Günter ZINT, der "störende Photograph" und "photographierende Polizeiknüppel"

Genau 60 Jahre nach seiner Einschulung in die Adolf-von-Dalberg-Grundschule im Gebäude des heutigen Vonderau-Museums in Fulda wurde gestern Abend genau dort eine Fotoausstellung von Günter Zint eröffnet (Siehe EXTRA-Bericht gestern). Damals während seiner Schulzeit störte Günter häufig den Unterricht; das belegen die alten Klassenbücher, die heute im Stadtarchiv liegen. „Ich freue mich, dass ich heute noch mal so ein klein bisschen hier stören darf. Ich hoffe es ärgert euch nicht zu sehr“, sagte Zint in seiner Rede. Bisher seien die Rückmeldungen auf seine „neuerlichen Störungen“ nur positiv, was ihn mit „einigem, was er in Fulda erlebt hat, versöhnt“. Der vier Minuten "kurze" Redeausschnitt des Fotografen Zint hören Sie unter folgendem Link: http://www.osthessen-news.de/Media/AV/070823_FD_Zint_Rede.mp3 .

Der berühmte Investigativ-Journalist Günter Wallraff hielt gestern Abend die Laudatio für seinen Freund Zint. „Er ist sich treu geblieben“, pointierte Wallraff. Zint sei immer jemand gewesen, der den Themen und Menschen, die er photographierte, nah war. Trotz seiner Professionalität sei Zint nicht nur Augenzeuge sondern immer auch unmittelbar betroffen. Nur scheinbar agiere er als Beobachter und Reporter, fast immer sei er auch Teil des Geschehens. „Er photographierte noch den auf ihn niedersausenden Gummiknüppel. Angriffen stellte er seine Kamera entgegen. Und bevor Zint photographiert und sich auf die Technik seiner Ausrüstung verlässt, nimmt er selbst am politischen Geschen teil.“ Wallraff beschrieb Zint als „das Gegenteil des heute marktgängigen, von den Medien gezüchteten Sensationsreporters“. Den 7:30 Minuten kurzweiligen Redeausschnitt von Günter Wallraff hören Sie unter folgendem Link: http://www.osthessen-news.de/Media/AV/070823_Wallraff_Rede.mp3 .

„Ich habe mich immer treiben lassen von meinen eigenen Gefühlen“, sagte Zint in einem Interview mit Osthessen-News. Er sei ein Photograph, „der seine Bilder am Wegesrand klaut.“ Seine berühmtesten Fotos habe er unbewusst gemacht: „Da hat also ein niedersausender Polizeiknüppel meinen Finger bewegt und den Auslöser gedrückt – das sind Schnappschüsse“. (Daniel Kister) +++