Schreck bei Flugtag: Propellermaschine rollte los - AUGENZEUGEN

Ein Unfall bei einem Flugtag in Langenselbold im Main-Kinzig-Kreis am gestrigen Sonntag ist glücklicherweise glimpflich verlaufen. Die einsitzige Propellermaschine vom Typ "JAK 55" - ein sowjetisches Sportflugzeug aus dem Entwicklungsbüro Jakowlew mit Höchstgeschwindigkeit von 320 km/h - hatte sich selbstständig gemacht, rollte ein Stück alleine, rotierte dann im Kreis und konnte auch von einem Mann nicht gestoppt werden. Das Flugzeug fuhr dann - sicher zur Erleichterung von Besuchern, Veranstaltern und Rettungskräften - in ein größeres Gebüsch, wo es hängenblieb.

Nach Angaben des Polizeipräsidiums Offenbach lag bei den Startvorbereitungen vermutlich ein Fehler vor. Der Pilot habe den Propeller gedreht, um den Ölfluss der Maschine in Gang zu bringen. Die Polizei geht davon aus, dass dabei die Zündung der Maschine bereits angeschaltet gewesen sei, was den Start des Flugzeugmotors verursacht habe. Der Pilot sei entgegen erster Einschätzungen nicht verletzt worden, auch für die Zuschauer habe keine Gefahr bestanden.

Während der "Geisterfahrt" des Kleinflugzeuges habe das unbemannte Fluggerät zuerst einen Motorsegler gestreift und "angesägt", danach sei es in eine kleine Baumreihe gefahren und zum Halten gekommen. Die Polizei gehe von einem Schaden in Höhe von rund 44.000 Euro aus. Jetzt befasst sich eine Fachstelle mit der Aufklärung des Unfallhergangs.

Schilderungen von drei Augenzeugen

Ganz so harmlos, wie der Polizeisprecher den Unfall beschrieb, haben drei osthessen-news-Leser, die als Besucher der Flugschau dabei waren, das Geschehen nicht erlebt. Lesen Sie nachfolgend ihre Schilderungen (Namen sind der Redaktion bekannt).

AUGENZEUGE 1: "Auf dem Flugtag in Langenselbold kam es zu einem Zwischenfall. Ein Flugzeug machte sich ohne Pilot selbstständig und drohte in die Zuschauer hineinzurasen. Es drehte sich mit schnelllaufendem Propeller unkontrolliert im Kreis. Ein Mann versuchte - unter Lebensgefahr - das Flugzeug an der Tragfläche zu fassen zu bekommen, es gelang ihm aber nicht. Da haben die Selbolder ganz schön Glück gehabt, dass das Flugzeug in die Büsche gefahren ist. Hätte ganz schnell in einer Katastrophe enden können."

AUGENZEUGE 2: ""Wir waren am Nachmittag in Langenselbold auf dem Flugtag zum 60. Geburtstag des Vereins. Super Wetter und super Programm. Doch dann passierte ein Unglück, das katastrophal hätte enden können! Ein Pilot wollte eine Maschine (Yak 55, russische Bauart) starten und das misslang mehrmals. Anschließend wollte er die vollgelaufenen Zylinder mittels manueller Drehung der Propeller leeren und das machte er auch ein bis zweimal. Danach setzte er sich ins Cockpit und machte irgendwas - als er wieder vor dem Propeller stand und erneut drehen wollte, sprang die Maschine nach einer kurzen Drehung am Propeller mit einem Knall an und machte sich mit Halb Gas in Richtung Landebahn.

Der Pilot wurde durch den unerwarteten Knall auf den Boden geschleudert. Wir konnten nicht sehen, ob er sich dabei verletzt hatte. Auf dem Weg zur Startbahn überquerte das Flugzeug einen leicht abgesetzten Weg und begann fortan, sich im Kreis zu drehen. Dies geschah in Richtung der stehenden Maschinen und der Zuschauer. In Panik sprangen wir Richtung Ausgang. Wir sahen von dort nur, das die Maschine sich stets weiter Richtung Süden auf der Startbahn drehte. Ordner wiesen an, das Gelände zu verlassen. Nach ca. 10 Minuten hörten wir keine Motorengeräusche mehr, sahen aber, wie die Feuerwehr und das DRK Richtung Unglücksmaschine fuhren. Danach war dieser eigentlich schöne Tag für uns gehalten und wird fuhren - mit viel Adrenalin im Blut - nach Hause!"

AUGENZEUGE 3: ""Meine siebenjährige Enkelin war zusammen mit meinem Sohn auf dem Flugtag. Als sich das Flugzeug selbständig machte, fuhr es genau auf sie zu. Vor Schreck fiel sie rückwärts von ihrer Sitzbank, und mein Sohn musste sie hochreißen. `Renn, Lauf!´ hatte er geschrien. Sie rannte los, kam aber wegen ihrer kleinen Körpergröße nicht über einen Graben im Boden und stürzte. Einige nachfolgende Menschen trampelten in ihrer Panik über sie drüber. Sie wurde zwar nicht schwer verletzt, hat jetzt aber Schmerzen am ganzen Körper und kann nachts vor Albträumen nicht schlafen. Glücklicherweise hat eine ebenfalls flüchtende Frau sie dann hochgehoben und ein Stück getragen, deswegen ist nicht mehr passiert. Wir möchten gerne den Namen dieser Frau erfahren, um uns bei ihr zu bedanken."

Sollte sich die hilfsbereite Frau bei osthessen-news melden, wird die Redaktion den Kontakt gerne herstellen.+++