"Willst du dein Herz mir schenken, so fang es heimlich an, dass unser beider Denken niemand erraten kann.. " heißen die ersten Zeilen der "Aria di Giovannini", von Johann Sebastian Bach aus dem berühmten Notenbüchlein der Anna Magdalena Bach. Ein fulminanter Konzertabend unter diesem Motto - und mit "Wege zu Bach" untertitelt, hatte gestern Abend im großen Saal von Schloss Fasanerie genau den festlichen Rahmen, den diese Musik und deren Interpreten verdienen.

"Im schönsten Barockschloss Hessens" begrüßte die Kulturwartin des Rhönklubs Ursula Remmert das bis zum letzten Platz gefüllte Auditorium. "So zahlreich sind die Besucher anlässlich des 108. Wandertags nach Fulda gekommen, - ob aus der Rhön, aus Neuruppin, aus Potsdam oder dem Ruhrgebiet", freute sich die Vertreterin des gastgebenden Rhönklubs.

Eröffnet wurde das um die Werke der Familie Bach gestaltete Programm mit dem 1. Satz der Suite in H-Moll mit Katharina Wolski (Querflöte) und weiteren Mitgliedern des Kammerorchesters der Jugend unter Leitung von Ulrich Moormann. Anschließend gab die aus Fulda stammende Sopranistin Christina Rümann mit der titelgebenden Arie eine erste Hörprobe ihrer eindrucksvollen Stimmkraft.

Einen optischen Genuss boten die vier Mitglieder des Menuett-Ensembles des Weinhistorischen Konvents unter Leitung von Claudia Feulner, die zu Stücken von Zeitgenossen in den entsprechenden Kostümierungen tanzten.

Wissenswerte Hintergründe über die weitverzweigte Famile des späteren Thomaskantors erläuterte die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Bachhauses Eisenach, Gisela Vogt. Ihrem freien und hochinteressanten Vortrag über die Herkunft und die außerordentliche musikalische Begabung der Bachs und ihren jahrhundertelangen Einfluss auf die europäische Musikgeschichte konnte ein Teil des Publikums, wohl wegen des hohen Anspruchs, nicht recht folgen. Sehr zum Missfallen der anderen - überaus faszinierten - Zuhörer wurde der kenntnisreiche Vortrag dadurch teilweise empfindlich gestört.

Mehr goutiert wurde die folgende Aufführung der Bachkantate "Jauchzet Gott in allen Landen", deren Schlussarie "Alleluja" einmal mehr die absolute Stimmbrillanz von Christina Rümann bewies. (Dazu unser Video!) Ihr Klangvolumen musste mit der beachtlichen Strahlkraft der Bachtrompete von Wolfgang Huhn nicht konkurrieren, sondern ließ spüren, in welcher vollendeten Harmonie sich Bach dieses Gotteslob gedacht haben muss.

Die Besetzung dieser Kantate ist in Bachs geistlichem Werk einmalig und verlangt sowohl der Solostimme als auch der Trompete überragende Leistungen bezüglich Tonhöhe und Virtuosität ab. Die Sopranstimme gibt der Bachforschung insofern Rätsel auf, als damals einerseits in Leipzig Frauen als Sängerinnen in Kirchen nicht zugelassen waren, andererseits die Solopartie solch hohe Anforderungen stellt, dass sie wohl kaum von einem Knabensopran hätte ausgeführt werden können.

Das Kammerorchester der Jugend war mit seinem ersten Geiger Andreas Feldmann, dem zweiten Geiger Johannes Lange, Bratschist Clemens Mall und Josefine Huff (Cello) bestens besetzt - und erhielt mit den anderen Künstlern des Abend langanhaltenden Beifall. (ci) +++