KNAUS-TABBERT vor Insolvenz? Banken lehnen Millionen-Kredit ab

Die Zukunft des Wohnwagen-Herstellers Knaus Tabbert Group ist ungewiss. Nach aktuellen Informationen sind die Gespräche der Geschäftsführung des Unternehmens, das seine Firmenzentrale im niederbayerischen Jandelsbrunn hat und in Sinntal-Mottgers (Main-Kinzig-Kreis) ein Werk betreibt, gescheitert. Wie Gewerkschaftssekretär Karl-Werner Kühn von der Bezirksleitung in Frankfurt am Main gegenüber osthessen-news erklärte, wollte das Unternehmen eigentlich bereits am heutigen Mittwochmittag um 14 Uhr beim zuständigen Amtsgericht in Passau Insolvenz anmelden.

Der Richter sei jedoch - unbestätigten Informationen zufolge - nicht da gewesen und deshalb müsse der Hersteller bis zum morgigen Donnerstagmorgen warten. "Die Banken haben einen Überbrückungskredit in Höhe von etwa zehn, elf Millionen Euro nicht gewährt", sagte Kühn. Ob sich bei den Banken auch um die BayernLB handelt, konnte Kühn nicht bestätigen. Dieses Darlehn habe Knaus Tabbert bereits seit Jahren in den Herbstmonaten erhalten, um "die absatzschwache Zeit" vor Weihnachten zu überbrücken. In den vergangenen Jahren sei die Kreditsumme wesentlich höher ausgefallen und von den Banken ohne Probleme gewährt worden.

"Warum die Banken nun ablehnen, kann ich nicht verstehen. Ob die allgemeine Finanzkrise dahinter steckt, kann ich nicht beurteilen", sagte Kühn. Er hofft, dass die Firmenleitung die Banken doch noch umstimmen kann. Zuletzt wollten die Bankenvertreter einen Forderungsverzicht der Lieferanten umsetzen. "Die großen Lieferanten waren dazu bereit. Die kleinen Lieferanten haben selber Schwierigkeiten und können nicht einfach verzichten", erklärte der IG Metall-Vertreter.

Knaus Tabbert beschäftigt in Mottgers etwa 400 Mitarbeiter. "Das Werk ist bei den Kunden wegen seiner hohen Qualität geschätzt und Aufträge vorhanden. Die Arbeiter leisten eine hervorragende Arbeit, die in der Branche bekannt ist", sagte Kühn. Die knapp 90 Angestellten hatten im September dieses Jahres noch ihren kompletten Lohn erhalten, die 313 gewerblichen Mitarbeiter nur einen Abschlag. Neben Mottgers produziert die Gruppe am Hauptsitz Jandelsbrunn (Bayerischer Wald, Landkreis Freyung-Grafenau) und im ungarischen Nagyoroszi mit insgesamt rund 1.600 Arbeitskräften. Nach Unternehmensangaben wurde im Geschäftsjahr 2006/2007 ein Umsatz von 330 Millionen Euro mit mehr als 20.000 verkauften Wohnwagen und Reisemobilen erzielt.

Die Stimmung am Standort Mottgers sei angespannt. Eine womöglich eintretende Schließung des Werkes würde einen herben Rückschlag für die Region bedeuten. An den 400 Arbeitsplätzen hingen Familien und eine hohe Kaufkraft. "Ich verstehen nicht, dass sich die Kommunalpolitik, der Bürgermeister und die Kirchen nicht stärker für die Fortführung des Unternehmens eingesetzt haben", äußert Kühn seinen Unmut.

Wie geht es weiter? "Sollte das Unternehmen Insolvenz anmelden müssen, werden wir eine Betriebsversammlung in Mottgers vereinbaren und hoffen, dass dann bereits der Insolvenzverwalter vor Ort ist und erklärt, wie es weiter geht", sagte der Gewerkschaftsvertreter in einem Telefongespräch am heutigen Nachmittag. (Hans-Hubertus Braune) +++