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Oswald Henkel vor wenigen Tagen bei einer Bauern-Demo vor der Fuldaer tegut-zentrale... - Fotos: Archiv osthessen-news.de

...und vor einem Jahr bei einer Demo für "faire Preise" vor der Molkerei in Hünfeld

23.06.08 - REGION

"Bauernverband arbeitet gegen die Bauern" - Oswald HENKEL verlässt DBV

Der seit Jahren aktive "Öko-Bauer" Oswald HENKEL (51 / Bild) aus Hofbieber-Mahlerts (Kreis Fulda, Hessische Rhön) war in der Vergangenheit in vielen Dingen Vorreiter und Sprachrohr für die Belange der Landwirte - und nicht nur die der Bio-Bauern. Zuletzt stand Henkel in "vorderster Front" beim so genannten "Milchlieferstreik", um höhere Preise von den Molkereien und den Supermärkten für landwirtschaftliche Produkte zu "erstreiten". Am gestrigen Sonntagabend hat Oswald HENKEL (www.rhoenhof-henkel.de) dann für eine Überraschung gesorgt, denn aus Verärgerung über die Politik des Deutschen Bauernverbandes (DBV) und das Handeln des Hessischen Bauernverbandes (HBV) kündigte er die Kündigung seiner Mitgliedschaft im Bauernverband an. Besonders wegen der Komplexität des Themas hat sich die Redaktion entschieden, den Brief bzw. die Erklärung Henkels nachfolgend "IM WORTLAUT" zu veröffentlichen.

"Liebe Freunde und Kollegen/innen,

nach Kenntnisnahme dieser HBV-Milchinfo ist es für mich offensichtlich, dass die Spitze des DBV mit Duldung auch der Spitze des HBV nicht das unterstützt, für das wir kämpfen, sondern sogar noch dagegen arbeitet und auf Zeit spielt. Ich hatte während des Streikablaufes nach dem zögerlichen Einlenken der Verbandsspitzen wieder Hoffnung, dass sie zur Einsicht gekommen wären und mit uns an einem Strang ziehen würden. Nach dem Motto des Bauernverbandes: „Seid einig.“

Wesentliche Punkte des BDM-Konzeptes, wie Aussetzung der Saldierung und Änderung des Umrechnungsfaktors, die sofort eine Mengenentlastung am Markt und damit bessere Preise für die Erzeuger bringen, werden nicht unterstützt bzw. sogar noch in ihrer Wirkung in Frage gestellt. Das gleiche gilt für das vom BDM vorgeschlagene Umlageverfahren, dass es den Milcherzeugern ermöglichen würde, aus eigenen Mitteln den Markt nach ihren Bedürfnissen zu steuern und kostendeckende Preise zu erzielen.

Was die Strukturbereinigungen, sprich Fusionen bei den Molkereien in der Vergangenheit gebracht haben, sehen viele Milcherzeuger ständig auf ihren Milchgeldabrechnungen. Welches Mitspracherecht die Bauern noch bei den Großmolkereien haben, erleben wir zur Zeit ganz deutlich.

Wenn dann unsere Verbandsspitzen auch noch die Milchdiskussion dazu nutzen, den Gentechnik-Konzernen freie Fahrt geben zu wollen, indem sie die Einschränkungen, die für genmanipuliertes Futter gelten, lockern wollen, dann kann ich diese Politik nicht mehr mittragen. Denn all das führt meiner Meinung nach zu noch mehr Abhängigkeiten für uns Bauern.

So leid es mir auch für die ehrliche, sachliche und auch menschlich sehr gute Zusammenarbeit auf Kreisebene unseres Bauernverbandes tut, ich kann unter den oben genannten Gesichtspunkten nicht anders.

Mir persönlich geht es im Moment so, wie beim Milchwegschütten. Ich habe damals keine andere Möglichkeit gesehen zu dieser Zeit so zu handeln, um das Ziel, faire Verhältnisse am Milchmarkt, zu bekommen, zu erreichen. Genauso ist jetzt für mich die Zeit gekommen in diesem Punkt zu handeln. Die Zeit des Taktierens und des Diskutierens ist vorbei. Jetzt ist jeder gefordert, sich zu positionieren für ein System, was uns Milcherzeuger in die Lage versetzt, als gleichwertige Partner am Markt zu agieren.

Deshalb werde ich schweren Herzens aus dem Bauernverband austreten.

Ich hoffe, dass die vielen Austritte die zur Zeit ausgesprochen werden, ein Umdenken und Einlenken der Verbandsspitzen ermöglicht, um vielleicht nach Ablauf der Kündigungsfrist sagen zu können, jetzt macht der Verband eine Politik für die Mehrheit an der Basis, die auch ich wieder als Mitglied mittragen kann.

Ich habe bis gestern gehofft und gekämpft, dieses härteste Mittel nicht einsetzen zu müssen. Wenn aber die Spitze des Verbandes die Interessen der Mehrheit der Basis meiner Meinung und auch nach Meinung vieler Kollegen, nicht mehr vertritt und auch noch dagegen arbeitet, ist dieser Schritt für mich jetzt unumgänglich. Im Vertrauen darauf, dass Ihr meine Entscheidung nachvollziehen könnt und als Anregung auch Eure eigene Positionierung unter diesen Gesichtspunkten überdenkt,

verbleibe ich mit herzlichen und solidarischen Grüssen

Euer

Oswald Henkel

PS : Diese Woche hatte ich Gelegenheit den Träger des alternativen Nobelpreises, den kanadischen Farmer Percy Schmeisser quer durch den Vogelsberg zu chauffieren. Die Begegnung mit ihm hat mir noch mal eindrucksvoll bestätigt, dass man Rückgrat braucht, wenn man für eine gute Sache kämpft und sich nicht verbiegen lassen darf ! +++

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