System nicht mehr funktioniert, überzustülpen“ so Mann. Dabei bezog er sich unter anderen auf die Sozialversicherungssysteme der skandinavischen Länder, Hollands und der Bundesrepublik.

In dem vorhandenen europäischen Sozialmodell werde deutlich, dass die Kompetenzen bei den Nationalstaaten bleiben, die Europäische Gemeinschaft jedoch Voraussetzungen schaffe und Mittel zur Verfügung stelle, um Problemlagen zu lindern. „Dabei müssen wir jedoch alle Maßnahmen ständig auf dem Prüfstand halten, damit Fehlentwicklungen rechtzeitig erkannt und diesen entgegengesteuert werden kann“ so der Sozialexperte. Als eine nicht erstrebenswerte Entwicklung bezeichnete er die extreme Zunahme von befristeten Arbeitsverhältnissen z. B. in Spanien, Italien und den Niederlanden. Arbeitnehmer seien etwas anderes als Maschinen. Diese stelle man ab, wenn sie nicht benötigt werden. Einen solchen Umgang mit Menschen – und befristete Arbeitsverhältnisse sind nichts anderes – sollten die Ausnahme bleiben.

„Menschen brauchen Verlässlichkeit“ so Mann und führte weiter aus, dass Menschen auch gerade diese Verlässlichkeit anbieten. Begrüßenswert sei es, dass immer mehr Unternehmen erkennen würden, dass ältere Arbeitnehmer – und damit meinte er die über 50-jährigen – aufgrund ihrer Erfahrung, ihrer Verlässlichkeit und oft auch Verbundenheit mit einem Unternehmen – vermehrt gesucht würden. „Langsam wird der Widersinn deutlich, dass wir uns über Jahre den Luxus erlaubten, älteren Arbeitnehmer auf Kosten der Allgemeinheit in den so genannten Vorruhestand zu schicken“ so Mann und verstärkte dies noch „viele haben das Prinzip ´jung-dynamisch-erfolglos´durchschaut.“

Mit Blick auf die Zukunft informierte Thomas Mann über die europäische Bildungsoffensiven. „Bildung hat an ihrer Bedeutung nichts verloren, im Gegenteil, sie ist beim näher rücken der Nationalstaaten wichtiger denn je“ so Mann. Dazu gehörten insbesondere Sprachkenntnisse aber auch das Wissen um das Leben der Nachbarn. Verstärkt müssten auch in der Bundesrepublik, ähnlich wie in Finnland, Eltern in die Erziehung und Bildung mit einbezogen werden. „In Finnland können Eltern am Schulunterricht ihrer Kinder teilnehmen, bei uns würde das eher als ungeliebte Kontrolle bewertet“ erläuterte Mann.

Neben der Bildungsarbeit seinen die Frage der Mobilität aber auch Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand im Blickpunkt der europäischen Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. „Europa ist und wird nicht arbeitslos, doch ist es notwendig, dass wir uns alle, Arbeitgeber wie auch Arbeitnehmer von Werten und Wertvorstellungen leiten lassen“ so der Europapolitiker und zielte dabei insbesondere auf die Solidarität untereinander ab.

KAB Diözesanvorsitzender Josef Heinz und sein Stellvertreter, Klaus Schmitt bedankten sich bei dem Referenten für sein arbeitnehmerfreundliches Engagement auf der europäischen Polit-Bühne. Heinz ging dabei darauf ein, dass die KAB im Bistum Fulda mit dieser Veranstaltung eine intensive Auseinandersetzung mit der Thematik „Arbeit in Europa“ begonnen habe. „Wir werden uns intensiv an der Entwicklung eines euro-sozialpolitischen Positionspapier beteiligen, das die KAB im Herbst 2007 auf ihrem Bundesverbandstag in Erfurt verabschieden wird“ erläuterte der Vorsitzende des im Bistum Fulda über 4.000 Mitglieder zählenden Verbandes.

Begonnen hatte der IMPULS 2006 der KAB mit einer Heiligen Messe in der Pfarrkirche St. Laurentius in Bimbach. KAB Diözesanpräses Pfarrer Christian Sack, der zusammen mit dem Bimbacher KAB Präses Pfarrer Stefan Becker zelebrierte, lud die KAB´ler/innen ein, sich von Gott anstoßen zu lassen. „Impuls heißt Anstoß, auf den Weg bringen“ rief Sack den Gottesdienstteilnehmern zu und forderte sie auf, sich auf den Weg nach mehr Gerechtigkeit zu machen. „Wichtig ist, dabei alle Menschen, egal welcher Hautfarbe, Herkunft oder Nationalität mit einzubeziehen und sie als unsere Geschwister anzunehmen“ führte der KAB Präses den Gedanken, dass alle Menschen „Kinder Gottes“ sind, aus. Insbesondere ging er dabei auf das Nord-Süd-Gefälle ein. „Jeder von uns, hat Möglichkeiten, unseren Geschwistern und Freunden in Afrika, Asien oder Lateinamerika zu einem menschenwürdigeren Leben zu verhelfen“ machte Sack Mut sich für mehr Gerechtigkeit zu engagieren und nannte beispielhaft den Fairen Handel, der als Hilfe zu Selbsthilfe zu sehen ist.

Mut zu Engagement und Einmischung machte den Gästen auch der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände im Bistum Fulda, Bruno Block. Er forderte in seinem Grußwort dazu auf, weiterhin wachsam gesellschaftliche Entwicklungen zu beobachten und zu begleiten. „Wer anders als die katholischen Sozialverbände können sich frei von Sachzwängen und Lobbydenken in die Gestaltung der Gesellschaft einbringen und christliche Grundwerte offensiv vertreten“ machte Block den Verbandsmitgliedern Mut und wünschte für die Arbeit im Neuen Jahr viel Erfolg. +++

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