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Die historische Spritze von 1878 - Fotos: Frank L. Seidl (Feuerwehr Bad Soden-Salmünster)
Alsberg ist einsatzbereit
23.06.10 - Alsberg
"Kinder aus Wohnung gerettet" - Feuerwehr Alsberg übte bei 25-jährigem Jubiläum
Während die Kronprinzessin Victoria von Schweden in einer Traumhochzeit das Ja-Wort gab, hatten die Alsberger tatsächlich Besseres vor: Sie beobachteten ihre Feuerwehr bei einer Einsatzübung mit den Nachbarwehren. Zum 25-jährigen Jubiläum des Feuerwehr-Vereins in Alsberg, übten die Brandschützer am Samstagnachmittag den Einsatz bei einem Wohnhausbrand und retteten Kinder - teilweise mehrmals. So gut gefiel es den Kindern in der Obhut der Feuerwehrleute.
Das höchstgelegene Bad Soden-Salmünsterer Spessartdorf Alsberg (ca. 480 Meter über NN) feierte am Wochenende ihre Feuerwehr, das vor 25 Jahren einen Feuerwehr-Verein zur Unterstützung gründete. Der vergangenen Brandschutz wurde natürlich schon viel früher in dem kleinen Dörfchen sichergestellt. Davon zeugt unter anderem eine Spritze aus dem Jahre 1878, die vor dem Feuerwehrhaus am Alsberger Schulhof ausgestellt wurde. Dass in einem Dorf mit etwa 175 Einwohnern, vielen auswärtigen Arbeitsplätzen und etwa sieben Kilometern Entfernung zur Kernstadt im Kinzigtal der Brandschutz nicht ganz einfach sicherzustellen ist, ist den Alsbergern wohl bewusst. Und so ist das Engagement im Dorf meist sehr vielfältig.
Wie Ortsvorsteherin Elvira Betz berichtet, sind sogar 80 Prozent der Ortsbeirats-Mitglieder (also vier von Fünfen) selbst in der Alsberger Einsatzabteilung, die Ortsvorsteherin natürlich eingeschlossen. Auch der ortsansässige Spessart-Golfclub fühlt sich der Dorfgemeinschaft und dem Brandschutz gerne verpflichtet: Vom Golf-Betriebshof her kann nicht nur ein Teil der Wasserversorgung aufgebaut werden, der Verein stellt außerdem aktive Feuerwehrleute, die für Ausbildungsmaßnahmen und Einsätze freigestellt werden.
Am Samstagnachmittag galt es, die Einsatzfähigkeit in einer interessanten Übung unter Beweis zu stellen. Pünktlich um 16 Uhr heulte daher in Alsberg die Sirene auf. Wehrführer Christian Müller hatte eine Übung ausgearbeitet, die es nun abzuarbeiten galt. Angenommen war ein Brand im alten Wohnhaus Pfahls mit angrenzender Scheune, Kinder wurden im Gebäude vermisst. Sofort leiteten die Alsberger Einsatzkräfte mit ihrem Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) einen Innenangriff unter schwerem Atemschutz vor. Mit der Hochdrucklöscheinrichtung (HDL) konnten sie ohne lange Zeitverzögerung direkt zur Menschenrettung mit „Wasser am Rohr“ nach innen vorgehen.
Währenddessen bauten die weiteren Alsberger Einsatzkräfte mit Unterstützung der nach wenigen Minuten eingetroffenen Nachbarn der Feuerwehr Seidenroth (Steinau a.d. Str.) mit ihrem TSF die weitere Wasserversorgung vom Löschteich in der Höhenstraße auf. Dort am ehemaligen Gerätehaus (einer Garage) stehen eine Pumpe mit Saugschläuchen und eine fahrbare Haspel mit B-Schläuchen bereit. Der Angrifffstrupp der Alsberger mit dem stellvertretenden Wehrführer Bernhard Pfahls hatte indessen bereits zwei Kinder aus der (mit einer Nebelmaschine) verrauchten Wohnung gerettet. Bevor diese jedoch betreut werden konnten, waren sie bereits wieder im Haus zur „zweiten Runde“ verschwunden, denn das Gerettetwerden machte den beiden sichtlich Spaß.
Die Feuerwehr Mernes rückte mit Löschgruppenfahrzeug (LF 8/6) und ihrem Mannschaftstransportfahrzeug (MTF) an. Ein Trupp rüstete sich ebenfalls mit Atemschutz aus. Sie übernahmen gemeinsam mit der Feuerwehr Salmünster (Tanklöschfahrzeug – TLF 16/25) die Menschenrettung mit einer Steckleiter über die Gebäuderückseite. Die Merneser Brandschützer verlängerten zudem die vom Golfplatz vorgenommene weitere Wasserversorgung mit einer Verstärkerpumpe.
Die Feuerwehr Bad Soden war mit der Drehleiter (DLK 23/12) und ihrem Löschgruppenfahrzeug (LF 20/16) – in Bereitschaft – angerückt und hatte den Auftrag, ein mögliches Übergreifen des Brandes auf die angebaute Scheune zu verhindern. Vor Ort war auch der Einsatzleitwagen der Gesamtstadt, von dem aus die Einsatzübung koordiniert wurde. Stadtbrandinspektor Oliver Lüdde war zufrieden über den Übungsablauf, die Einsatzziele wurden erfüllt und einige taktische Momente, wie die Wasserversorgung vom Golfplatz-Betriebshof her, erfolgreich ausprobiert. Und auch die zahlreichen Alsberger Zuschauer bekamen viel von ihrer Feuerwehr zu sehen. (Frank L. Seidl) +++
An der Einsatzstelle: es raucht
Ausrüstung mit Atemschutzgeräten
Zum Innenangriff mit der Hochdrucklöscheinrichtung
Die Atemschutzgeräteträger betreten das Brandobjekt
Menschenrettung erfolgreich
Die Feuerwehr Seidenroth wurde eingewiesen
Aufbau der Wasserversorgung
Einsatzleiter Wehrführer Christian Müller hatte alles im Griff
Koordinieren über den Einsatzleitwagen
"Nochmal retten bitte" - die beiden "Opfer" waren mit einmal retten nicht zufrieden und sorgten für eine zweite Runde
Die Feuerwehr Salmünster mit der Steckleiter
Die Rückansicht der Einsatzstelle
Der Einstieg war schwierig
Viele junge Zuschauer verfolgten die Arbeit der Wehrleute
...endlich gerettet
Die Drehleiter zum Abriegeln
Es gab eine Wassserversorgung vom Golfplatz aus
Die Begehung mit dem Golfplatz-Vorsitzenden (in der Mitte)