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- Fotos: Julian Dern

Die Halle 8 der Hochschule Fulda war bis auf den letzten Platz gefüllt.

24.01.07 - Fulda

GYSI heute Abend: „In jeder Gesellschaft passiert nur das, was sie zulässt“

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„Eine Menge Leute freuen sich wenn Sie nach Fulda kommen, viele ärgern sich auch – so ist das Leben“, bedankte sich der Diskussionsleiter am heutigen Abend bei Gregor Gysi für seinen „begeisterten Redebeitrag“. In einem eineinhalbstündigen „Rundumschlag“ kritisierte der Politiker der Linkspartei die Ungerechtigkeiten des Neoliberalismus. Knapp 300 Zuhörer waren der Einladung der „Initiative für Solidarität und freie Bildung“ zu Rede und Diskussion mit dem Politiker gefolgt und in die Halle 8 der Fuldaer Hochschule gekommen: Unter den Anwesenden auffällig viele jüngere Leute im „Studentenalter“ aber auch auffällig viele ältere Leute im „Rentenalter“. Von beiden forderte Gysi sich zusammenzuschließen und gemeinsam für sozialere Zustände und gegen neoliberale Politik zu kämpfen. Seine Kritik: Wenn überhaupt gingen in Deutschland nur direkt Betroffene zum Demonstrieren auf die Straße. „In jeder Gesellschaft passiert nur das, was sie zulässt“, pointierte Gysi weiter.

In Bezug auf regelmäßige Proteste im Nachbarland Frankreich gegen die teilweise Abschaffung des Kündigungsschutzes forderte der redegewandte Politiker von den Franzosen zu lernen. Er ermutigte seine Zuhörer mehr Vertrauen in sich zu haben. Auch in Hinblick auf die Studiengebühren rief Gysi seine Zuhörer zum Engagement auf: „Wenn ihr euch jetzt nicht wehrt, wird sich die nächste Generation nicht mehr wehren können“, sagte er und betonte eine „Verpflichtung für andere Generationen“. Wenn die Studiengebühren nicht generell verhindert würden, würden sie in jedem Bundesland eingeführt werden, prognostizierte der populäre Redner.

Den Studenten einerseits eine Regelstudienzeit vorzuschreiben und gleichzeitig von ihnen zu verlangen nebenher zu Arbeiten und Geld zu verdienen führe zu sozialer Ausgrenzung. Selbst in den USA würden mehr Arbeitnehmerkinder studieren als in Deutschland, kritisierte er eine „Struktur, in der sich immer mehr zur Ausnahme entwickele“, dass auch Kinder aus ärmeren Verhältnissen studieren. Das dreigliedrige Schulsystem nannte Gysi einen „großen Fehler“. Die Linke sei nicht gegen Begabtenförderung, aber sie müsse für jeden gelten: Für das Arbeiterkind genauso wie für das Kind des Professoren, befand er in einer weiteren These.

Freie Bildung statt Studiengebühren, gesetzlicher Mindestlohn statt neuer Missbrauchsdebatten, Ausbildungsplatzabgabe statt Rente mit 67 – Die in der Einladung angekündigten Themen und Forderung erklärte der „duzende“ Politiker anschaulich und lebhaft anhand zahlreicher Beispiele; dabei sprach der Rhetoriker seine Zuhörer öfter mit „Du“ an.

„Links beginnt immer mit der sozialen Frage“, warb der Politiker. Den Grünen sprach er ab, eine linke Partei zu sein; sie seien eine „emanzipatorische Partei“. Auch die SPD sei durch Schröder „entsozialdemokratisiert“ worden: „Schröder hat den Sozialabbau gemacht, den sich Kohl nicht getraut hat.“ Soziale Gerechtigkeit hieße nicht, dass alle das gleiche bekommen, sagte Gysi. „Aber in unserer Gesellschaft ist der Unterschied maßlos geworden. Wir haben 75 Milliardäre. Um so viel Geld zu zählen, braucht man ja schon ein halbes Leben lang“, verband er – wie öfter in seine Rede – „große Politik“ mit „bürgernahen, unterhaltsamen Formulierungen“ und sorgte so unter den Zuhören für wiederholtes Schmunzeln.

„Die Leute vertrauen uns Schulden aber kein Geld an“, beklagte sich Gysi darüber, dass die Linken immer nur gewählt würden, wenn eine Stadt oder ein Land Schulden habe. Außerdem bedauerte er, das „zu 98 Prozent immer gleiche neoliberale Gerede in den Medien“. Immer werde man als Linker so dargestellt, als habe man die letzten 150 Jahre verpasst.

Der Präsident der Hochschule Prof. Dr. Roland Schopf, der momentan bei einer Partnerhochschule in Moskau zu Besuch ist, ließ sich entschuldigen und den Redner von sich grüßen. Dieser reiste nach seiner Rede und der Beantwortung einiger Fragen weiter nach Marburg – zu einer weiteren politischen Veranstaltung. (Daniel Kister) +++




Viele bekamen keinen Sitzplatz mehr.


Sowohl junge Studenten als auch ...

... als auch die "älteren Semester" waren beim Gysi-Besuch in großer Zahl anwesend.




Informationsstand von DIE LINKE.


Hinter Gysi: Leibwächter waren ständig in der Nähe.


Nach Gysi's Rede bekam das Publikum die Möglichkeit Fragen zu stellen.

Gysi bekam für seine Rede viel Befall beim Publikum.




Gysi im Interview mit ON-Reporter.

Weitere Proteste gegen Studiengebühren sind angesetzt.



Lukas Larbig, Kreistagsabgeordneter der Fuldaer LINKE.

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