Archiv

Günter Grass zu Beginn der Vernissage... - Fotos: Hendrik Urbin

...heute Nachmittag in der Kapelle des Vonderau-Museums.

07.07.09 - FULDA

Mit einer kleinen Feier in der Kapelle des Vonderau-Museums Fulda ist heute Nachmittag in Anwesenheit von 100 Gästen und dem bekannten Nobelpreisträger und Schriftsteller Günter Grass eine Sonderausstellung mit dem druckgraphischen Werk des Künstlers eröffnet worden. Offiziell war dieser Termin nicht bekannt, denn seinen öffentlichen Auftritt hat Grass heute Abend im (völlig ausverkauften) Fürstensaal des Fuldaer Stadtschlosses, wo Günter Grass in der Reihe „Literatur im Stadtschloss“ aus seinem jüngsten Werk liest. Sehen Sie am Ende des Textes Bilder von der Vernissage im Vonderau-Museum.

„Ich vermute, daß sein Geheimnis in dem prekären und einzigartigen Gleichgewicht liegt, das er zwischen seiner anarchischen Einbildungskraft und seinem überlegenen Kunstverstand herzustellen vermocht hat.“ Dieses Urteil über Günter Grass` Doppelbegabung hat Hans Magnus Enzensberger schon 1959 geäußert. Wenn man die Grafiken, die seit heute im Vonderau Museum unter dem Titel "Auf einem anderen Blatt" zu sehen sind, betrachtet, erkennt man leicht, dass sich hier kein Schriftsteller quasi nebenbei als bildender Künstler versucht. Grass selbst verwies in seiner Einführung auf seine fundierte Ausbildung als Bildhauer - als Schriftsteller hat er zwar den Nobelpreis bekommen und wurde weit über die Grenzen Europas berühmt. In diesem Metier des Schreibens sei er aber Autodidakt.

Sehen Sie den Bericht von der abendlichen Grass-Lesung im Fürstensaal mit etwa 400 Gästen sowie Bildern unter folgendem Link: http://www.osthessen-news.de/beitrag.php?id=1168443

Grass absolvierte 1947/48 ein Praktikum bei einem Steinmetz in Düsseldorf. Danach studierte er an der Kunstakademie Düsseldorf Grafik und Bildhauerei und an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin als Schüler des Bildhauers Karl Hartung. Schon als Student habe er geschrieben und sein erstes Buch seien von ihm illustrierte Gedichte gewesen. Immer wieder werde er gefragt, welche Ausdrucksform ihm wichtiger sei - die bildende Kunst oder die des Schreibens. Das könne er nicht beantworten, sagte Grass: "Das kommt alles aus einer Tinte". Ihn habe die Möglichkeit, zwei Talenten nachzugehen, davor bewahrt, Doubletten zu produzieren.

Oberbürgermeister Gerhard Möller, der den berühmten Gast herzlich in Fulda begrüßt hatte, bekam einen medizinischen Rat von Günter Grass. Er solle im Stehen schreiben - wie Grass selbst, das bewahre einen - vor allem bei Möllers körperlicher Größe - vor Rückenschmerzen. An seinem Stehpult enstünden nicht nur die Texte, sondern auch die Zeichnungen, verriet Grass. Ausführlich erörterte er die Unterschiede zwischen Radierung, Kaltnadel, Aqua tinta und Lithografie und bedauerte ausdrücklich das Aussterben der Druckerkunst wie es sie beim Bleidruck noch gegeben habe. "Das ist ein großer Verlust!"

Inhaltlich wollte Grass nichts zu den ausgestellten Blättern sagen. Die Besucher sollten sich selbst ihr Bild machen. Picasso sei einmal von einer alten Dame im Atelier gefragt worden "Meister, was ist hinter diesem Bild?" "Die Wand, Madame, die Wand!"entgenete der Künstler.

Die Ausstellung im Vonderau-Museum ist bis zum 6. September 2009 zu sehen. Man will damit sowohl einen kleinen Überblick über das Schaffen des vielseitigen Künstlers in insgesamt sechs Jahrzehnten geben, als auch sich vertieft einigen der Lieblingsthemen des Günter Grass widmen. Insbesondere sind es die prägnanten Motive, die sich durch das gesamte Werk von Grass ziehen: Fische, Vögel, Ratten, Gemüse, Pilze oder Köche sind Wesen, mit denen er sich immer wieder auseinandersetzt, in Schrift und Grafik sowie in Skulpturen.

Ihre Bedeutungen und die Bezüge zwischen Text und Bild versucht die Ausstellung anzudeuten. Mancher Besucher wird Neues von Günter Grass erfahren: Denn der Literatur-Nobelpreisträger, heute vor allem durch seine Romane bekannt, hatte sich zunächst Anerkennung durch seine Lyrik erworben und seine Karriere eigentlich an den Kunstakademien begonnen.„Ich zeichne (bewusst) seit meinem dritten Lebensjahr. Bewusst zu schreiben begann ich später, etwa mit vierzehn, dem Reimzwang erliegend. Beruflich ausgebildet wurde ich nur als Bildhauer und Grafiker, ich lernte Steinmetz und Steinbildhauer und arbeitete jeweils drei Jahre in der Kunstakademie Düsseldorf und in der Hochschule für Bildende Künste Berlin; als Schriftsteller blieb ich Autodidakt.“ (Günter Grass, Oktober 1973)

Die Verknüpfung von schriftstellerischer und bildkünstlerischer Arbeit ist aber schon bald zu einer Konstanten in seinem Schaffen geworden. Und dennoch stehen seine Bildwerke eindeutig als selbstständige Ausdrucksform fest, trotz aller motivischer und inhaltlicher Überschneidungen. Das literarische Werk bedingt nicht zwingend das Schaffen des bildenden Künstlers. Oft wird gerade im Bild ein Motivschatz entwickelt, den wir im Lyrik- oder Prosawerk wiederfinden. Auch in den wichtigen Selbstporträts kann der Ausstellungsbesucher die mannigfaltigen Beziehungen zu den bekannten Romanen wiederfinden. Viele Dokumente zum Leben und Werk, einschließlich der zahlreichen Ausgaben des Romans „Die Blechtrommel“ finden in der Sonderausstellung ihren Platz. Und nicht zuletzt sind es die Bronzeskulpturen, die vor allem an die Anfänge des künstlerischen Schaffens von Günter Grass erinnern sollen.

Günter Grass, 1927 in Danzig geboren, musste als Siebzehnjähriger noch Kriegsdienst leisten, wurde verwundet und kehrte im Frühjahr 1946 zurück. Nach einem Praktikum als Bildhauer und Steinmetz begann er bald das Studium der Grafik und Bildhauerei. Daneben fing er an zu schreiben. Ab 1957 gehörte er zur „Gruppe 47“. Der Roman „Die Blechtrommel“ (1959) hat ihn weltberühmt gemacht. Er ist bis heute einer der wichtigsten deutschen Autoren. Mit seinem Erinnerungsbuch „Beim Häuten der Zwiebel“ (2005) geriet er zuletzt in die Schlagzeilen. Sein Tagebuch von 1990 „Unterwegs von Deutschland nach Deutschland“ ist in diesem Jahr erschienen. +++







Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Fulda


In Fulda angekommen.....




Museumsleiter Dr. Gregor Stasch mit osthessen-news-Redakteurin Carla Ihle-Becker

...immer im Blickpunkt der Medien...


Grass und OB Gerhard Möller...

Über 400 Gäste in der Kapelle des Vonderau-Museums...



(v.li): Dr. Gregor Stasch, Dr. Wolfgang Hamberger und Günter Grass...


Interview mit Günter Grass

Eintrag ins Goldene Buch (v.li.): Reiner Mücke und Alt-Verleger Dr. Thomas Schmitt











Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön