PEINLICH! Pannen beim Hessen-Zentralabi: Mathematik-Aufgabe nicht lösbar

Im Grundkurs und Leistungskurs Mathematik kam es bei der heutigen Landesabiturprüfung zu peinlichen Pannen: In den Prüfungen beider Kursarten wurden die Schüler mit unlösbarer beziehungsweise fehlerhafte Aufgaben konfrontiert. Das Hessische Kultusministerium hat auf Anfrage von osthessen-news „Unregelmäßigkeiten“ im Ablauf des heutigen Prüfungstages an den hessischen Gymnasien bestätigt.

Grundkurse erst eine Stunde nach Prüfungsbeginn informiert

Vor allem betroffen waren offenbar die Grundkurse: Wie der Redaktion bekannte wurde, waren in einer Analysisaufgabe des Grundkurses Zahlen genannt, welche die Aufgabe unlösbar machten. Die fehlerhafte Aufgabe war in einem von zwei Prüfungsvorschlägen, zwischen denen die Schüler wählen konnten. Etwa eine Stunde nach Prüfungsbeginn informierte das hessische Kultusministerium nach eigenen Angaben die Schulen per Mail über den Fehler. Vorausgegangen waren laut Ministerium Rückmeldungen von Schulen, die auf „kleinere Fehler“ hingewiesen hätten. Der Zwischenfall löste bei den Abiturienten Unsicherheiten aus, zumal die Prüfung bereits eine Zeit lang lief - dem Vernehmen nach rund 60 Minuten, hieß es von einer Fuldaer Schule. Erst dann - teilweise wahrscheinlich noch später - wurden die Grundkurs-Schüler informiert und die Aufgabe durch eine Ansage geändert. Viele Schüler hätten bereits die Aufgabe lösen wollen, hieß es von der Fuldaer Schule.

Offenbar unterschiedlich lange Prüfungsdauer

Die Frage, ob den Schülern mehr Zeit für die Bewältigung der Prüfung eingeräumt werden sollte, wurde offenbar widersprüchlich beantwortet. In einem Forumsbeitrag, schreibt ein Internetnutzer, dass die Grundkursschüler zehn Minuten länger schreiben durften. Ein on-Leser schrieb an die Redaktion: "Ich habe heute ebenfalls Mathe Abi in Hessen im Grundkurs geschrieben. Bei uns wurde um ca. 10 Uhr bekannt gegeben, dass Fehler in dem ersten Vorschlag der Analysis war. Zu dieser Zeit hatten die meisten den Vorschlag schon fertiggerechnet, bzw sind daran verzweifelt. Zur Abgabe wurden wir aber pünktlich um 12:30 gedrängt, also hatten wir nicht eine Minute mehr Zeit, trotz der Störung und des Fehlers. Anscheinend wurde dies von verschiedenen Lehrern und Schulen unterschiedlich gehandhabt." In Internetforen wird die "Pennenprüfung" rege diskutiert. Ein Prüfling schreibt: "War schon arg nervig, dass ständig eine Email nach der nächsten 'reingereicht wurde und mit Pomp verkündet werden musste. Die ersten 60 Minuten der Prüfungszeit war es zumindest mir kaum möglich normal zu arbeiten".

Insgesamt dauert die schriftliche Prüfung im Grundkurs drei Zeitstunden, im Leistungskurs vier Stunden. In Hessen schreiben rund 23.000 Schüler derzeit ihr Abitur. Nach den schriftlichen Prüfungen im Fach Biologie am vergangenen Freitag standen heute die schriftlichen Prüfungen im Grundkurs und Leistungskurs Mathematik an. Nach dem Regelung ist jeder Schüler verpflichtet sich im Fach Mathematik prüfen zu lassen - entweder schriftlich oder mündlich. Alternativ zu den mündlichen Prüfung können sich die Schüler auch für eine "besondere Lernleistung" oder eine Präsentation entscheiden.

Irritierende Aufgaben auch in Leistungskursprüfung

In einer Presseinformation teilt das Ministerium weiter mit, dass es „im Hinblick auf eine Formulierung in einer Teilaufgabe des Leistungskurses zu Irritationen bei den Prüflingen gekommen sein kann“. In diesem Fall haben die Schulen laut Kultusministerium den Hinweis erhalten, „dass der mögliche alternative Lösungsweg bei der betreffenden Teilaufgabe ebenfalls anerkannt werden soll“.

Darüber hinaus werde das Hessische Kultusministerium genau prüfen, „ob der Fehler gegebenenfalls weitere Auswirkungen auf die Bewertung der Abiturientinnen und Abiturienten haben könnte“. Die Kultusministerin Dorothea Henzler (FDP) versprach, dass den Schülerinnen und Schülern „dadurch keinesfalls Nachteile entstehen“. Was dieses Versprechen konkret bedeutet, wurde vom Kultusministerium noch nicht beantwortet.

Wörtlich heiß es in der Miteilung des Ministeriums: „Die Ministerin will nach den Erfahrungen des heutigen Tages gemeinsam mit den Aufgabenkommissionen und der unabhängigen Kontrollgruppe überlegen, wie auch kleinste Fehler zukünftig vermieden werden können.“ Eine empörte Mutter, rief in der Redaktion von osthessen-news an, um sich zu informieren. Für sie war die Panne mehr als ein „kleiner Fehler“. Ihre Kinder würden im nächsten Jahr Abitur schreiben. Sie zeigte sich verständnislos darüber, dass eine solches Vorfall in einem Landesabitur überhaupt möglich ist. Der zynische Kommentar in einem Internetforum, in dem das fehlerhafte Hessen-Abi diskutiert wird, lautet: „Vor allem wurden die Prüfungen doch schon irgendwann im November oder was bestimmt? Wie sollen wir das eigentlich in drei Std machen, wenn die das in einem halben Jahr nicht schaffen?“

Der Redaktion von osthessen-news liegen mittlerweile schon mehrere Zuschriften von Abiturienten aus Osthessen vor. Aus ihnen geht hervor, dass an einigen Schulen die Prüflinge überhaupt nicht über die Fehler infomiert worden seien.

"Es ist an der Zeit, den Fehler Zentralabitur zu korrigieren. Dieses bildungspolitische Experiment muss beendigt werden", erklärte Landesschulsprecherin Katharina Horn in einer Pressemitteilung am Abend. Die Landesschülervertretung Hessen fordert das Kultusministerium auf, den nun verzweifelten Abiturienten die Möglichkeit zu schaffen, eine neue Prüfung im Fach Mathematik schreiben zu können. "Teilweise haben die Schülerinnen und Schüler erst 20 Minuten (!) vor Klausurabgabe die Fehlermeldung mitgeteilt bekommen. Somit gab es kaum Möglichkeiten die Aufgabe unter Aufregung erneut zu rechnen", heißt es weiter. Andere Schüler berichteten der Landesschülervertretung, dass sie sehr lange verzweifelt versucht haben, die Aufgabe zu lösen. (Hans-Hubertus Braune / Daniel Kister) Foto: Jörg Moritz +++