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Der kanadische Bauer mit Biss und Träger des alternativen Nobelpreises bei seinem Vortrag.

Dr. Jürgen Sauer. - Fotos: Dieter Graulich

19.06.08 - Romrod

Öko-Aktivist Percy SCHMEISER sprach vor 400 Zuhörern - "Gentechnik stoppen"

"Ich bin nicht nach Deutschland gekommen, um zu sagen was zu tun ist, sondern um zu berichten was in Kanada passiert ist“, meinte der international bekannte kanadische Landwirt und Träger des alternativen Nobelpreises Percy Schmeiser am gestrigen Mittwochabend bei einer Vortragsveranstaltung im Bürgerhaus Romrod. Und er hatte einiges zu berichten. Eingeladen zu dieser Veranstaltung hatte die Zivilcourage Vogelsberg - die Initiative für einen Gentechnikfreien Vogelsberg sowie als Mitveranstalter das Evangelisches Dekanat Alsfeld, die Vereinigungen Hessischer Direktvermarkter und Ökologischer Landbau Hessen, der BUND Kreisverband Vogelsberg, die Bürgerinitiative keine Agro-Gentechnik im Ebsdorfergrund, die Interessengemeinschaft für gesunde Lebensmittel (FÜR) und das Zentrum gesellschaftliche Verantwortung der evangelischen Landeskirche Hessen/Nassau.

Große Resonanz

Die Resonanz war beeindruckend: Knapp 400 Besucher aus allen Teilen Hessens waren erschienen und waren teilweise entsetzt über die Machenschaften des weltweit größten Saatgutherstellers Monsanto. "Wir setzen uns für unsere Region ein und klären auf. Wir arbeiten alle ehrenamtlich für eine lebenswerte Zukunft für unsere Kinder und uns. Für eine intakte gentechnikfreie Landschaft und unabhängige und gentechnikfreie Landwirtschaft“, hatte Dr. Peter Hamel (Schwalmtal-Storndorf), der Initiator der Zivilcourage Vogelsberg zu Beginn erklärt. Besonders nachdenklich stimmten ihn in jüngster Zeit vier Themengebiete, die von der Zivilcourage näher beleuchtet werden müssten. So sei die Verwertbarkeit von gentechnisch verändertem Soja deutlich schlechter als die von natürlichem Soja; bei Saatgut sollen Schwellenwerte für gentechnische Verunreinigungen eingeführt werden; eine neue nicht heilbare Krankheit die seit 2002 stark zunimmt und an der in den USA bereits über 12.000 Menschen erkrankt sind, stehe in Verdacht durch den Genuss von genmanipulierten Lebensmittel zu entstehen sowie die Monopolbestrebungen und unheilvollen Expansionsbestrebungen mit allen Mitteln des Agro-Chemie-Giganten Monsanto.

Kampf gegen amerikanischen Saatgutmulti

Ausführliche Informationen zum letzten Punkt gab es dann von Percy Schmeiser der bekannt wurde durch seinen Kampf gegen den amerikanischen Saatgutmulti. "Monsanto geht es um die totale Kontrolle über das Saatgut und das Angebot von Lebensmittel. Es ist sehr ungewöhnlich, dass eine Firma, die früher einer der größten Hersteller von Chemikalien war, jetzt zur größten Saatgutfirma der Welt geworden ist“, gab Schmeiser zu bedenken. Die zeige deutlich, dass Monsanto die Kontrolle über die Menschen erlangen wolle. Der "Bauer mit Biss“, der jahrelang Bürgermeister seiner kanadischen Heimatstadt und Abgeordneter im Parlament von Westkanada war, sagte: "Monsanto übt jetzt mehr Macht auf Menschen aus, als irgendeine Regierung das überhaupt wagen würde. Es handelt es sich dabei um einen Missbrauch von Marktmacht“. Die Folgen von Genmanipulation schlügen sich aber nicht nur beim Saatgut nieder, sondern auch zum Beispiel bei der Gewinnung von Honig. So sei der Honig verunreinigt und außerdem entstünde ein Bienensterben in nicht gekanntem Ausmaße.

Nachdenkliche Worte an die deutsche Regierung

Nachdenkliche Worte richtete er an die verantwortlichen Regierungen in Deutschland: "Man muss sich die Frage stellen, warum stoppt man in Kanada und anderen Länder die Einführung von genmanipulierten Pflanzen und in Deutschland will man sie einführen?". Er selbst wolle mit seiner Frau weiterhin gegen die Genmanipulation kämpfen und dies obwohl, wie er sagte, der Kampf gegen Monsanto, wie ein Leben in der Hölle sei. Sein Prozess gegen den Multikonzern hat sich bei ihm bereits mit 400.000 Dollar an Gerichtskosten zu Buche geschlagen. Monsanto habe über eine Million Dollar zu zahlen. Er arbeite mit einem Rechtsanwalt zusammen, Monsanto hingegen habe 19 Rechtsanwälte.

"Keine Argumente für Gentechnik"

Bei der anschließenden Diskussion wurden noch die Verstrickungen des Multikonzerns zum militärisch-industriellen Komplex in den USA angesprochen. Hier müsse man seine eigenen Schlüsse ziehen, Tatsache sei, dass zum Beispiel die letzte Landwirtschaftsministerin der USA auch Rechtsanwältin bei Monsanto gewesen sei. Die Frage einer Besucherin, ob es auch Argumente für eine Gentechnik gebe, beantwortete er mit einem klaren Nein. Zu Beginn der Veranstaltung hatte Romrods Stadtverordnetenvorsteher Udo Kornmann in Vertretung der Bürgermeisterin Dr. Birgit Richtberg klare Worte gegen die Gentechnik gesprochen. Er räumte aber auch ein, dass man dafür bezahlen müsse. So habe er als Schweinezüchter pro Schwein etwa sechs Euro Mehrkosten für den Bezug von gentechnikfreien Futtermitteln.

"Verantwortung für den Umgang mit der Schöpfung"

Die große Resonanz der Veranstaltung zeige deutlich die Verantwortung der Bevölkerung für den Umgang mit der Schöpfung, meinte Dekan Dr. Jürgen Sauer und SPD-Landtagsabgeordneter Manfred Görig dankte der Zivilcourage Vogelsberg für den Mut und die Verantwortung, die Bevölkerung über das Risiko der Genmanipulation aufzuklären. Erwin Hägele alias Johannes Lutz erklärte dann am Beispiel der Kreuzung zwischen einer roten und blauen Nelke in humorvoller Weise, wie die Genmanipulation durchgeführt werde. Percy Schmeiser und Dr. Peter Hamel erhielten von Hans-Dieter Lang (Lautertal-Hopfmannsfeld) die ersten beiden Gläser Vogelsberger Raps-Bienenhonig mit dem Aufdruck: "ohne Gentechnik“. Erneut kritische Anmerkungen gab es über das Fehlen der politischen Führungsspitze des Vogelsbergkreises sowie der offiziellen Vertreter des Kreisbauernverbandes.(gr)+++


Erwin Haegele.

Georg Sedlmaier.


Udo Kornmann.


Hans-Dieter Lang überreichte Percy Schmeiser und Dr. Peter Hamel (v.rechts) je ein Glas Vogelsberger Rapshonig mit dem Stempelaufdruck „ohne Gentechnik“.

Eine Vielzahl prominenter Besucher nahm an der Veranstaltung teil.


Standing Ovation nach seinen Ausführungen von Percy Schmeiser.

Hessens Aktionsbündnis machte Werbung für "Keine Gentechnik auf unseren Feldern“.

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