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- Foto: GDL

Der einzige beschrankte Bahnübergang der Strecke ist auf der Landstraße zwischen Niederaula und Mengshausen. - Fotos: Iris Rohrbach
12.02.08 - Niederaula
Lautes Lok-Pfeifen des Holz-Zuges - GDL: "Lösung liegt auf der Hand"
Die Ortsgruppe Bebra der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) beschäftigt sich mit dem Problem der Lärmbelästigung durch das notwendige Pfeifen einer Lokomotive auf der Bahnstrecke von Bad Hersfeld nach Breitenbach am Herzberg im Bereich der Marktgemeinde Niederaula, welches meist in den späten Abend- und Nachtstunden erfolgt.
Thomas Mühlhausen, Vorsitzender der Ortsgruppe Bebra dazu: „Wir können die Anwohner der Strecke sehr gut verstehen, dass ihnen das Pfeifen der Lok nachts den Schlaf raubt. Es ist aber unbedingt notwendig, um dafür zu sorgen, dass Autofahrer, Lkw-Fahrer, Landwirte und Fußgänger rechtzeitig vor dem herannahenden Zug gewarnt sind. Von den Folgen eines möglichen Zusammenstoßes ganz abgesehen.“ Der Holzzug, der im Auftrag der Firma Holzhof Breitenbach aus Bebra durch die in Großen-Buseck ansässige Hessische Güterbahn zweimal in der Woche von Breitenbach am Herzberg nach Magdeburg gefahren wird, befördert durchschnittlich an die 600 Tonnen Holz pro Fahrt.
„Diese 1200 Tonnen Holz auf Lkw umgeladen, würden für die Anwohner etwa 50 bis 60 zusätzliche Lkw-Fahrten pro Woche bedeuten: Verbunden mit weiterem Schadstoffausstoß würde da selbst der in der jüngsten Vergangenheit immer wieder als umweltfreundlich angepriesene Energieträger Holz zum CO2-Sünder.“
Eine mögliche Lösung in Form eines runden Tisches, an dem sich die Beteiligten zusammensetzen, stimmt auch Mühlhausen zu: „Neben dem Bürgermeister, dem Chef des Holzhofs Breitenbach sowie der Hessischen Güterbahn sollte aber auch die DB Netz sitzen. Diese hat es nämlich mit zu verantworten, dass die Strecke in den vergangenen Jahren soweit zurückgebaut wurde, dass nur ein Zug die Strecke benutzen kann. In der Zeit zwischen 7:30 Uhr und 13:00 Uhr ist die Strecke durch einen Güterzug der Deutschen Bahn belegt, erst danach kann der Zug der Hessischen Güterbahn von Bad Hersfeld aus nach Breitenbach aufbrechen.“
Zu prüfen wäre laut Mühlhausen, welche Überwege innerhalb der Gemeinde Niederaula tatsächlich noch als Bahnübergänge notwendig seien: „Wenn beispielsweise ein Landwirt einen Bahnübergang in den Sommermonaten nur einige Male nutzt, und außer ihm sonst niemand diesen Überweg braucht, wäre zu überlegen, ob es dann nicht möglich ist, einen anderen Überweg zu nutzen.“ Alternativ wäre auch eine Sicherung der Bahnübergänge durch Lichtzeichenanlagen mit rotem Blinklicht und sogenannten Halbschranken möglich, welche allerdings nicht ganz preiswert sind: „Eine solche Anlage ist nicht unter 80.000 Euro zu haben.“
Auch eine Änderung der Pfeifen-Lautstärke ist nicht ohne Weiteres machbar: „Die Loks der Bauart die auf der Strecke eingesetzt werden, sind mit dieser Pfeif-Einrichtung vom Eisenbahn-Bundesamt in Bonn so abgenommen und zugelassen worden. Eine Änderung würde, ähnlich wie beim Auto, eine erneute Vorführung beim Eisenbahn-Bundesamt und eine extrem teure Einzelzulassung erforderlich machen, da es derzeit immer ein und die selbe Lok ist, die die umstrittenen Holzzüge fährt. Sollte diese jedoch einmal ausfallen oder eine andere Lok die Strecke befahren, ginge die Diskussion um das laute Pfeifen wieder von vorn los.“
Vor "Selbstjustiz" der Anwohner warnt er allerdings eindringlich: „Wer auf die Idee kommt, dass durch das Abmontieren der Tafeln sich der Lärm vermeiden lassen würde, liegt falsch. Zum einen wissen die Lokführer, an welchen Stellen sie zu pfeifen haben, und zum anderen möchte ich mir gar nicht vorstellen, was in jemandem vorgehen mag, der aufgrund der Suche nach eine ruhigen Nacht einen schweren Unfall mitverursacht hat, bei dem hinterher möglicherweise nicht nur Verletzte, sondern sogar Tote zu beklagen sind. Das Entfernen einer der Pfeiftafeln stellt außerdem den Straftatbestand des gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr dar und wird neben einer empfindlichen Geldstrafe auch mit mehrjähriger Haft geahndet.“
Für Mühlhausen ist der Fall klar: „Wenn die Anwohner künftig wieder ruhig schlafen wollen, muss man erörtern, welche der Überwege geschlossen werden können und welche nicht verzichtbar sind. Diese müssen dann mit den entsprechenden Anlagen ausgerüstet werden. Insgesamt begrüßen wir es jedoch, dass es noch Unternehmen gibt, die die umweltfreundliche Schiene als Transportweg für ihre Zwecke nutzen und nicht einen Lkw nach dem nächsten fahren lassen.“+++

Der Bahnübergnag bei Beiershausen.

Ansonsten weisen Hinweisschilder auf die Bahnstrecke hin.

Der Bahnübergang am Gewerbegebiet Niederaula.


Einspurig führt die Strecke durch das Fuldatal.



Die Bahnstrecke in Höhe des Thermoskannen-Herstellers Zimmermann.



