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Maria Alma Papenfuss von den Philippinen nahm beim Einbürgerungstest teil.

Eine Stunde lang hatten die Bewerber Zeit, um 17 von 33 Fragen zu beantworten

14.12.08 - ALSFELD

Wer wird deutscher Staatsbürger? 9 Nationalitäten beim 1. Einbürgerungstest

„Zu welchem Fest tragen Menschen in Deutschland bunte Kostüme und Masken?“ A: am Rosenmontag - B: am Maifeiertag - C: am Oktoberfest - D: an Pfingsten. Diese Aufgabe mit vier Antwortmöglichkeiten ist eine der Fragen, die im Einbürgerungstest an ausländische Frauen und Männer gestellt werden. Neun einbürgerungswillige Teilnehmer stellten sich gestern in Alsfeld einem solchen Test - dem ersten, der überhaupt im Vogelsbergkreis stattfand. Das gemeinsame Ziel der Teilnehmer: der Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit.

Seit dem 1. September 2008 müssen über 16-jährige weibliche und männlich Ausländer, die die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten wollen, für eine Einbürgerung in der Regel nachweisen, dass sie über staatsbürgerliches Grundwissen verfügen sowie außerdem die Grundsätze und Werte der deutschen Verfassung kennen. „Die Volkshochschulen sind bundesweit für die Durchführung der Prüfungen verantwortlich“, erklärte Monika Schenker, Fachbereichsleiterin für Sprachen bei der vhs. Für die Auswertung werden die ausgefüllten Tests dann zur Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge nach Gießen gesandt.

Bei Einbürgerungsbewerberinnen und -bewerbern mit einem deutschen Hauptschulabschluss oder einem höheren Abschluss, der ausreichendes Wissen auf diesem Gebiet bestätigt, werden die erforderlichen Kenntnisse ohne weiteres unterstellt, heißt es von seiten der Volkshochschulen (vhs) zu den Regeln. Wer diese Schulabschlüsse nicht hat, muss das verlangte Wissen durch einen bestandenen Einbürgerungstest nachweisen. Dabei wird in den drei Bereichen „Politik in der Demokratie“, „Geschichte und Verantwortung“ und „Mensch und Gesellschaft“ Grundwissen abgefragt. So sollen die Bewerber etwa wissen, was damit gemeint ist, dass "Deutschland ein Rechtsstaat ist", wen man in Deutschland auf Verlangen in seine Wohnung lassen muss, welche Staatsform hier herrscht, wer in die Sozialversicherung bezahlt oder wer in Deutschland die Ehescheidung beantragen kann.

17 von 33 Kreuzen müssen richtig sein

Die Testteilnehmer müssen 33 Fragen beantworten - und ähnlich wie bei der Führerschein-Theorieprüfung können sie sich vorher gezielt auf das "Deutsch-Examen" vorbereiten. Denn die 30 Prüfungsaufgaben werden aus einem 300 Fragen umfassenden, bundesweit einheitlichen Katalog entnommen und jeweils neu zusammengestellt. Drei weitere Fragen sind auf jedes Bundesland individuell abgestimmt; sie werden aus weiteren zehn Möglichkeiten ausgewählt. So muss etwa beantwortet werden, wie die Landeshauptstadt heißt oder welche Farben den hessische Flagge hat. Die "Pass-Bewerber" müssen die Erkundigungen allerdings nicht mit eigenen Formulierungen beantworten: für jede Aufgabe gibt es - im "multiple-choice-Verfahren", wie bei "Wer wird Millionär?" - vier Antwortmöglichkeiten. Um den Einbürgerungstest zu bestehen, müssen die Teilnehmer bei mindest 17 der 33 Fragen die richtigen Erklärungen und Aussagen ankreuzen. Wer durchfällt, darf den Test beliebig oft wiederholen. Die Teilnahmegebühr liegt bei 25 Euro.

„Das war leichter als gedacht“, kommentierte nach dem Ausfüllen Anna Rupp den Test. Die Polin lebt seit 6 Jahren in Deutschland und möchte jetzt deutsche Staatsbürgerin werden. Auch der Franzose Bernard Fougeron, der seit 30 Jahren in Deutschland wohnt, hatte mit dem Test keine Schwierigkeiten. Sein Ziel ist die doppelte Staatsbürgerschaft. Nadire Günther stammt ursprünglich aus dem Kosovo, wohnt aber schon seit 18 Jahren in Deutschland. Einige Antworten habe sie daher schon gewusst, für andere Erkundigungen aber habe sie extra lernen müssen: "... gerade die Bundestagsfragen. Jetzt weiß ich mehr. Das ist ein Plus“, findet sie an der "Paukerei" gleich noch etwas Positives.

Günther will den deutschen Pass, weil sie mit ihrem Heimat-Ausweis Probleme hatte. „Serbien erkennt diesen Pass aus dem Kosovo nicht an. Mit dem neuen Pass stehen dir alle Türen offen. Du kannst reisen, wohin du willst." Außerdem fühle sie sich in Deutschland wie zu Hause, fügt sie hinzu. Und: „Wo man sich wohl fühlt, da ist man zu Hause.“

Die neun Teilnehmer, die sich in Alsfeld dem Einbürgerungstest gestellt haben, kamen aus neun verschiedenen Ländern: Neben Frankreich, Kosovo und Polen waren auch die Landsleute aus Pakistan, den Philippinen, Türkei, Russland, Kolumbien und Rumänien vertreten. Die meisten der Teilnehmer hätten sich individuell vorbereitet, berichtete vhs-Fachbereichsleiterin Monika Schenker. Einige hätten aber bereits bei einem Orientierungskurs mitgemacht, bei dem ähnliche Themen wie im Test behandelt wurden.

Deutschtest als „heftigere Hürde“

Neben dem Einbürgerungstest müssen die Bewerber auch eine Sprachprüfung absolvieren. „Das ist die deutliche heftigere Prüfung“, urteilte Schenker über die beiden "Examen". Je nach Vorkenntnissen gehen dem Deutschtest bis zu 600 Unterrichtsstunden bei der Volkshochschule voraus. Wer dann die dreistündige schriftliche Prüfung und mündliche Prüfung besteht, der hat das Sprachzertifikat auf B1-Niveau. Diese weitere Voraussetzung für den Erwerb der deutschen Staatbürgerschaft haben die neun Frauen und Männer des 1. Einbürgerungstests in Alsfeld aber schon erfüllt.

Nun warten sie noch auf die Ergebnisse der Fragebogen-Prüfung. „Wenn ich bestanden habe, gehe ich mit dem Test und anderen Formularen zur Ausländerbehörde“, beschrieb Anna Rupp ihre weiteren Schritte auf dem Weg zur deutschen Staatsbürgerschaft. „Im Fernsehen habe ich mal gesehen, dass es eine Feier zur Einbürgerung gibt“, fügte Nadire Günther hinzu. (Daniel Kister)

Zum Nachlesen:

Einen Katalog mit möglichen Fragen zum Einbürgerungstest finden Interessierte unter: http://www.bmi.bund.de - Weitere Informationen zum Einbürgerungstest unter: http://hvv.vhs-bildung.de/2008/08/einburgerungstests/ +++


...und selbstironische Karikaturen zum vhs-Angebot hingen auch an der Wand

Der Fragebogen mit den "multiple-choice"-Antworten


Anna Rupp aus Polen (rechts) und Nadire Günther aus dem Kosovo (links) fanden die Fragen leicht.


Monika Schenker, Fachbereichsleiterin für Sprachen bei der vhs

Das Ergebnis der Prüfung soll dann ein deutscher Pass sein

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