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- Fotograf: Martin Angelstein

800 Gäste heute Mittag in Schenklengsfeld

27.01.07 - Schenklengsfeld

"Modell Deutschland in Gefahr" - IG BCE kämpft für Sozialpartnerschaft

Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie hat scharf kritisiert, dass das Management von immer mehr Betrieben dabei sei, sich von der jahrzehntelangen Sozialpartnerschaft zu verabschieden. Oftmals werde unter dem Vorwand der Globalisierung versucht, die Betriebsräte und Gewerkschaften an die Wand zu drücken, soziale und tarifliche Errungenschaften zu beschneiden oder gar abzuschaffen. Diese Entwicklung werde die IG BCE nicht tatenlos hinnehmen, erklärte heute das Vorstandsmitglied der Gewerkschaft, Edeltraud Glänzer, auf dem traditionellen Neujahrstreffen in Schenklengsfeld (Kreis Hersfeld-Rotenburg) vor 800 "Kumpels".

Frau Glänzer warf den Managern der Konzerne vor, ihre Unternehmen als "Selbstbedienungsläden" zu betrachten und selbst bei zweistelligen Millionenvergütungen noch über eine schlechte Bezahlung zu jammern. Deutschland brauche eine leistungsstarke und soziale Marktwirtschaft, die auch Tarifautonomie, Mitbestimmung und Sozialpartnerschaft beinhalte. Doch dieses "Modell Deutschland" sei in Gefahr, weil beispielsweise auch das europäische Recht den Unternehmen die Möglichkeit gebe, sich aus der deutschen Mitbestimmung zu verabschieden. In diesem Zusammenhang forderte die Gewerkschaft neue Ideen und Initiativen, um Arbeitsplätze zu schaffen. Mehr Beschäftigung durch wachstumsorientierte Wirtschafts-, Industrie- und zukunftsorientierte Energiepolitik seien ein gemeinsames Anliegen für die nahe Zukunft.

Mit Blick auf die Große Koalition in Berlin sagte Frau Glänzer, dass es eine Reihe von Punkten gebe, mit denen die Gewerkschaft "überhaupt nicht zufrieden" sei. Dazu gehöre etwa die Abschaffung der Pendlerpauschale für die ersten 20 Kilometer, die Erhöhung der Mehrwertsteuer und auch bei der "Rente ab 67" befinde sich die Bundesregierung "auf dem Holzweg".

Zahlreiche Gäste aus Wirtschaft, Gewrkschaft und Politik unterstrichen einmal mehr die Bedeutung dieses traditionellen Neujahrestreffens. Dazu gehörten die 1. Kreisbeigeordnete Christa Bittner, Direktor Karl-Heinz Renner von der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld, Dr. Friedemann Berg und Arnold Müller von der AGV Hessen Chemie, Jörg Weber von der Berufsgenossenschaft Bergbau, Vertreter von DGB, E.ON, der evangelischen Landeskirche, viele Bürgermeister und Beigeordnete aus den Städten und Gemeinden in Hessen und Thüringen, Vorstandsmitglied Gerd Grimmig von der Kali + Salz AG sowie mehrere Bundes- und Landtagsabgeordnete.

Der nordhessische IG BCE-Bezirksleiter Friedrich Nothhelfer nannte die gegenwärtig 21.734 Mitglieder im Bezirk Kassel ein "Pfund, mit dem man wuchern könne". Allein im vergangenen Jahr habe es knapp 1.000 neue Mitglieder gegeben. Weiterhin sei an hessischen Arbeits- und Sozialgerichten im Rahmen des Rechtsschutzes fast eine Million Euro erstritten worden.

Zum Thema "Industriepolitik" vertrat Nothhelfer mehrere Positionen:

- die IG BCE spricht sich für den Bau der Industrie- und Müllkraftwerke in Korbach und Heringen sowie die Genehmigung der Salzwasserpipleine von Neuhof zur Werra aus.

- die IG BCE wird weiterhin zur Versachlichung beitragen. Informationsveranstaltungen mit Mitgliedern, Bürgern und Politik sind geplant.

- Mitarbeiter/innen und Betriebsräte sind „Experten in eigener Sache“ und müssen sich verstärkt einbringen.

- Die Salzwasserentsorgung der Neuhofer Halde über die Salzwasserpipeline in die Kalifabriken der Werra spart Frischwasser und senkt die Nettosalzeinleitung – wir brauchen mehr solcher Ideen.

- Umweltschutz und Arbeitsplätze sind kein Widerspruch – die Einleitungen werden nicht die Grenzwerte übersteigen und Tausende Ausbildungs- und Arbeitsplätze erhalten.

Weiterhin stehe die IG BCE für eine flexible Tarifpolitik, um mit den entsprechenden Vereinbarungen auch den Erhalt von Arbeitsplätzen zu sichern. Und weil die Arbeitnehmer ein Recht auf kollektive Lösungen hätten, sei es keine Lösung, unter Druck Einzelarbeitsverträge ohne Tarif einzuführen, erklärte Nothhelfer unter dem Beifall der rund 800 Gäste. Für sie gab es am Ende noch einen Teller kräftige Linsensuppe - gekocht und verteilt von rund 70 Kräften der DRK-Bereitschaft Schenklengsfeld. +++



Hauptrednerin Edeltraud Glänzer vom IG BCE-Hauptvorstand



Dank von Friedrich Nothhelfer an Edeltraud Glänzer


Unter den Gästen auch die SPD-Landtagsabgeordnete Sabine Wasche (rechts) und Heringens Bürgermeister Hans Ries

Und am Ende spielte die Bergkapelle Wintershall...


...das traditionelle Bergmannslied

...und alle sangen mit .....


"Glückauf, Glückauf, der Steiger kommt"...


Im Gespräch: Friedrich Nothhelfer mit IG BCE-Landesvorsitzendem Hessen-Thüringen, Rainer Kumlehn (links)

Das DRK-Schenklengsfeld sorgt alle Jahre für die Bewirtung ...


...diesmal über 800 Portionen Linsensuppe ...

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