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- Fotos: Dieter Graulich

13.01.07 - Vogelsberg
Schafhalterverein gegen Ansiedlung von Wolf und Luchs - 12.371 Schafe
„Was wäre unsere Kulturlandschaft ohne die aktiv pflegenden Personen aus Landwirtschaft und Schafhaltung“. Diese Frage stellte Vorsitzender Klaus Schönfeld am Freitagabend in seinem Bericht zur Hauptversammlung des Schafhalterverein Vogelsberg in den Raum. In der sehr gut besuchten Veranstaltung im Gasthaus „Jägerhof“ im Lauterbacher Stadtteil Maar forderte er, dass man aber dazu verlässliche Rahmenbedingungen erwarte, denn ohne Planungssicherheit könne ein Schäfer keine Herde aufbauen, keinen Stall bauen und auch nicht eine Familie unterhalten.
Während es bei Getreide und Holz einen Trend zu einer positiven und auskömmlichen Wertschöpfung gebe, seien bei der Schafhaltung noch keine Anzeichen und Hoffnung auf bessere betriebswirtschaftliche Bedingungen in Sicht. Schönfeld wies dabei auf die Probleme der Nachfolge bei den Schafhaltern hin, denn wenn keine auskömmlichen Berufsaussichten für die nachfolgende Generationen erkennbar seien, verschwinde die Schafhaltung aus unserer Region. Dies könne dann gravierende Folgen für die Offenhaltung der Vogelsberger Kulturlandschaft haben.
In seinen weiteren Ausführung ging der Vorsitzende sehr kritisch auf die Wiederansiedlung von Wolf und Luchs in der Region ein: „Beide hat es zwar früher einmal hier gegeben, aber brauchen sie im Moment nicht“. Aus der Versammlung wurde angeregt dieses Thema zusammen mit der Jägervereinigung, dem Kreisbauernverband, der Kreisjagdgenossenschaft und dem Luchshegering zu diskutieren.
Zu den Veranstaltungen des Vorjahres betonte Schönfeld, dass das wohl bekannteste Ereignis im Berichtsjahr die „Vogelsberg Lammwochen“, die gemeinsam mit der heimischen Gastronomie durchgeführt wurden, gewesen seien. Die Auftaktveranstaltung 2007 finde diesmal am 22. März ab 19 Uhr in Schotten-Burkhards statt.
An weiteren Veranstaltungen fand im Vorjahr der „Tag des Schafes“ in Sassen statt und die Lehrfahrt führte in Kooperation mit dem Rhönverein für drei Tage in den Elsaß. Das Wasserwerk Inheiden war Ziel der alljährliche Fachexkursion mit den thüringischen Schafhaltern.
Abschließend unterstrich der Vorsitzende die gute Zusammenarbeit mit den Ämtern im Vogelsberg sowie dem Kreisbauernverband: „Wir sind zwar nur eine kleine Nische in der Landwirtschaft, werden aber tatkräftig unterstützt“.
Interessante Zahlen aus der Hessischen und der Vogelsberger Schafhaltung gab es anschließend von Karl-Peter Mütze, dem Leiter des Amtes für den ländlichen Raum. Insgesamt gebe es in Hessen 2.575 Schafhalter mit 192.762 Schafen, davon 214 Betriebe mit 12.371 Tieren im Vogelsberg. Die Zahl der Mutterschafe bezifferte Mütze mit insgesamt 116.398 davon 7.121 im Vogelsbergkreis. Die Zahl der Ziegen betrage 8.352 in Hessen mit nur 194 im Vogelsberg. Da es jedoch auch Schaf- und Ziegenhalter gebe, die keine Agrarförderanträge stellen würden, sei die tatsächliche Zahl der Schafe und Ziegen etwas höher.
Der Leiter des Amtes für den ländlichen Raum bat die Schafhalter nicht zu resignieren, denn es werde durch die Verlagerung der Milchviehbetriebe aus dem Vogelsberg in die Ackerbaustandorte einen Überhang von Grünland geben. So seien derzeit in den Großgemeinden Homberg und Alsfeld die größten Milcherzeugerbetriebe.
Mütze forderte die Schafhalter auf, politisch tätig zu werden, denn in 2008 gebe es von Seiten der Europäischen Union eine neue Kulisse für das AGZ-Programm (Ausgleichszulage). Es müsse dafür gesorgt werden, dass diese Prämie nicht in andere Gebiete verlagert werde. Abschließend gab er bekannt, dass das Naturschutzgroßprojekt „Lebensraum Vogelsberg“ in die Beantragungsphase gehe. Im Herbst sei mit der Genehmigung zu rechnen und nach einer weiteren Vorlaufzeit von zwei Jahren könne ab 2010 mit der Umsetzung begonnen werden. Hauptziel des Großprojektes sei die Offenhaltung der Vogelsberger Kulturlandschaft. Die Schafhalter forderte er auf Ideen dazu einzubringen.
Kreislandwirt Norbert Reinhardt (Homberg) lobte in seinem Grußwort das Engagement der Schafhalter. So sei er von den Leistungen beim „Tag des Schafes“ in Sassen sehr beeindruckt gewesen. Sorge bereite ihm allerdings, dass der Selbstversorgungsgrad mit Schaffleisch in Deutschland nur knapp 50 Prozent betrage. Der Rest werde aus Neuseeland, Australien, England und den osteuropäischen Ländern eingeführt. Als Hauptursache nannte er die Vielfalt der Rassen in Deutschland, denn Großabnehmer wollten meist nur Fleisch von einer Rasse und dies sei bei vielen Schafhaltern nicht möglich.
Bei den anstehenden Wahlen wurden die Kassenprüfer Erwin Nahrgang und Michael Günther wiedergewählt. (gr) +++