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Der neue evangelische JVA-Pfarrer Leipold (rechts) und Schulpfarrer Wilfried Marnach
- Fotos: Stefan Knopp
13.06.06 - Hünfeld
Pfarrer Andreas LEIPOLD ist der neue evangelische Seelsorger in der JVA
Die Anfang des Jahres in den Regelbetrieb gegangene erste teilprivatisierte Justizvollzugsanstalt Hessens hat jetzt auch offiziell auch einen evangelischen Seelsorger. Der Bad Hersfelder Pfarrer Dr. Andreas Leipold wurde am gestrigen Nachmittag in der JVA mit einem feierlichen Gottesdienst und anschließenden Empfang offiziell in sein Amt eingeführt (siehe Bilderserie unten). JVA-Leiter Dr. Werner Päckert begrüßte den Seelsorger mit der Hoffnung, Sicherheit und Menschlichkeit gut miteinander vereinbaren zu können. Der Probst des Sprengels Hanau, Gerhard Pauli, meinte, Leipold sei als Seelsorger von Gott an seinen Platz gestellt worden. Der neue Seelsorger - der "inoffiziell" allerdings dieses Amt schon seit einem halben Jahr ausfüllt - sagte, er fühle sich in der Vollzugsanstalt "gut aufgehoben" und führe mit vielen Gefangenen intensive Gespräche.
Eine Gruppe Gefangener lockerte den Gottesdienst mit Musik und Gesang auf. Applaus bekam vor allem das von einem Gefangenen gesungene Vaterunser. „Toleranz gibt es auch im Gefängnis“, sagte Leipold in seiner Predigt. Viele kirchliche und weltliche Würdenträger wohnten in der Kapelle der JVA anschließend der Einführung durch Oberlandeskirchenrat Jürgen Jüngling und dem evangelischen Schulpfarrer Wildfried Marnach aus Bad Hersfeld bei.
Mehrere Glückwunschreden gab es nach dem Gottesdienst unter der Moderation vom Dekan des Kirchenkreises Hünfeld, Bengt Seeberg. Er begrüßte die Abgeordnete des Fuldaer Kreistages, Dr. Friederike Lang, die Landrat Bernd Woide vertrat, sowie den Magistrat der Stadt Jünfeld, Theo Flügel als Vertreter für Bürgermeister Dr. Eberhard Fennel. Neben Päckert und Pauli beglückwünschten auch Pfarrer Dr. Tobias Müller-Monning von der Konferenz der hessischen JVA-SeelsorgerInnen und der Vorsitzende der Bundeskonferenz, Dr. Martin Faber, den neuen Gefängnisseelsorger.
Der Dekan Ulrich Brill der Stadtkirchengemeinde Bad Hersfeld versprach Entlastung für Leipold, der auch noch Pfarrer in der Gemeinde bleibt. Er schenkte Leipold eine kleine Deutschland-Fahne zur WM als Ansporn, in der Gefängnisseelsorge „Flagge zu zeigen“, und einen Schlüsselanhänger mit Trillerpfeife für seinen „Anpfiff zum Dienst“. Schließlich sprach auch Pater Peter Eisenbart vom Bonifatiuskloster in Hünfeld, der als katholischer Seelsorger im Gefängnis zeitgleich mit Leipold angefangen hatte. Er erhoffte sich, dass die Seelsorge auch in Bad Hersfeld als „wichtige Arbeit anerkannt wird“ und man dort Leipold die nötige Unterstützung gewährt. Die Zusammenarbeit mit dem evangelischen Kollegen funktioniere gut, man ergänze einander.
Andreas Leipold kommt aus Marburg und hat nach seiner Ausbildung zehn Jahre in Bad Hersfeld als Pfarrer gearbeitet. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sorgen macht er sich nicht um seine neue Aufgabe. Situationen wie eine Schlägerei in der Kapelle vor zwei Wochen seien definitiv die Ausnahme, sagte er. Er hat sich zum Ziel gesetzt, für die Gefangenen da zu sein und vor allem viele Gottesdienste zu feiern, die mindestens so lebendig sein sollen wie der bei seiner Einführung. (S.K.) +++
Marnach und Oberlandeskirchenrat Jürgen Jüngling (Mitte) bei der Amtseinführung für Leipold
Der Probst des Sprengels Hanau, Gerhard Pauli,
JVA-Leiter Werner Päckert
Dekan Bengt Seeberg (Fulda) moderierte
„No pope, no hope“: Ein Geschenk an den evangelischen Pfarrer
Leipolds Eltern waren auch zur Einführung gekommen
Bruder Eisenbart (li.) mit Leipold Senior
Glückwünsche im „Kuhzimmer“, so genannt nach einem Bild von Kühen auf der Empore.