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Die Hoffnung ist groß, dass der traditionsreiche Kerzenhersteller Eika Fulda "die Kurve kriegt" - Fotos: jd

Während der Betriebsversammlung ...

24.01.08 - Fulda

AKTUELL! Trotz Insolvenz neue Hoffnung für EIKA: Arbeit geht weiter

Die Betriebsversammlung heute Nachmittag hat für den Kerzenhersteller Eika in Fulda neue Hoffnung gebracht: kaum war das Treffen von fast 160 Mitarbeitern, Geschäftsleitung und Insolvenzverwaltung vorbei, fuhren auch schon die ersten Lkw eines Spediteurs wieder aufs Gelände. "Es geht weiter - ab nächste Woche wird wieder gearbeitet", sagte die Betriebsratsvorsitzende Sylvia Kretz nach der Versammlung gegenüber "osthessen-news" - mit großer Erleichterung. Das Fuldaer Traditionsunternehmen Eika Wachswerke hatte gestern beim Amtsgericht Fulda Insolvenz angemeldet. Die Nachricht kam für die Öffentlichkeit überraschend - hatte das Unternehmen doch bei einer Pressekonferenz Anfang Dezember noch über einen angestrebten Rohstoffwechsel in der Produktion sowie einen geplanen Neubau samt Verkauf des innerstädtischen Firmengeländes informiert. Der Kerzenhersteller beschäftigt an seinem Firmensitz in der Fuldaer Innenstadt rund 160 Mitarbeiter, die teils schon vier Jahrzehnte in "der Eika" arbeiten.

Das Unternehmen Eika - das in einem Werk in der Slowakei weitere 50 Arbeitnehmer hat - schloss nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr 2007 mit rund 40 Millionen Euro Umsatz ab. Mit der Modernisierung sollte der Umsatz in den nächsten fünf Jahren auf rund 70 Millionen Euro gesteigert werden.

Außer der geplanten modernen Produktionsstätte am Stadtrand sprachen bei der Pressekonferenz am 5. Dezember 2007 die beiden Geschäftsführer Moritz Brand und Thomas Schünke auch über einen angestrebten Rohstoffwechsel (ON berichtete: http://www.osthessen-news.de/beitrag.php?id=1143557 ). Damals erklärten die Geschäftsführer, dass die gestiegenen Preise für erdölbasiertes Paraffin, welches zur Kerzenherstellung verwendet wurde, für die Neuausrichtung ein wesentlicher Grund sei. Die Kerzen sollten nun mit Palmenöl brennen. Dafür wurde Eika auch von der Bundesregierung im Wettbewerb "Land der Ideen 2007" ausgezeichnet.

Seit Ende vergangener Woche gab es bereits Gerüchte im Betrieb und die Einladung zur Betriebsversammlung war für viele Mitarbeiter ein Alarmzeichen. In dieser Woche nun gab es - nach Angaben von Betroffenen - in einigen Bereichen nicht mehr genug Rohstoffe, um noch weiter zu produzieren. Während einerseits nötige Materialien nicht mehr kamen, wurden andererseits die fertig kommissionierten Kerzen aus der Firma nicht mehr abgeholt. "Kunden haben sich schon beschwert", berichteten Arbeitnehmer und sagten, es gebe für ein Weiterarbeiten der Eika "eigentlich fürs ganze Jahr genügend Aufträge".

"Heute wurde nicht gearbeitet. Es ist alles offen, wir wissen noch nicht, wie es weitergeht", sagte die Betriebsratvorsitzende Sylvia Kretz kurz vor dem Treffen um 15 Uhr - an dem auch der zuständige Gewerkschaftssekretär Boris Löw von der IG BCE teilnahm - noch gegenüber osthessen-news. Und viele Arbeitnehmer waren auch in gedrückter Stimmung. "Mit einem schlechten Gefühl gehe ich da rein", sagte eine Mitarbeiterin auf dem Weg zur Betriebsversammlung. "Die Hoffnung stirbt zuletzt", meinte ein anderer. Manche Arbeitnehmer monierten mangelnde "Offenheit und Ehrlichkeit" der Geschäftsführung.

Die jedoch zeigte sich selbst "überrascht". Geschäftsführer Moritz Brand erklärte gegenüber Journalisten, die Eika sei ein "zu 90 Prozent restrukturiertes Unternehmen". In den vergangenen 12 Monaten sei die Produktion optimiert worden und bereits 40 Arbeitsplätze fielen weg. "Wir sind eigentlich wieder fit", erklärte Brand. Möglicherweise hätten die Banken jedoch kein Geld mehr geben wollen, weil im Monat Dezember der Umsatz deutlich geringer war - von der Summe 1 Million Euro wurde gesprochen.

In der Versammlung in einer Lagerhalle sei deutlich geworden, dass "wir wahnsinnig enttäuscht waren, dass es so weit gekommen ist". Alle hofften, dass es nun weitergeht, sagte die Betriebsratsvorsitzende. Nach der Versammlung - zu der fast alle der 160 Arbeitnehmer gekommen waren - atmete Sylvia Kretz atmete tief durch: "Wir sind wieder handlungsfähig - und hoffen, dass wir die Kurve kriegen." Positiv sei zu bewerten, dass ab nächste Woche wieder gearbeitet werde. Und dass die Lieferanten bzw. der -seit Jahren für die Eika tätige - Spediteur Zufall wieder "auf den Hof kommen". Gespräche mit Geschäftspartnern und Banken würden geführt und die Leitung des Betriebes werde jetzt von den Geschäftsführern in Fulda und der Insolvenzverwaltung aus Kassel gemeinsam gemanagt - "jeweils zur Hälfte, so wurde uns gesagt", erläuterte Kretz.

Eine Beruhigung für die Mitarbeiter: die weitere Zahlung der Löhne sei ihnen fest zugesagt worden - zumindest bis Ende März. "Das ist wichtig fürs Weitermachen - denn wer kein Geld mehr kriegt, will dann auch nicht mehr arbeiten", erklärte die Betriebsratsvorsitzende. Bis zum Frühjahr werde es nicht nur Gespräche geben, sondern es solle auch ein Investor gesucht werden. Sylvia Kretz sprach auch aus, was sicher viele ihrer Kolleginnen und Kollegen denken: "Hauptsache es geht irgendwie weiter".

Noch am Abend kam der Hessische Wirtschaftsminister Dr. Alois Rhiel zu einem Gespräch in die Eika. Danach sagte er in einer kurzen öffentlichen Stellungnahme: "Diese Nachricht für Fulda schlägt wie eine Bombe ein. Die Kerzenindustrie ist eine lange und traditionsreiche und mit der Stadt eng verbunden. Deswegen ist es auch eine Frage des Images - für Fulda, die Region und auch das Land Hessen - diese Kerzenindustrie hier zu erhalten." (gw) +++


... waren die Büros leer, ...

... und das Geschäftsgebäude, das Haupttor ...


... als auch der Werksverkauf geschlossen.

Wartende Kunden.


Gegen 16:15 Uhr kommen die Eika-Mitarbeiter von ...

... der Betriebsversammlung zurück.



Eika-Mitarbeiter noch vor der Betriebsversammlung im Interview mit dem hr-Fernsehen: sie waren in gedrückter Stimmung.


Nach der Versammlung: die Betriebsratsvorsitzende Sylvia Krätz schaut optimistisch in die Zukunft

Die beiden Geschäftsführer Thomas Schünke und Moritz Brand (von links) während einer Pressekonferenz im vergangenen Dezember. - Archiv-Foto: Hans-Hubertus Braune

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