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Die Orangerie im Schneegestöber.

- Alle Fotos: Hendrik Urbin

29.11.08 - FULDA

Erschüttelter Mini-Winter: Schneekugel-Ausstellung - NEU: die Fulda-Kugel

Schneegestöber vor dem Fuldaer Dom. Und auch auf die Orangerie schneien weiße Focken. – Ganz unabhängig von den Temperaturverhältnissen lassen sich die beiden Fuldaer Wahrzeichen jederzeit in winterlichem Schneetreiben bewundern – allerdings nur in Miniaturform. Möglich macht diese die neue Fulda-Schneekugel. Das Modell ist rechtzeitig zur einer Sonderausstellung im Vonderau Museum erschienen. Auch in dieser aktuellen Ausstellung dreht sich alles um die runden und ovalen Schneekugeln. Bürgermeister Dr. Wolfgang Dippel eröffnete heute die Ausstellung unter dem Titel „Schneekugel-Traumkugel“.

Rund 170 dieser Schneekugeln werden in den Ausstellungsräumen präsentiert. In den mit Wasser gefüllten Kugeln aus Glas oder Kunststoff befinden sich kleine Partikel. Beim Schütteln werden sie aufgewirbelt, um sich dann langsam – wie Schnee – wieder abzusetzen. In den Kugeln sind Bildmotive abgebildet oder aber auch kleine Figuren oder Minitaturlandschaften eingebaut, die nach dem Schütteln „eingeschneit“ werden.

Die meisten Ausstellungsstücke stammen aus der Privatsammlung von Elisabeth Schrimpf. Weitere Kugeln sind von der Firma Koziol zur Verfügung gestellt worden. Diese Firma, die Schneekugeln herstellt, hat auch die Fuldaer Schneekugeln angefertigt. Schrimpf ist Angestellte im Tourismusbüro. Sie sammelt seit den 80er Jahren. Ihre Sammelleidenschaft ist allerdings nicht aktiv. Vielmehr wird Schrimpf „fremdbesammelt“. Alle Schneekugeln habe sie geschenkt bekommen, keine einzige selbst gekauft. „Es ist einfach so kitschig, dass es cool ist“, sagt die passive Sammlerin zu den „schüttelbaren“ Kugeln. Die Sammelobjekte stehen in ihrem Büro in der Tourist-Information. Gerade Kinder ließen sich schnell in den Bann dieser Kugeln ziehen, beschrieb sie ihre Erfahrungen: „Die Kinder sehen das und müssen schütteln.“ Dabei sei nicht jede Kugel jugendfrei, erklärt Schrimpf und zeigt eine Schneekugel in der ein nacktes Schwein eingeschneit wird.

Die Einführungsrede zur Ausstellung hielt gestern Abend Dr. Ulrike Adamek vom Hessischen Museumsverband. Sie beschäftigte sich darin mit dem Phänomen der Sammelleidenschaft. Denn die Schneekugel habe sich seit Mitte der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts zu einem beliebten Sammelobjekt entwickelt.

Herkunft unklar

Ein weitere Themenschwerpunkt dreht sich um die Schneekugel selbst. „Wer nun genau die mit Wasser und kleinen Schwebepartikeln gefüllte Kugel erfunden hat, ist bisher nicht sicher nachgewiesen. Als ein Erfinder gelte ein Richard Becker aus Düsseldorf-Rath. Er habe sich ein „Kaleidoskop mit schwebenden Bildkörperchen aus durchsichtigen Stoffen in einem flüssigkeitsgefüllten Behälter“, 1936 im Deutschen Reich patentieren lassen. Ein anderes Patent sei 1950 in Schweden angemeldet worden. Zwei Erfinder hätten hier ein mit Motiven, Flüssigkeit und Leuchtpartikeln gefülltes Behältnis entwickelt. Wieder andere Quellen sehen die Wurzeln der Schneekugel in Österreich. Hier habe ein Wiener Werkzeugmacher schon im Jahre 1900 eine Glaskugel mit Schneeefekt patentieren lassen.

Eingeschneite Wahrzeichen und Horrorszenen

„Der Siegeszug der Schneekugel begann jedoch erst in den spähten fünfziger Jahres des 20. Jahrhunderts mit der Entwicklung des Massentourismus“, erklärte Expertin Adamek. Der Urlaub habe stellvertretend für den steigenden Wohlstand gestanden. „Und was symbolisierte diese ausschnitthafte kurze, aber heile Lebenszeit besser als Schneekugeln mit ihren idyllischen Motiven von Wäldern, Seen, Bergen, Tieren, Schlössern, Burgen und anderen Wahrzeichen“, fragte sie rhetorisch. Der Anblick weckte romantische und wehmütige Erinnerungen und Sehnsüchte, erklärte die Referentin.

So sei die Schneekugel als romantisches Souvenir wohl hunderttausendfach über den Ladentisch gegangen. „Ihre Unschuld hat die Kugel aber inzwischen verloren. Schon lange werden die Kugeln in Fernost massenhaft, billiger und in schlechter Qualität produziert.“ Das Mittbringsel aus Titisee könne also durchaus in Taiwan produziert worden sein. Auch müsse es nicht ungedingt ein Schwarzwaldmädel beherbergen. So fänden sich in einigen Schneekugeln auch Comics oder gar Horrorszenen.

Die Fulda-Schneekugel kostet 10 Euro. Die Kugeln sind in der Tourist-Information und an der Kasse des Vonderau Museums zu erwerben. Die Ausstellung im Vonderau Museum läuft vom 1. Dezember an bis zum 1. Februar 2009. die Öffnungszeiten sind dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet 1 Euro. Danach werden die meisten Schneekugeln wieder in das Büro von Elisabeth Schrimpf in der Touris-Information wandern. „Hier können sie von den Besuchern weiter bewundert werden“, lädt Schrimpf in ihr Büro ein. (Daniel Kister) +++


Dr. Ulrike Adamek vom Hessischen Museumsverband, Bürgermeister Dr. Wolfgang Dippel (Mitte) und Sammlerin Elisabeth Schrimpf (rechts) präsentierten die neue Fulda-Schneekugel.

Selbst das Guggenheimmuseum (rechts) ist in einer Schneekugel abgebildet.










Es schneit!



Bürgermeister Dr. Wolfgang Dippel eröffnete die Ausstellung.


Das Fuldaer Gitarrenensemble sorgte bei der Eröffnung in der Kappelle des Vonderau Museums gestern Abend für die musikalische Begleitung.

Die FS 1 der Fachschule für Sozialpädagogik hat eigene Kugeln gestaltet.






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