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- Fotos: Martin Angelstein
19.03.07 - Alsfeld
POST-Betriebsversammlung: 1.000 Zusteller & BSIRSKE gegen Lohndumping
Tausende Postkunden warteten heute Morgen vergebens auf den Briefträger. Statt Briefe zuzustellen, trafen sich etwa 1.000 Briefzusteller aus Nord- und Osthessen in Alsfeld. Hierher hatte der Betriebsrat zu einer Betriebsversammlung eingeladen. Die Gewerkschaft ver.di veranstaltete vor der Hessenhalle einen Protest, bei der auch Gewerkschaftschef Frank Bsirske als Redner auftrat. Die Angestellten demonstrierten gegen einen möglichen Arbeitsplatzabbau wegen europaweiter Liberalisierung und gegen Dumpinglöhne privater Postfirmen.
Bsirske veranschaulichte die Lohnverhältnisse. Danach würden die Angestellten der PIN AG – dem nach der Deutschen Post AG zweitgrößte Anbieter – einen Stundenlohn von 5,84 Euro erhalten. Die Briefzusteller der Post erhalten laut Bsirske hingegen einen Einstiegesstundenlohn von 10,54 Euro. „Arbeit darf nicht arm machen. Arbeit darf nicht entwürdigen“ rief der ver.di-Chef seinen Zuhörern zu. Er forderte, dass die Lohnverhältnisse auch bei der Lizenzvergabe beachtete werden. Im Gesetz stehe, dass ein Lizenz-Antragssteller die üblichen Bedingungen in der Branche „nicht unerheblich“ unterschreiten dürfe.
Hannelore Braun von ver.di Hessen untermauerte die Worte des Gewerkschaftschefs: Die Liberalisierung, die die Bundesrepublik ab nächstem Jahr einführen wolle sei verfrüht. Sie koste Zehntausende Arbeitsplätze. Deutschland sei eines der wenigen Länder in der europäischen Gemeinschaft, das die Liberalisierung anstrebe, kritisierte Braun. Sie befürchtet Dumpinglöhne und fordert einen gesetzlichen Mindestlohn. +++