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- Bilder: Max Colin Heydenreich
Etwa 600 Menschen beteiligten sich an der Protestkundgebung
17.05.06 - Fulda
3. Tag Proteste gegen Studiengebühren - "Elitebildung in Oberschicht"
Die Protestaktionen der Studentenschaft der Fachhochschule Fulda gegen die von der CDU-Landesregierung beschlossene Einführung von Studiengebühren gingen heute in die dritte Runde. Wie bereits in den letzten beiden Tagen, zogen Studenten auch heute wieder durch die Stadt zum Universitätsplatz, wo sie unter der Beobachtung von etwa 70 Polizeibeamten eine Kundgebung abhielten. Vertreter von ver.di, vom Aktionsbündnis gegen Studiengebühren (ABS), vom DGB und von JUSOs und Grünen kamen auf der Bühne vor ca. 600 Studierenden, Schülern und Passanten zu Wort. Ihre Aussagen bezogen sich auf die Nachteile der Einführung von Studiengebühren für Bildung und Gesellschaft und richteten sich vehement gegen die Landesregierung von Ministerpräsident Roland Koch. Ihre Reden wurden von lautem Trillerpfeifen-Einsatz begleitet. Von CDU-Seite war niemand gekommen, um die Pläne zu verteidigen.
AstA-Sprecher Jürgen Reuter verurteilte in seiner Eröffnungsrede die seiner Meinung nach absehbare “Elitebildung in der Oberschicht“ und befürchtete sinkende Studierendenzahlen bei gleichzeitiger Akademikerknappheit. Wie auch die anderen Sprecher appellierte er an die Studierenden, den Kampf weiterzuführen. Er kritisierte die Gebühren als "großen Schritt weg vom Sozialstaat".
Nach ihm sprachen eine Vertreterin des ABS, des weiteren Anke Muth vom DGB-Jugendbüro in Fulda, der JUSO-Vorsitzende Jupp Plur, eine Sprecherin der Grünen und der Sozialwesen-Student Sebastian Förster. Sie beriefen sich auf Artikel 59 der Hessischen Verfassung. Plur zitierte aus dem Absatz 2, der besage, dass sich die Möglichkeit eines Studiums nur nach der Eignung richte. „Da steht nichts von Geldbeutel“, rief er.
Anke Muth verkündete die Solidarität der Gewerkschaften mit den Demonstrierenden. Sie stellte die Frage, wofür die Studiengebühren denn eigentlich bezahlt werden sollen. Plur konkretisierte diese Frage: Das Argument, mit den Geldern der Studiengebühren würden bessere Studienmöglichkeiten geschaffen, ziehe nicht. Für überfüllte Hörsäle und veraltete Studienbücher solle man eher Schmerzensgeld verlangen statt Studiengebühren bezahlen.
Zahlreiche Schüler aus Fulda und Umgebung waren zu der Veranstaltung gekommen, zum Beispiel aus der Winfriedschule. Studierenden waren bei ihnen am Montag zu Besuch, um sie über eine Zukunft mit Studiengebühren aufzuklären. Unterrichtsausfall habe es aber nicht gegeben, teilten sie mit.
Im Anschluss an die Kundgebung liefen etwa 100 bis 200 Personen mit einem spontanen Marsch zur CDU-Zentrale in der Michael-Henkel-Straße: hier machten sie einige Minuten lang ihrem Unmut verbal und mit Pfeifkonzerten Luft. Zum Ablauf dieser Spontanaktion gab es differierende Angaben gegenüber der Redaktion, die in einer weiteren Berichterstattung aufgegriffen werden. (S.K.) +++
Die CDU-Landesregierung kommt nicht gut weg
Etwa 70 Polizeibeamte waren anwesend, mussten aber nicht eingreifen
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Sebastian Förster, Sozialwesen-Student im zweiten Semester, bezeichnet sich selbst als Mitglied einer durch Studiengebühren noch weiter benachteiligten Unterschicht
Anke Muth vom DGB-Jugendbüro Fulda teilt die Solidarität der Gewerkschaften mit