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"Zug der Erinnerung" - seit heute für 3 Tage in Fulda

In solchen Waggons wurden die Menschen in die KZ´s transportiert und ermordet...

09.12.07 - Fulda

AKTUELL! "ZUG DER ERINNERUNG"...ist da! Tausendfacher Mord an Kindern

Seit heute Vormittag steht auf Gleis 36 im Bahnhof Fulda für die kommenden drei Tage nicht die "Vogelsbergbahn", sondern der "Zug der Erinnerung" zum Gedenken an die deportierten Kinder und Jugendlichen der NS-Zeit. Dieses "fahrende Museum" ist eine ebenso beklemmende wie auch wichtige und notwendige Dokumentation über ein Kapitel der deutschen Geschichte im so genannten "Dritten Reich". Der „Zug der Erinnerung“ besteht aus einer Dampflok und mehreren Ausstellungswagen, in denen Fotos und Briefe der Deportierten gezeigt werden. Ziel des Zuges ist die Gedenkstätte Auschwitz, wo die bundesweite Fahrt im Mai kommenden Jahres enden soll. Initiatoren sind Bürgerinitiativen aus ganz Deutschland, die damit „einen Beitrag gegen Antisemitismus, Fremdenhass und nationalen Größenwahn“ leisten wollen. Die Kosten der 3000 Kilometer langen Zugfahrt sollen durch Spenden aufgebracht werden.

Obwohl der Zug seit kaum 4 Wochen unterwegs ist, zählen die Initiatoren bereits mehrere Zehntausend Besucher, insbesondere Schüler und Jugendliche. Ausstellungsorte sind die Bahnhöfe der einstigen Deportationsstädte. Kassel (dort ist er am 17. und 18. Dezember) war zentraler Umschlagplatz für Deportationen aus Nordhessen. An sämtlichen Stationsorten (bisher u.a. Darmstadt, Mannheim, Karlsruhe, Stuttgart, Tübingen, Kaiserslautern) haben die örtlichen Schulämter Klassenbesuche organisiert, auf die der „Zug der Erinnerung“ mit mehreren pädagogischen Begleitern vorbereitet ist. Auch in Fulda sind für die drei Tage mehr als 60 (!) Klassen angemeldet, dazu kommende unzählige Einzelbesucher, Gruppen und viele Spontanbesucher. Den VIDEO-TRAILER können Sie hier sehen (bitte klicken): http://www.zug-der-erinnerung.eu/trailer.html

Schwerpunkt der Ausstellung ist das Deportationsgeschehen in Deutschland: die Zustellung der Deportationsbescheide, das Herrichten und Verlassen der Wohnungen, der Weg zu den Sammellagern und von dort am helllichten Tag durch die Dörfer und Städte zu den wartenden Zügen. Von so genannten Deportationsbahnhöfen aus wurden über 12.000 Kinder und Jugendliche aus Deutschland in die Vernichtungslager verschleppt. Mehr als eine Million Kinder und Jugendliche, mehrheitlich aus jüdischen Elternhäusern aus ganz Europa, kehrten nicht zurück. In einem eigenen Ausstellungsbereich werden mehrere Täter der unterschiedlichen Funktionebenen vorgestellt: Vom Reichsverkehrsministerium über die SS bis hin zu den Logistikplanern der Reichsbahn, die für den Transport der todgeweihten Kinder und Jugendlichen in die Vernichtungslager sorgten. Mehrere dieser Spezialisten setzten ihre Bahnkarrieren in der Nachkriegszeit fort.

Am Ende des zweiten Waggons hingen die noch leeren, durch die Recherche von Schulen und anderen Organisationen zu füllenden Tafeln mit den Fotos und Biographien einzelner Kinder aus den Gemeinden und Städten entlang der Fahrstrecke. Auch in Fulda gibt es Zeugnisse der Judendeportation und Vernichtung in den Konzentrationslagern. Arbeitsgruppen etwa aus dem Bereich der Hochschule Fulda haben Material zusammengetragen, andere haben für jeden verschleppten Menschen einen Stein mit seinem Namen bemalt und ausgelegt.

"Sie mussten sich in Fulda nackt ausziehen und sind dann erfroren"

Und dass die Ereignisse um jüdische Vernichtung in Fulda nicht komplett erfasst und dokumentiert ist, zeigt die Erzählung einer wahren Begebenheit, die sich auf dem Fuldaer Bahnhof im Jahre 1941 ereignete, aber offenbar heute zum ersten Mal öffentlich gemacht wird. Der bekannte CDU-Politiker und engagierte "Bahner" Hubert Heil - damals ein zehnjähriger Bub - erzählte die Geschichte im "Zug der Erinnerung" - und selbst nach 66 Jahren ist das Unvorstellbare kaum zu glauben.

"Es war im Winter 1941, als um die Mittagszeit der Bahnhof gesperrt wurde, kein Eisenbahner durfte an den Zug, der einfuhr. Es war ein Zug mit Juden ins Konzentrationslager. Unterwegs auf der Strecke hatte einer der Juden versucht, den Sperrriegel von innen mit einem Stück Holz zu öffnen. Das war beobachtet worden - und in Fulda erfolgte dann die exemplarische Strafaktion: aus dem Waggon mussten Männer, Frauen und Kinder aussteigen, sich nackt ausziehen, alle Kleider wurden auf einen Haufen geworfen, mit Benzin übergossen und angezündet. Die Menschen wurden nackt wieder in den Waggon getrieben - bei winterlichen Temperaturen. Sie haben die Fahrt nicht überlebt, sind erfroren .... irgendwo auf der weiteren Fahrtstrecke".

Soweit die Schilderung von Hubert Heil, dessen Vater auch bei der Eisenbahn war und dies 1941 miterlebte. Auf die Frage, was mit den Helfern am Bahnsteig von NS-Organisationen - die aus Fulda stammten - wurde und ob sie angesprochen wurden, gab es heute keine richtige Antwort. "Sie müssen das mit sich selbst ausmachen" sagte Hubert Heil. Den einen oder anderen habe er Jahre später angetroffen.... "beim Beten und Singen etwa in der Fronleichnamsprozession".

Viele Städte stehen auf der Warteliste

Eine täglich größer werdende Anzahl von Interessenten möchte wissen, ob der "Zug der Erinnerung" auch in ihre Städte kommen kann. Nach dem Aufenthalt in Fulda (9.-11.12.), Hann. Münden (12. 12.) Göttingen (13.-16.12) und Kassel (17.-18.12.) sind weitere Stationen in Hannover, Braunschweig, Gotha, Erfurt, Weimar, Leipzig, Hildesheim u.a. Weitere Informationen gibt es auch auf der Website http://www.zug-der-erinnerung.eu

SKANDAL: Kein Geld von Bahn und Bund für den Zug

Den "Zug der Erinnerung" finanzieren viele Einzelpersonen, Gruppen und gesellschaftliche Organisationen. Sie tragen mit kleineren und größeren Beträgen dazu bei, dass der verschollenen Kinder endlich angemessen gedacht werden kann - über 60 Jahre nach ihrer Reichsbahn-Deportation in die Vernichtungslager. Was sehr viele Besucher als einen "Skandal" empfinden ist die Tatsache, dass es für diesen "Zug der Erinnerung" keine finanzielle Unterstützung durch staatliche Institutionen oder die historischen Erben der Reichsbahn-Verbrechen gibt. Dabei werden schon jetzt die Organisatoren aufgefordert, das ungewöhnliche Gedenken unbedingt fortzusetzen. Nötig wäre eine Verdoppelung der ursprünglich rund 3.000 Kilometer langen Fahrstrecke und eine Ausweitung der Fahrzeit bis in den Mai 2008." Um dies möglich zu machen, wäre eine Summe von 300.000 Euro notwendig. Weil aber die Bahn AG wie auch das Berliner Verkehrsministerium dem Gedenken im "Zug der Erinnerung" jegliche finanzielle Unterstützung verweigern, haben sich die Organisatoren jetzt an den Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestags gewandt. +++


Mehrere tausend Besucher werden für Fulda erwartet

Das "fahrende Museum" auf Bahnsteig 36 in Fulda


"Erinnerungen aus Fulda" - diese Tafeln wurden im Zug aufgestellt

Hunderte kamen heute Vormittag schon...


Niemand kann sich der beklemmenden Dokumentation entziehen....

Schicksale auf Bildtafeln....


...und moderne Medien

...und es gibt auch einen Computeranschluss


Nachdenkliche Worte fürs Gästebuch...

Im September 1942 wurden die letzten 76 Jüdinnen und Juden aus Fulda deportiert...


...und für Jeden wurde ein Erinnerungsstein beschriftet ....

...und im Zug ausgelegt...


Der CDU-Politiker Hubert Heil (links) hat noch konkrete Erinnerungen an einen speziellen Vorfall im Bahnhof Fulda im Jahre 1941...

Der Sprecher der Zug-Ausstellung, Rüdiger Minow, mit Prof. Peter Krahulec (rechts) von der Hochschule Fulda

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